Gegen "fossile Selbstzerstörung" Erneut Demonstrationen gegen Flughafen in Kassel
In Kassel ist nach über einer Woche mit Protesten der Letzten Generation gegen den Kassel Airport weiter demonstriert worden: Ein Bündnis aus verschiedenen Gruppen kam auf der Hafenbrücke zusammen. Bis zum Abend gab es Verkehrsbehinderungen.
Wie die Polizei mitteilte, haben sich am Samstagmittag rund 120 Menschen auf der Kasseler Hafenbrücke zu einer Kundgebung gegen den Kassel Airport versammelt.
Das Bündnis "Stoppt fossile Subventionen", das sich nach eigenen Angaben aus verschiedenen Klima-Gruppen aus ganz Deutschland zusammensetzt, forderte "gerechtere Investitionen in unsere Zukunft statt Steuergelder für fossile Selbstzerstörung".
Bündnis: "Klimakatastrophe spürbar"
Dass die Klimakatastrophe spürbar angekommen sei, zeige sich auch am von Extremwettereignissen geprägten Sommer, hieß es in einer Mitteilung der Veranstalter. "An Hitze sterben in Europa jährlich mehr als 47.000 Menschen", so das Bündnis.
Die Kundgebung reiht sich ein in länger anhaltende Proteste in Kassel der Klimagruppe Letzte Generation. Laut den Veranstaltern beteiligten sich an der Demonstration am Samstag auch die Gruppen Scientist Rebellion, Eltern gegen die Fossilindustrie, Brücke des Glaubens, Extinction Rebellion und das europäische Bündnis United for Climate Justice.
Verkehrsbehinderungen bis zum Abend
Die Polizei sprach von einem vorerst friedlichen Verlauf ohne größere Zwischenfälle. Es komme jedoch zu größeren Verkehrsbehinderungen im gesamten Stadtgebiet, informierte die Polizei am Mittag auf der Plattform X. Die Bundesstraße 3 zwischen Dresdener Straße und Weserstraße war bis etwa 18.45 gesperrt.
Laut Polizei kam es am Nachmittag neben der genehmigten Versammlung auch zu einer "nicht angezeigten Versammlung", bei der 26 Personen eine Fahrbahn blockierten. Zuvor habe es mehrfach Verfügungen gegeben, die Versammlung abseits der Straße durchzuführen. Die Identitäten der Personen seien festgestellt worden, um Ordnungswidrigkeitsverfahren einzuleiten.
Flughafen schreibt rote Zahlen
Seit seiner Eröffnung vor einem guten Jahrzehnt schreibt der Kassel Airport im nordhessischen Calden rote Zahlen. Im Jahr 2023 betrug das Defizit nach Angaben des hessischen Verkehrsministeriums 4,98 Millionen Euro.
In diesem Winterflugplan von November bis Januar gibt es keine durchgehend regelmäßigen Flugverbindungen, nur einzelne Flüge und Sonderreisen. Erst von Februar an sind wieder einige regelmäßige Verbindungen geplant.
Das Land Hessen ist größter Anteilseigner des Flughafens, die aktuelle schwarz-rote Koalition verteidigt den Flughafen: In ihrem Koalitionsvertrag bezeichnen CDU und SPD den Kassel Airport als "wichtiges nordhessisches Infrastrukturprojekt".
Proteste in Kassel seit über einer Woche
Die Demonstrierenden des Bündnisses forderten, Subventionierungen für den Betrieb des Flughafens zu stoppen und die Gelder stattdessen "zum Beispiel zur Finanzierung des Deutschlandtickets und einem attraktiven ÖPNV, für eine angemessene Kindergrundsicherung oder für den sozialen Wohnungsbau" einzusetzen.
Ähnliche Forderungen hatten die Aktivistinnen und Aktivisten der Letzten Generation in ihrem Protestcamp, das seit über einer Woche in der Kasseler Goetheanlage eingerichtet ist, bereits mehrfach geäußert - so auch im Gespräch mit dem Kasseler Oberbürgermeister Sven Schoeller.
Der Grünen-Politiker hatte dabei am Freitag bekräftigt, dass auch er gegen eine Subventionierung des Flugbetriebs am Kassel Airport sei, verwies aber auch auf die Landespolitik, die mehr tun könne als die Stadt. Scharfe Kritik an Schoellers Aussage kam von der SPD-Fraktion im Kasseler Rathaus und von Gewerbetreibenden am Kassel Airport.