In der Wetterau Erstmals seit 1939: Wilder Steinadler über Hessen gesichtet

Vogelexperten freuen sich über eine außergewöhnliche Entdeckung am hessischen Himmel: Ein junger Steinadler wurde in der Wetterau gesichtet. Zum ersten Mal seit 84 Jahren.

Ein wilder Steinadler am Himmel
Ein wilder Steinadler fliegt über ein Naturschutzgebiet bei Karben Bild © Stefan Stadler
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Wilder Steinadler erstmals seit 1939 in Hessen gesichtet

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"Extrem aufregend und kaum zu glauben", berichtet Stefan Stadler von dem Moment, als er den "König der Lüfte" am Himmel entdeckte. Der Biologe Stadler ist Vizedirektor des Frankfurter Zoos und dort auch als Kurator zuständig für die Vögel. Am Sonntag war er allerdings privat unterwegs, zur Vogelbeobachtung in der Wetterau, als er ihn plötzlich sah.

Stadler berichtet: Er habe auf einem Beobachtungsturm im Naturschutzgebiet Ludwigsquelle bei Karben eigentlich durch ein Fernrohr eine Gruppen Rabenkrähen im Blick gehabt. Plötzlich seien diese Vögel sehr hektisch aufgeflogen. "Und dann habe ich aufgeschaut und sehr schnell den Grund für die Aufregung gesehen", erzählt Stadler.

Er entdeckte einen großen anfliegenden Greifvogel am Himmel, für den Vogelexperten eindeutig als Steinadler identifizierbar. "Am Gefieder konnte ich auch erkennen, dass es sich um einen Jungvogel aus dem Vorjahr handelte."

Adler hatte Beute dabei

Der Steinadler sei im Flug von mehreren Rabenkrähen attackiert worden, was ihm allerdings nicht viel ausgemacht habe. Dann sei er verschwunden, aber eine Viertelstunde später noch einmal aufgetaucht - dann sogar noch näher am Beobachtungsturm, sodass Stadler ihn besser fotografieren konnte.

Stadler erkannte zudem, dass der Adler Beute gekrallt hatte. Was genau, habe er jedoch nicht erkennen können. "Steinadler sind sehr effektive Jäger, sie jagen zum Beispiel Enten, Gänse oder Kaninchen", so der Biologe.

Ein wilder Steinadler am Himmel
Ein wilder Steinadler fliegt über ein Naturschutzgebiet bei Karben Bild © Stefan Stadler

Gesellschaft für Vogelkunde: "Großes Glück"

Anhand der Fotos bestätigte die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), dass es sich um einen Steinadler handelt und sprach von einem "großen Glück".

Der letzte Vogel dieser Art sei in Hessen 1939 gesichtet worden - zufälligerweise auch in der Gemeinde Karben. Auf den Fotos seien keine Ringe, Lederriemen oder andere Markierungen zu erkennen, sodass der Adler vermutlich nicht aus einer Haltung entflogen sei.

Dass der Adler in Hessen sesshaft werden will, dafür gibt es laut HGON und Stadler allerdings keine Hinweise. Es sei wahrscheinlich, dass es sich um einen durchgereisten Adler handelte, möglicherweise aus den Alpen oder aus Skandinavien. "Es ist nicht untypisch, dass Jungvögel auf die Reise gehen und sich umgucken, wo es sonst noch schön ist", so Stadler. "Erst ab einem Alter von vier oder fünf Jahren fangen sie an zu brüten."

Adlerpopulation in Deutschland zurückgegangen

Steinadler haben eine Spannweite von bis zu 2,3 Metern und gehören zu den größten Adlerarten. Sie brüten in Deutschland nur noch im Alpenraum.

Waren sie früher an vielen Orten in Deutschland sesshaft, etwa im Thüringer Wald oder in der Eifel, wurden sie laut Naturschutzbund Deutschland bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts in Europa massiv bejagt. Die Population wurde dadurch stark zurückgedrängt. Im Jahr 2016 wurden im deutschen Alpengebiet noch etwa 50 streng geschützte Brutpaare gezählt.

Der wohl berühmteste Steinadler in Hessen ist wohl Adler Attila, das Maskottchen der Eintracht Frankfurt, der einem Falkner gehört.

Eintracht-Maskottchen Attila auf dem Arm von Falkner Norbert Lawitschka
Eintracht-Maskottchen Attila auf dem Arm von Falkner Norbert Lawitschka Bild © Imago Images
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Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 16.02.2023, 19.30 Uhr

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Quelle: Saskia Klingelschmitt, Rebekka Dieckmann, hessenschau.de