Drohschreiben aufgetaucht Ramadan-Feier in Marburg abgesagt - Stadion wieder freigegeben
In Marburg hat die Polizei eine Feier am Stadion zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan unterbrochen. Vorher war ein anonymes Drohschreiben gefunden worden. Ein Sprengstoff-Attentat konnte offenbar nicht ausgeschlossen werden.
Am Freitagmorgen kam es zu einem Polizeieinsatz am Marburger Georg-Gaßmann-Stadion. Laut Polizei waren zuvor anonyme Drohschreiben an Behörden und Medien verschickt worden - auch an das Ordnungsamt und die Stadt Marburg.
Darin sei angekündigt worden, die Feier zum muslimischen Zuckerfest, die in dem Stadion stattfinden sollte, zu stören. Die Polizei sperrte die Veranstaltungshalle und suchte sie mit Sprengstoffspürhunden ab.
Nachdem keine gefährlichen Gegenstände gefunden wurden, wurde die Halle gegen Mittag wieder freigegeben.
Zeitung: Fernzündung dreier Bomben angekündigt
Unklar blieb bis Freitagnachmittag, wie konkret die Drohungen in den Schreiben waren. Der "Oberhessischen Presse" lag nach eigenen Angaben eines der Drohschreiben vor. Darin hatte laut der Zeitung ein Unbekannter angekündigt, am Freitagmorgen drei Bomben im Georg-Gaßmann-Stadion in Marburg fernzuzünden.
Die Polizei in Marburg bestätigte diesen Inhalt nicht. Auf hr-Nachfrage antwortete ein Sprecher: "Der von Ihnen beschriebene Wortlaut und auch der Wortlaut Ihres Zitats aus der Oberhessischen Presse entsprechen jedenfalls nicht dem Wortlaut des Inhalts des mir bekannten Schreibens."
Die Polizei wisse von drei postalisch an Behörden und die Presse im Landkreis Marburg-Biedenkopf versandte identische Schreiben. "Diese sichergestellten Schreiben enthielten inhaltlich unbestimmt die Drohung der Störung eines Zuckerfestes." Aus ermittlungstaktischen Gründen mache man keine weiteren Angaben zum genauen Wortlaut des anonym verfassten Schreibens.
Gebet auf dem Parkplatz vor dem Stadion
Geplant war der Einlass ins Stadion um 8.30 Uhr. Bereits um 9.30 Uhr sollte ein Gebet mit einer Predigt stattfinden, danach ein Fest mit Spielen für Kinder und jeder Menge Essen. Soweit kam es nicht. Das große Gebet fand stattdessen auf dem Vorplatz zum Stadion, dem Parkplatz, statt.
Um 11.45 Uhr beendete die Polizei ihren Einsatz, ohne etwas bei der Hallendurchsuchung gefunden zu haben. Die Beamten ermitteln nun wegen des Verdachts des Störens des öffentlichen Friedens durch Androhens von Straftaten.
Organisator: "Wir sind Teil Marburgs"
"Wir wollen hier friedlich beten, wir sind Teil Deutschlands, wir sind Teil Marburgs - und jetzt kommt so etwas. Das ist enttäuschend", sagte Fadi Einuz, einer der Organisatoren des Events. Man lasse sich nicht davon nicht aufhalten und wolle weiter feiern. Schätzungen zufolge wollten rund 2000 Menschen an der Veranstaltung teilnehmen.
Am Stadion gab der Veranstalter zunächst bekannt, dass man noch Hoffnung habe, wieder in die Halle am Stadion zu kommen. Schnell wurde aber die Reißleine gezogen und die Feierlichkeiten vor Ort abgesagt. Ein gemeinsames Essen sollte nach dem Freitagsgebet vor der Moschee in Marburg stattfinden.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 21.04.2023, 19.30 Uhr
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