Maskensprung mit 1.000 Aktiven Bunt und geheimnisvoll: Einzigartiger Fastnachtsumzug in Herbstein

Dieses Karnevalsspektakel ist eine Rarität: In Herbstein findet nach sechs Jahren wieder ein Maskensprung statt. Der Umzug zeigt urige Bräuche, skurrile Masken und Figuren - ein Kontrastprogramm zum Party-Karneval.

Mitglieder einer Narrenzunft feiern maskiert bei einem Fastnachtsumzug.
Mitglieder einer Narrenzunft feiern maskiert bei einem Fastnachtsumzug. Bild © Fastnachtsvereinigung Herbstein

Es ist ein schaurig-schönes Fastnachtsspektakel, das nur selten zu sehen ist. Sechs Jahre nach der jüngsten Auflage in 2019 findet am Samstag wieder der sogenannte Maskensprung in der Fastnachtshochburg Herbstein (Vogelsberg) statt.

Audiobeitrag
Bild © Fastnachtsvereinigung Herbstein | zur Audio-Einzelseite
Ende des Audiobeitrags

Weil der Umzug aufgrund des großen organisatorischen Aufwands nur alle paar Jahre veranstaltet wird, steigen bei der gastgebenden Fastnachtsvereinigung Herbstein (FVH) Anspannung und Vorfreude. "Die Veranstaltung genießt einen großen Stellenwert in der Region und darüber hinaus", erklärt Sprecher Manuel Hensler. "Daher wollen wir etwas Tolles auf die Beine stellen."

Fast vergessene Tradition aufleben lassen

Bei diesem Umzug ziehen ausschließlich maskierte Fußgruppen durch die Straßen und Gassen, begleitet von Musikkapellen. Sie wollen die große Vielfalt uriger Fastnachtsbräuche zeigen, die die Jahrhunderte überdauert haben, aber nur noch selten präsent sind. "Wir wollen diese fast in Vergessenheit geratenen Traditionen aufleben lassen", erläutert Hensler.

Auch auswärtige Gästegruppen, Narrenzünfte der schwäbisch-alemannischen Fastnacht, nehmen teil. Sie kommen aus dem Schwarzwald, aus Wolfach und Haßlach. Dabei sind auch Gäste aus Tirol (Österreich). Alle versehen mit den unterschiedlichsten Masken - manche gruselig, manche fröhlich.

Der Maskensprung stellt in der Fastnachtssession das Kontrastprogramm zum modernen Party-Straßenkarneval dar. Maskierungen waren früher in der Fastnacht üblicher als heute, sagt Manuel Hensler. "Wenn man damals zur Fastnacht über die Stränge geschlagen hat und der Obrigkeit mit Persiflage den Spiegel vorgehalten hat, wollte man nicht unbedingt erkannt werden."

2019 hatte der Umzug 7.500 Zuschauerinnen und Zuschauer angezogen. Auch am Samstag erwartet Hensler Tausende Besucher. Das ganztägige Programm beginnt um 11 Uhr, der Maskensprung startet um 18 Uhr. Mehr als 1.000 Aktive werden zweimal hintereinander den 1,5 Kilometer langen Rundkurs begehen.

Bajazz freut sich als Lokalmatador auf das Zusatz-Event

Die Herbsteiner Narren werden dabei von ihrem sogenannten Bajazz angeführt, der auch beim Springerzug am Rosenmontag vorneweg gehen wird. Die Ehre, den Zug anführen zu dürfen, wird alljährlich versteigert. In diesem Jahr setzte sich Marc-Xaver Klein durch. Er musste dafür die Rekordsumme von 7.110 Euro hinblättern. Womöglich trieb die Aussicht auf ein weiteres Highlight mit dem Maskensprung die Gebote in die Höhe.

Lokalmatador Klein sagt: "Für mich war die Teilnahme am Maskensprung auf jeden Fall eine zusätzliche Motivation bei der Auktion. Das wird etwas richtig Großes für die Teilnehmer und die Zuschauer." Als Bajazz wird er eine farbig bemalte Drahtgittermaske tragen. "Masken, vor allem aus Kunststoff, sind normal immer lästig. Aber meine Maske sitzt gut, es lässt sich bequem dadurch atmen."

Geheimisvolle Maskenträger und Strohbären

Besonders großen Aufwand werden die Strohbären auf sich nehmen, die beim Umzug mitlaufen. Die Träger der Kostüme werden zuvor bei einer stundenlangen und aufwendigen Prozedur in Stroh gewickelt. Der Strohbär wird von einem Treiber an die Kette genommen. Mit dem Brauch soll der Winter ausgetrieben werden.

Zwei kostümierte Menschen schauen in die Kamera: links ein Bär aus Stroh, rechts ein Mann mit Filzhut und Tamburin in der Hand.
Der Erbsenstrohbär und sein Treiber gehören zu den Traditonsfiguren der Herbsteiner Fastnacht. Bild © Fastnachtsvereinigung Herbstein

Die Herbsteiner haben darüber hinaus viele weitere Traditionsfiguren zu bieten: etwa den Fruchtbarkeitsstorch, die (Straßen-)Kehrer und einige Affen, die mit den Zuschauern am Streckenrand Schabernack treiben werden. "Sie alle sind maskiert, keiner weiß, wer sich darunter verbirgt. Das ist für alle ein besonderer Reiz", erklärt Hensler.

Sendung: hr4,

Quelle: hessenschau.de