Elf Tiere bereits tot Dem Tierheim in Butzbach sterben die Katzen weg

Das Tierheim in Butzbach kämpft gegen eine mysteriöse Katzenkrankheit. Innerhalb weniger Wochen sind dort 21 Tiere erkrankt, elf von ihnen qualvoll gestorben. Schuld könnte ein mutiertes Coronavirus sein.

Zwei Personen in Schutzanzügen behandeln eine Katze auf einem Tisch, der mit einem Handtuch bedeckt ist. Die Umgebung sieht wie ein Tierheim oder eine Tierklinik aus, mit Käfigen im Hintergrund. Im Vordergrund steht ein Kratzbaum.
Schutzanzüge sind Pflicht: Tierärztin Susanne Konschewski und Tierheimmitarbeiter Mehmet Narcin impfen in Butzbach eine Katze gegen das Calicivirus. Bild © hr
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Katzen sterben an mysteriöser Seuche

hs 03.01.2025
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21 kranke Katzen, elf tote Tiere, Stand 3. Januar: Im Tierheim Butzbach ist das sprichwörtliche Elend ausgebrochen, fast die Hälfte des Katzenbestandes ist betroffen. Das Problem heißt Feline infektiöse Peritonitis (FIP) und wird von speziellen Coronaviren ausgelöst, die im Katzenkörper mutieren.

Kein Arzt konnte helfen

Den ersten Fall in Butzbach gab es Ende Oktober. Ab Mitte November ging die Krankheitswelle dann so richtig los. Damals, berichtet Tierheimleiterin Claudia Maid, musste sie mitansehen, wie eine Katze nach der anderen krank wurde und "elendig starb". Und das, obwohl FIP eigentlich nicht als ansteckend gilt. "Es war eigentlich von Anfang an klar, dass hier irgendwas Seltsames vor sich geht. Kein Arzt, niemand konnte uns helfen."

Ein Metallzaun mit einem angebrachten Schild. Auf dem steht in roter Schrift: "Das Katzenhaus ist aktuell für Besucher gesperrt!"
Das Katzenhaus im Tierheim Butzbach darf nur noch von Mitarbeitern in Schutzkleidung betreten werden. Bild © hr

Übertragung von Katze zu Katze gibt Rätsel auf

Das Katzenhaus im Tierheim Butzbach ist seit Ende November geschlossen, alle Katzen sind in Quarantäne und die Mitarbeiter betreten es nur in Schutzanzügen. Die Tiere kauern in den Ecken oder ihren Schlafnischen, sind apathisch, verweigern das Fressen, atmen schwer.

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Eine Situation, die Tierärztin Susanne Konschewski aus Butzbach so auch noch nicht erlebt hat - zumal FIP in den vergangenen Jahren gar kein Thema gewesen sei. "Ungewöhnlich daran ist, dass diese Erkrankung plötzlich direkt von Katze zu Katze übertragen wird."

Eine getigerte Katze liegt in einem schwarzen Katzenkorb und schaut mit aufgestellten Ohren über ein cremefarbenes Handtuch hinweg. Der Korb befindet sich in einem Raum mit hellem Boden und einer Holzwand auf der rechten Seite.
Eine infizierte Katze im Tierheim Butzbach Bild © hr

Labore suchen nach einer neuen Variante

Dieses Phänomen gebe es zwar, so die Tierärztin, aber bislang nicht offiziell in Deutschland. Die Tiere in Butzbach seien auf eine auf Zypern nachgewiesene Variante getestet worden, die Ergebnisse seien jedoch negativ.

Proben wurden zur Untersuchung ins Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern), einer Bundesforschungseinrichtung für Tiergesundheit, geschickt. Dort konnte die mutmaßliche Virusmutation, die in Butzbach wütet, angezüchtet, aber bislang noch nicht bestimmt werden.

Zwei Personen in weißen Schutzanzügen sortieren medizinische Utensilien. In der Mitte befindet sich eine offene, rote Tasche mit Medikamenten und Spritzen. Auf dem Tisch liegen weitere medizinische Materialien und ein Blatt mit Text. Im Hintergrund ist ein großes Foto eines Hundes zu sehen.
Die Tierärztin Susanne Konschewski (links) und eine Assistentin bereiten im Tierheim Butzbach eine Impfung für die gesunden Katzen vor. Bild © Marc Klug

"Und deswegen stehen wir ein bisschen ratlos da und versuchen zu retten, was zu retten ist", sagt Tierärztin Konschewski. Alle nicht infizierten Tiere impft sie nun gegen Caliciviren, die zusätzlich bei den kranken Katzen nachgewiesen wurden - und ähnliche Symptome hervorrufen, wie sie in Butzbach auftreten.

Tierheim kämpft mit hohen Behandlungskosten

Die kranken Tiere bekommen Antibiotika und das Tierheim konnte sich das in Deutschland nicht zugelassene, antivirale Medikament GS-441524 besorgen, das es den Katzen nun in Eigenregie verabreicht. Dadurch habe sich inzwischen eine leichte Verbesserung eingestellt, ist das Tierheim vom Nutzen des Medikaments überzeugt.

Doch die Therapie dauert rund drei Monate. Und vor allem kostet sie eine Menge Geld. "Allein die Medikamente sind wahnsinnig teuer. Die ständigen Tierarztbesuche mit Blutbildern kommen natürlich noch on top. Es sind immense Kosten für den Tierschutzverein", sagt Tierheimleiterin Claudia Maid.

Laborergebnisse sollen Klarheit bringen

Maid wartet jetzt auf die Laborergebnisse vom Friedrich-Loeffler-Institut. "Wir erhoffen uns Aufklärung über die Übertragungswege und Inkubationszeiten, damit wir wissen, womit wir es zu tun haben. Wir gehen aber leider schon davon aus, dass das ein deutschlandweites Ding wird." Nachrichten über Fälle aus anderen Bundesländern an das Tierheim Butzbach brächten sie zu dieser Annahme.

Bis auf weiteres bleibt das Katzenhaus in Butzbach geschlossen, kein Tier zieht ein, keines kann ausziehen, obwohl einige Tiere bereits adoptiert wurden. Zum Frühjahr soll es wenn möglich aber wieder losgehen. Denn dann werden besonders viele freilaufende Katzen geboren - und sollen im Tierheim aufgepäppelt werden.

Für die Feline infektiöse Peritonitis (FIP) besteht laut Tiergesundheitsgesetz keine Anzeigepflicht gegenüber dem jeweils zuständigen Veterinäramt. FIP ist eine Infektionskrankheit, die durch ein Coronavirus ausgelöst wird, das nur Katzen befällt und von Katze zu Katze übertragen werden kann. Es gibt unterschiedliche Virusvarianten, ausgelöst durch Mutationen, mit unterschiedlichen Krankheitsverläufen. Allerdings bricht die Krankheit nicht immer aus, so dass Katzen über Jahre Träger sein können, ohne Krankheitsanzeichen zu haben oder krank zu werden.

Beim Ausbruch der Krankheit unterscheidet man zwischen der trockenen und der feuchten Form. Die trockene Form kann Symptome wie Appetitlosigkeit, Erbrechen, Fieber, Augenentzündungen und Atemprobleme verursachen. Bei der feuchten Form kommt es zu Flüssigkeitsansammlungen, vor allem im Bauch- und Brustraum.

Eine zufriedenstellende Therapie mit zugelassenen Medikamenten gibt es bisher noch nicht, so dass die Erkrankung meist tödlich endet. Verschiedene Universitäten führen hierzu aktuell Studien durch. Es gibt eine Impfung gegen FIP, die allerdings nur dann sinnvoll ist, wenn die Katze nicht bereits Träger der Krankheit ist. Tierhalterinnen und Tierhalter können ihre Katzen zudem schützen, indem sie für stressarme Bedingungen sorgen, beispielsweise indem sie die Katzen in kleinen Gruppen mit ausreichend Platz halten.

(Quelle: Wetteraukreis)

Redaktion: Katrin Kimpel

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de mit Informationen von Marc Klug (hr)