Protest gegen Waffenlieferungen an Türkei Ehemaliges türkisches Konsulat in Frankfurt besetzt

Aktivisten haben das ehemalige türkische Konsulat in Frankfurt besetzt. Sie protestieren gegen Waffenlieferungen an die Türkei. Die Polizei versuchte, das Dach zu räumen - brach ihre Maßnahmen aus Sicherheitsgründen aber ab.

Eingerüstetes vierstöckiges Haus mit einem Banner mit der Aufschrift "Defend Rojava", davor ein Zelt mit mehreren Menschen
Das ehemalige türkische Generalkonsulat in Frankfurt wurde am Samstag besetzt. Bild © Danijel Majic (hr)

Seit Samstagvormittag besetzen Aktivistinnen und Aktivisten das ehemalige türkische Generalkonsulat in Frankfurt. Unter dem Motto "Besetzen gegen Besatzung" wollen sie damit nach eigenen Angaben ihre Solidarität mit den kurdischen Selbstverwaltungsgebieten im Norden und Osten Syriens ausdrücken. Die Polizei sprach von pro-kurdischen Demonstranten aus dem linken Spektrum.

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Mehrere Dutzend Einsatzkräfte waren einem Polizeisprecher zufolge vor Ort und versuchten, das Gebäude zu räumen. Die Zeppelinallee im Frankfurter Stadtteil Bockenheim wurde zwischen Ludolfstraße und Sophienstraße für den Einsatz gesperrt. Auch ein Hubschrauber war zeitweise im Einsatz.

Maßnahmen zur Räumung des Dachs abgebrochen

Am frühen Abend befanden sich laut Polizei noch 16 Personen auf dem Dach des Gebäudes. Beamte versuchten, die Potestierenden vom Dach des momentan eingerüsteten Gebäudes zu holen. Nachdem die Aktivisten begonnen hätten, Teile des Baugerüsts abzumontieren und Sicherheitsnetze zu beschädigen, habe man die Maßnahmen auf dem Dach aber abgebrochen, teilte die Polizei mit.

Parallel zur Besetzung auf dem Dach versammelten sich nach Schätzung der Polizei rund 40 Personen vor dem Gebäude. Vier von ihnen wurden vorübergehend festgenommen, nachdem es zu kleineren Rangeleien zwischen Aktivisten und Polizei gekommen war. Bis zum Abend blieb die Gruppe von Unterstützern vor Ort, wie die Polizei berichtete.

Kampagne "Rise up for Rojava"

Die Aktion hängt mit der internationalen Kampagne "Rise up for Rojava" zusammen. Die Aktivistinnen und Aktivisten fordern demnach unter anderem ein Ende von Waffenlieferungen an die Türkei, da das Land die kurdischen Selbstverwaltungsgebiete im Norden Syriens angreife. In der Gegend ist die Kurdenmiliz YPG aktiv, die die Türkei als Terrororganisation ansieht.

Mit der Besetzung des Gebäudes in Frankfurt wolle man sich gegen die "drohende Besatzung Rojavas" stellen, teilten die Aktivistinnen und Aktivisten mit. Eine Besatzung des Gebiets "würde für die Menschen vor Ort Unterdrückung bedeuten und Rojava als ökologisches, demokratisches und feministisches Projekt in Mitten eines Kriegsgebiets zerstören", hieß es in der Mitteilung.

Jahrelanger Leerstand

Vor einigen Jahren hatte das türkische Generalkonsulat seinen Standort von der Zeppelinallee an die Kennedyallee im Frankfurter Süden verlegt. Die denkmalgeschützte Villa an der Zeppelinallee steht seitdem leer. Laut Polizei ist das Gebäude noch immer im Besitz des türkischen Staates.

Weitere Syrien-Proteste in Frankfurt

Im Zusammenhang mit den aktuellen Entwicklungen in Syrien gab es in Frankfurt am Samstag weitere Proteste. In der Frankfurter Innenstadt versammelten sich zudem am Nachmittag laut Polizei rund 1.000 Demonstrierende zu einer Kundgebung zum Thema "Solidarität mit der syrischen Revolution". Die Veranstaltung sei bis auf ein kleineres Handgemenge ohne besondere Vorkommnisse verlaufen, sagte der Polizeisprecher. 

Für den späten Nachmittag war eine weitere Demonstration angekündigt: Ein Bündnis hatte zu einer Lichterdemonstration unter dem Motto "Licht für Rojava - Frieden für Syrien" aufgerufen. Auch diese Aktion wollte nach Angaben der Veranstalter auf Angriffe auf die kurdischen Gebiete in Syrien aufmerksam machen. Wie die Protestierenden am ehemaligen Konsulat forderten die Organisatoren unter anderem ein Ende von Waffenlieferungen an die Türkei.

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe