Energiesparverordnung läuft aus Licht an? Denkmäler und Bauten können bald wieder erstrahlen
Denkmäler im Dunkeln und erloschene Leuchtreklame: Das Gebot zum Energiesparen bei Beleuchtungen fällt Mitte April weg. Umweltschützer möchten daran festhalten. Ein Gesetzentwurf für Hessen ist in Arbeit. Aber wie verhalten sich die Kommunen: Lampen an oder aus?
In Teilen der Rhön sind seit einigen Monaten wieder mehr Sterne zu sehen. "Dank der Energiesparverordnung", sagt Sabine Frank in Fulda. Sie ist Koordinatorin des Sternenparks Rhön, der sich der Umwelt zuliebe dem Schutz nächtlicher Dunkelheit verschrieben hat. Der Sternenhimmel sei besser zu sehen, weil unter anderem Gebäude, Denkmäler und Werbetafeln nachts nicht mehr beleuchtet würden. Somit sei auch die Lichtverschmutzung zurückgegangen.
Frank setzt sich dafür ein, dass das so bleibt: "Denn künstliches Licht wirkt sich negativ auf die Artenvielfalt aus." Nach ihrer Beobachtung haben sich mittlerweile viele Tiere die Lebensräume wieder zurückerobert. Gerade Kirchen und Baudenkmäler seien für Fledermäuse, aber auch Felsenbrüter wie Falken und Eulen sehr attraktiv.
Verordnung fürs Energiesparen läuft nur noch wenige Tage
Die Energiesparverordnung gilt seit dem 1. September. Eingeführt wurde sie aus Sorge vor möglichen Energie-Engpässen in Folge ausbleibender russischer Gaslieferungen wegen des Kriegs in der Ukraine. Die Regelungen umfassen viele Bereiche. Etwa Vorgaben zur maximalen Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden, einen Verzicht auf Warmwasser fürs Händewaschen und Vorgaben zur nächtlichen Anstrahlung von Gebäuden, Denkmälern und Werbeflächen.
Zunächst galt die Verordnung bis Ende Februar. Dann wurde sie bis 15. April verlängert. Wie geht es nun in Hessen weiter? Das Hessische Wirtschaftsministerium sagte auf Anfrage, dass das Land die Verordnung nicht einfach verlängern könne. Und zwar "aus verfassungsrechtlichen Gründen", wie es aus Wiesbaden hieß. Denn die Verordnung folgte als Zweck dem Schutz der Energieversorgung.
Neues Gesetz soll Lichtverschmutzung reduzieren
Die Landesregierung arbeitet aber derzeit an einem neuen Gesetz, womit auch die Lichtverschmutzung reduziert werden soll. Der Entwurf sieht laut Ministerium vor, dass künftig außerhalb von Innenstädten und dem Geltungsbereich von Bebauungsplänen jede unnötige Beleuchtung durch künstliches Licht vermieden werden soll. Das betreffe auch die Beleuchtung von Fassaden öffentlicher Gebäude.
Es heißt aber auch: Kulturdenkmäler wie etwa Kirchen sollen wegen ihrer besonderen Bedeutung davon ausgenommen werden. Das Gesetz verfolge das Ziel, insgesamt ein besseres Bewusstsein im unbedachten Umgang mit Licht zu schaffen.
Was passiert nach dem 15. April?
Ab dem 15. April liegt die Entscheidung aber erst einmal bei Kommunen und Unternehmen, ob und wie stark Außenbeleuchtung zum Einsatz kommt.
Wie verfahren größere Städte in Hessen? Aus einer Antwort der Verwaltung der Stadt Frankfurt war keine künftige Vorgehensweise zu erkennen. Auch auf nochmalige Nachfrage wollte sich eine Sprecherin nicht konkret äußern.
Fulda ist einen Schritt weiter: Nach dem Ende der Verordnung werde die Akzent-Beleuchtung - wie etwa am Dom, Stadtschloss oder an der Orangerie - wieder eingeschaltet. "In den Sommermonaten sind die Zeitschaltuhren aber so eingestellt, dass sie etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang einschalten und dann um etwa 23 Uhr wieder ausgehen", erklärte eine Sprecherin der Stadt.
Kassel und Hanau beleuchten Wahrzeichen wieder
Die Stadt Kassel kündigte vor Kurzem an, die Energiespar-Maßnahmen zu streichen. Die Wassertemperatur in Schwimmbädern werde wieder auf Normal-Niveau angehoben, wie es auch andere Bäder schon getan haben. Aufgehoben werde auch die Begrenzung der Raumtemperatur in öffentlichen Arbeitsstätten. Und die Beleuchtung markanter Bauwerke wie Fridericianum, Drahtbrücke oder Zwehrenturm werde wieder in Betrieb genommen. Gleiches gelte für die Effektbeleuchtung wie die Lichtfliesen in der Neuen Fahrt oder an verschiedenen Bäumen.
In Hanau wird die Beleuchtung der Kulturdenkmäler und historischen Gebäude schrittweise wieder aufgenommen, wie die Stadt mitteilte. Doch es werde darauf geachtet, den Energieverbrauch niedrig zu halten. So würden künftig einige historische Gebäude und Denkmäler nur bis 22 Uhr statt bis 23 Uhr angestrahlt. Schloss Philippsruhe werde nur bis Mitternacht statt die ganze Nacht illuminiert.
In Darmstadt bleiben die aktuellen Maßnahmen bis Mitte Mai bestehen, wie die Stadt mitteilte. Denn dann wird die nächste Sitzung der städtischen Taskforce "Kommunale Energieversorgung" stattfinden. Dort sollen weitere mögliche Einsparungen für den Haushalt durch weniger Beleuchtung diskutiert werden. Zudem geht es um die Erarbeitung einer Beleuchtungsrichtlinie und die Reduzierung der Lichtverschmutzung. Geprüft werden sollen auch mögliche technische Alternativen, wie ein Stadtsprecher sagte.
Sendung: hr4, 05.04.2023, 11.45 Uhr
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