19 Grad und kälter Wärmflasche in der Uni, Sitzheizung in der Kirche

Um Energie zu sparen, muss die Heizung in öffentlichen Büros runtergedreht werden. Auch in Universitäten und Kirchen ist es in diesem Winter kühler als sonst. Kreativität ist gefragt, damit es warm bleibt.

Eine Frau sitzt in einer Kirchenbank, über der eine Decke hängt.
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Frieren in Büro, Uni oder Kirche?

hessenschau vom 24.11.2022
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Hasset Gessese studiert im ersten Semester Medizin. In ihrem Zuhause in einem Marburger Studentenwohnpark ist die Heizung kaputt, erzählt sie. Deswegen sei es gut, dass die Universität Marburg heizt - 19 Grad sind es in den Gebäuden. So richtig warm findet sie das aber auch nicht. "Neulich musste ich meinen Schal mit in die Vorlesung nehmen, die Jacke hat nicht mehr gereicht", erzählt sie.

Ihre Kommilitonin Lilly Lamers sagt, einige Studierende würden sich an kalten Tagen für die Vorlesung eine Wärmflasche mitbringen. Gegen die Zugluft hilft die allerdings nicht. Die Uni setzt neben weniger Heizen auf bewusstes Lüften wegen Corona.

Wissenschaft braucht mehr Energie als Lehre

Die Universität Marburg hat ambitionierte Ziele beim Energiesparen, hätte beim Heizen aber noch viel mehr einsparen können: durch ein Online-Semester, ohne Lehre in Präsenz. Das sei nach zwei Jahren Corona aber keine Option gewesen, sagt Universitätspräsident Thomas Nauss.

Der Universitäts-Präsident Thomas Nauss sitzt am Schreibtisch
Präsident der Universität Thomas Nauss Bild © Mia von Hirsch

Allein um die Forschung aufrechtzuerhalten, verbrauche die Universität etwa 65 Prozent der Energie. Und der Wissenschaftsbetrieb ruhe nie. "Bildung und Forschung leben von Präsenz und dürfen nicht eingeschränkt werden", findet Nauss. Der Unterricht in Präsenz und die Bibliothek, die bis in die Nacht geöffnet bleibt, seien auch aus sozialen Gründen wichtig.

Wären die Studierenden nicht in der Uni, müssten sie bei sich zu Hause mehr heizen, erinnert Nauss. Dadurch würden die Probleme der erhöhten Energiekosten sowie des Energieverbrauchs nur in den privaten Raum auf jede einzelne Person geschoben. Stattdessen bemühe sich die Uni darum, Veranstaltungen gemeinsam in wenige Gebäude zu verlegen, um so Energie einzusparen. In den Laboren würden beispielsweise Trockenschränke zusammengelegt. Geräte, die nicht genutzt werden, würden ausgeschaltet.

Decken verteilen und zusammenrücken

Die evangelische Kirche in Wolfhagen (Kassel) ist deutlich kühler: Zwischen 15 und 16 Grad zeigt das Thermometer während der Gottesdienste an. Frieren muss hier trotzdem niemand. Dafür sorgt Pfarrerin Anja Fülling: Sie legt Decken in der Kirche aus, das habe bisher gut funktioniert. Unter den Bänken gibt es außerdem Stromheizungen, die erst kurz vor dem Gottesdienst angemacht würden.

Pfarrerin Anja Fülling
Pfarrerin Anja Fülling in einer Kirche in Wolfhagen. Bild © Jochen Schmidt

Bisher habe niemand gesagt, die Kälte sei ein Grund, nicht zum Gottesdienst zu kommen, sagt Fülling. Man rücke stattdessen zusammen. Um Energiekosten zu sparen, hätten sie auch schon Gottesdienste in den Wohnzimmern der Gemeindemitglieder gefeiert, erzählt Fülling, oder unter freiem Himmel.

Maximal fünf Grad im Bistum Fulda

Die evangelische Landeskirche schreibt nicht vor, wie warm es in den Kirchen maximal sein darf. Anders ist das beim katholischen Bistum Fulda, dort werden seit Anfang Oktober die Kirchen auf maximal fünf Grad geheizt. Für Gottesdienste wird hier nicht zusätzlich geheizt. So wolle man helfen, Energie zu sparen und gleichzeitig das Klima zu schützen, heißt es auf der Homepage des Bistums.

Ganz so kalt muss es in Büros nicht sein. Öffentliche Arbeitgeber sind verpflichtet, die Temperatur auf 19 Grad zu senken, in privaten Unternehmen ist das freiwillig. Vorher lag die Mindesttemperatur bei 20 Grad. Frieren müsse niemand, teilt der Hessische Industrie- und Handelskammertag mit.

Ein Sprecher der R+V Versicherung aus Wiesbaden sagt, bei ihnen würden die Büros gemeinschaftlich zusammengelegt. Einige Gebäude würden dadurch nicht mehr genutzt. Die Frankfurter Volksbank will laut Börsen-Zeitung Energie einsparen, indem Computer und andere elektronische Geräte über Nacht ausgeschaltet werden.

Wer bei der Arbeit bei 19 Grad im Büro friert, kann übrigens juristisch gesehen nicht ohne Weiteres ins Homeoffice wechseln. Stattdessen soll man sich dicker anziehen.

Frauen frieren schneller als Männer

Aus medizinischer Sicht seien 19 Grad eine gute Temperatur für den Körper, sagt der Frankfurter Mediziner Mehran-Yaschar Adili. Die Wohlfühltemperatur liege bei den meisten aber eher zwischen 20 und 27 Grad. 19 Grad könnten sich bei Männern und Frauen ganz unterschiedlich anfühlen. Dafür sorgten die Hormone, durch die unter anderem die Muskelmasse beeinflusst werde, erklärt Adili.

Arzt Mehran-Yaschar Adili sitzt in einem Behandlungszimmer
Mediziner Mehran-Yaschar Adili Bild © Mia von Hirsch

Die Muskelmasse beim Mann sorge dafür, dass sie "kleine Heizkraftwerke" im Körper hätten. Das führe zu einer erhöhten Wärmeproduktion des Körpers. Bei Frauen sei das aufgrund des Hormons Östrogen weniger der Fall. Zudem habe der Mann auch eine etwas dickere Haut, das schütze zusätzlich vor Kälte. Deswegen liege die Wohlfühltemperatur für Frauen meist um ein oder zwei Grad höher als bei Männern. Ungemütlich seien 19 Grad für manche vielleicht, meint Adili, krank werde man davon aber nicht.

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Energiesparen ist Pflicht

Wegen der Energiekrise hat die Bundesregierung zum 1. September Maßnahmen zum Energiesparen beschlossen. Die Energiesparverordnung schreibt vor, dass es in öffentlichen Arbeitsräumen wie Büros nicht mehr wärmer als 19 Grad sein darf. Für körperlich schwere Tätigkeiten sind es sogar maximal 12 Grad.

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Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 24.11.2022, 19.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de

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10 Kommentare

  • Meine Tipps gegen das Frieren ist eine normale Raumtemperatur bei der ich mich wohlfühle. Kühler wenn ich körperlich etwas arbeite und wärmer wenn ich nichts tue. Von wegen Heizdecke oder Kissen. Im letzten Jahr ist mein halbes Bett wegen des defekten Heizkissens abgefackelt. Ich lag noch nicht drin und kann froh sein, dass nicht während meiner Schlafenszeit passiert ist. Ich besuche weder kalte Schwimmbäder, kalte Kirchen, zugige Theater. Soll wegen der Ukraine frieren wer will! Ohne mich!

  • Statt die gesamte Bude aufzuheizen punktuell dort heizen, wo die Wärme gebraucht wird. Heißt Heizdecke oder beheizte Sitzauflage statt ein Heizlüfter. Spart viel Energie ein, eine Heizdecke hat 70W, der Heizlüfter hingegen 2000W. Der Unterschied ist das 28-fache am Energieverbrauch. E-Auto-Fahrer wissen das, die kommen nämlich wesentlich weiter, wenn sie statt der Autoheizung nur die Sitzheizung nutzen. Das kann man auch auf das eigene Heim übertragen.

  • An die frierenden Herren: hm, wo sind denn Ihre kleinen Heizkraftwerke, von denen der Arzt hier spricht? Als Frau waren auch bisher 18 Grad für mich jedenfalls normale Raumtemperatur. 21 Grad hatte meine Oma gerne. Aber die saß auch nur in ihrem Sessel und gab kluge Ratschläge von sich.

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