Bilanz des Wetterdienstes Der Sommer in Hessen war deutlich zu warm
Zu warm, mehr Sonnenstunden und viele Schauer und Gewitter – das war der Sommer in Hessen. Der Deutsche Wetterdienst hob bei seiner bisherigen Bilanz ein Starkregenereignis besonders hervor.
Die Durchschnittstemperatur in Hessen lag von Juni bis August bei 18,4 Grad. Im Vergleich zur Referenzperiode 1961 bis 1990 war dieser Wert um 2,2 Grad höher, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) in einer ersten Bilanz des Sommers 2024 am Freitag mitteilte.
Im Vergleich zur wärmeren Periode 1991 bis 2020 ist die Temperaturabweichung geringer. "Die Empfindungen, ob ein Sommer warm oder kalt ist, haben sich in den letzten Jahrzehnten doch deutlich verschoben", sagte ein DWD-Meteorologe. Mit fast 36 Grad war Mitte August die bisher höchste Temperatur dieses Jahres in Hessen in Bad Nauheim (Wetterau) und Frankfurt gemessen worden.
Fast 725 Stunden Sonnenschein
Die Sonne zeigte sich in diesem Sommer laut DWD in Hessen überdurchschnittlich viel: Fast 725 Stunden schien sie von Juni bis August über dem hessischen Himmel. Der Vergleichswert liegt mit 586 Stunden deutlich darunter.
In Hessen herrschte in den vergangen drei Monaten eine oftmals "instabile Witterung mit zahlreichen Schauern und Gewittern vor", hieß es vom DWD. Erst am Donnerstagabend wurden in Teilen Nordhessens wegen Starkregen und Sturmböen vollgelaufene Keller und abgedeckte Dächer gemeldet. Allein in Reinhardshagen (Kassel) gab es rund 200 Einsätze.
169,8 Liter Regen pro Quadratmeter binnen acht Stunden
Nordhessen hatte es bereits am 1. August schwer getroffen: Die Wetterstation Trendelburg (Kassel) maß innerhalb von etwa acht Stunden eine Menge von 169,8 Litern pro Quadratmeter. "Es war mehr als das Doppelte des hiesigen Monatsniederschlags und die bundesweit höchste Tagessumme im August 2024", teilte der Wetterdienst mit. Ob es sich um einen neuen Rekord in Hessen handele, müsse noch überprüft werden.
In der Landesfläche fielen bis zum August-Ende 215 Liter pro Quadratmeter und damit etwas weniger als in der Vergleichsperiode (222 Liter).
Immer wieder Tiefausläufer
Dabei war der Sommer ein Wechselspiel: Anfangs war es kühl, erst am Ende wurde es heiß. Der August endet laut DWD "mit einer ungewöhnlich hohen Temperaturabweichung". Während lokale Extremniederschläge beobachtet wurden, blieb die Sonnenscheindauer weitgehend im erwarteten Rahmen.
Ein DWD-Sprecher erläuterte, dass es in diesem Sommer vermehrt Starkregen gab. "Das lag an der prinzipiellen Großwetterlage, in der wir uns befunden haben. Dass wir eben nicht – wie in den letzten Jahren oft der Fall war – von einem sogenannten blockierenden Hochdruckgebiet betroffen waren, sondern eher an dessen Flanke lagen."
Dadurch seien immer wieder Tiefausläufer nach Hessen gekommen, "die dann auch entsprechend feuchte Luft mit sich gebracht und sich dann verstärkt in Starkniederschlagsereignissen abgeregnet haben".
"Der 28. warme Sommer in Folge"
Auch deutschlandweit war der Sommer zu warm. Das Temperaturmittel lag mit 18,5 Grad um 2,2 Grad über dem Wert der Referenzperiode 1961 bis 1990, wie der Wetterdienst nach der Auswertungen der Ergebnisse seiner bundesweit rund 2.000 Messstationen abschließend mitteilte.
Im Vergleich zur aktuellen Periode 1991 bis 2020 (17,6 Grad) betrug die Abweichung 0,9 Grad. In Summe ist der Sommer 2024 zwar kein neuer Rekordsommer, wohl aber "der 28. warme Sommer in Folge", wie der DWD berichtete.
Der Sprecher sagte: "Dieser Sommer war eine Blaupause für das, was wir auch in Zukunft erwarten, nämlich Sommer, die tendenziell immer wärmer werden." Auf der anderen Seite werde es beim Niederschlag immer längere Trockenphasen im Sommer geben, "die dann von Starkregenereignissen durchsetzt sein werden, die dann leider auch immer verheerende Wirkung haben können".