Erntezeit in Lampertheim Wie der Knoblauch nach Südhessen kam

Knoblauch auf hessischen Äckern - fast so selten wie ein Einhorn. Familie Pantiru im südhessischen Lampertheim hat sich auf den Anbau der Knolle spezialisiert, mit rund 48 Hektar Ackerfläche betreibt sie einen der größten Knoblauchbetriebe Deutschlands. Nun beginnt die Erntezeit.

Frisch geernteter Knoblauch stapelt sich in Kisten in einer Lagerhalle.
Die Ernte eingefahren: Knoblauch stapelt sich bei Familie Pantiru in der Lagerhalle in Lampertheim. Bild © Anna Vogel/hr
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Süßlicher Duft liegt in der Luft, während in Lampertheim-Hüttenfeld (Bergstraße) ein Traktor über den Acker rattert. Knolle für Knolle landet erdbedeckter Knoblauch in einer Box. Bis zu zwölf Tonnen Knoblauch werden hier zur Erntezeit jeden Tag aus dem sandigen Boden gezogen.

Am Ende der rund sechswöchigen Saison Ende Juni werden es wohl rund 320 Tonnen sein, die dann in den betriebseigenen Kühlhäusern und gelagert und in einer großen Halle in Lampertheim geputzt, geschält und gewogen werden.

Knoblauch auf deutschen Äckern absolute Ausnahme

"Wir haben das mit dem Knoblauch angefangen, weil es eine Nische war", sagt Betriebschefin Konstanze Pantiru. Und das ist es bis heute: Der meiste Knoblauch wird aus Spanien, China und den Niederlanden importiert. Die deutsche Produktion ist bisher so gering, dass das Statistische Bundesamt den Anbau nicht einmal in eigenen Zahlen erfasst.

Laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung beschränkt sich die Produktion allerdings vor allem auf Süddeutschland. Konstanzes Ehemann Ciprian Pantiru schätzt, dass in Deutschland auf rund 400 Hektar derzeit Knoblauch angebaut werde, denn sein Betrieb versorge fast alle anderen mit entsprechendem Pflanzgut. Damit haben sich die Pantirus ein zweites Standbein aufgebaut

Familie Pantiru führt die Knolle in Hessen ein

Die Geschichte des Betriebs begann, als Konstanze Pantiru ihren Mann Ciprian auf dem Hof ihrer Eltern kennenlernte. "Da war ich 15, er war 18 und als Saisonarbeitskraft auf dem Hof." Dabei stand für das deutsch-rumänische Paar schnell fest: Sie wollen etwas anderes anbauen als die rund um Lampertheim üblichen Kulturen wie Spargel, Erdbeeren, Kartoffeln und Zwiebeln. Auf gerade mal einem halben Hektar begannen sie deshalb mit Knoblauchknollen zu experimentieren, die sie aus Rumänien mitbrachten.

Eigentlich ist Lampertheim fest in Spargel- und Erdbeerhand

Seit 2016 führt das Ehepaar mit drei Kindern einen eigenständigen Betrieb. Auf mittlerweile rund 48 Hektar bauen sie rund um Lampertheim Knoblauch an und liefern an namhafte Supermarkt- und Discounterketten in ganz Deutschland.

Davon erzählt die 37-jährige Konstanze Pantiru nicht ohne Stolz, denn viel Unterstützung hätten sie am Anfang nicht bekommen: "Viele haben uns auch belächelt, haben gesagt: Das ist eine Erdbeer- und Spargelhochburg, was wollt ihr mit dem stinkenden Zeug."

Ein Gewinner des Klimawandels

Nicht nur, dass Knoblauch in Deutschland nicht sehr beliebt sei, so Konstanze Pantiru, er brauche auch eigentlich trockenes, warmes Wetter. Die vergangenen heißen Sommer – für viele Landwirte eher ein Problem – hätten ihrem Anbau sogar in die Karten gespielt. Die sandigen Böden in Lampertheim beschreibt Pantiru als besonders geeignet, da es hier kaum Staunässe gebe.

Frisch geernteter Knoblauch mit Erde behaftet in einer Holzkiste auf dem Acker
Knoblauch kistenweise: Erntezeit auf den Äckern der Familie Pantiru in Lampertheim Bild © Anna Vogel/hr

Aber selbst wenn die Bedingungen passen würden, seien viele andere Landwirte von der Arbeit abgeschreckt, so die Betriebschefin. "Wenn man Knoblauch anbaut, dann ist man mit ihm verheiratet und kann auch nicht mehr viel anderes machen."

30 Saisonkräfte aus der rumänischen Heimat

Gerade während Erntezeit gelte es, ständig gegen die Zeit zu arbeiten: Fast rund um die Uhr müssen die Knollen aus der Erde gezogen werden, erklärt die Chefin. Denn blieben sie zu lange darin, könnten sie platzen.

Auch verkaufen die Pantirus inzwischen immer mehr frischen Knoblauch, der schnell weitervermarktet werden muss. Rund 30 Saisonkräfte arbeiten in dieser Hochphase mit auf dem Hof – allesamt rumänische Arbeiter aus dem Dorf von Ciprian Pantiru. Fachkräftemangel sei demnach kein Problem, schmunzelt Konstanze Pantiru, die inzwischen auch fließend rumänisch spricht.

Chefin isst zwei Zehen pro Tag

Jetzt bald werde es auf dem Knoblauchbetrieb aber wieder ruhiger. Auf den Knoblauchanbauflächen wachsen dann bis zum nächsten Jahr andere Kulturen wie etwa Süßkartoffeln. Zeit für die Pantirus, einmal durchzuatmen und ihr eigenes Produkt zu genießen.

Die Empfehlung der Betriebschefin, die selbst jeden Tag zwei bis drei Zehen Knoblauch isst, lautet: Einfach frischt zum Essen reichen, als Zaziki verarbeiten oder den Knoblauch auf dem Grill zubereiten.

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Redaktion: Katrin Kimpel

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Sendung: hr4, 26.06.2024, 07.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de