Eternitplatten und Altreifen entsorgt Habichtswald bei Kassel als Mülldeponie missbraucht

Die Entsorgung umweltgefährdender Stoffe ist teuer - und so landet immer wieder Müll im Wald. In Kassel haben Unbekannte erst kürzlich ihren Abfall im großen Stil entsorgt, darunter Altreifen, Baggerketten und asbesthaltige Eternitplatten.

Müll im Habichtswald entsorgt
Unbekannte haben Müll im Habichtswald entsorgt Bild © Julia Maria Klös, hr
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Illegaler Müll im Habichtswald

Müll im Habichtswald entsorgt
In den Wald geschmissen: Gummiketten von Baggern. Bild © Julia Maria Klös, hr
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Männer in weißen Schutzanzügen hieven einen schweren Industriemüllsack an eine Traktorgabel. Sie tragen Handschuhe und Masken. In dem sogenannten Bigpack befinden sich Eternitplatten, sie enthalten gesundheitsschädliches Asbest.  

Der Arbeitsort der Männer ist keinesfalls eine Mülldeponie, sondern der Habichtswald bei Kassel. Den Müll, den die Männer entsorgen, haben Unbekannte kürzlich in der Nähe von zwei Wanderparkplätzen illegal abgeladen.

Für die Naturschützer im Naturpark Habichtswald ist das kein neues Phänomen. Immer wieder wird ihr Revier rund um Kassel von Umweltverschmutzern vermüllt.  

Keine hessenweite Statistik

Wie häufig Müll im großen Stil in Hessen im Wald entsorgt wird und welche Wälder besonders betroffen sind, ist unklar. Der Landesbetrieb Hessen Forst führt darüber keine Statistik. Sprecherin Michelle Sundermann bestätigte jedoch die Beobachtung der Kollegen in Kassel. Es komme regelmäßig vor, dass Naturschützer Müll in Hessens Wäldern entdeckten. Das sei ein konstantes Problem.

Müll im Habichtswald
Immer wieder werden Altreifen im Wald entsorgt. Bild © Tina Danner, hr

Illegaler Müll - ein konstantes Problem im Wald 

Nach Einschätzung von Hessens Forstämtern machte sich auch die Corona-Krise bemerkbar. Die Ämter registrierten mehr Müll im Wald, auch weil die Menschen zu Hause waren und mehr Zeit zum Entrümpeln hatten. Gleichzeitig waren die Wertstoffhöfe geschlossen.

Auch Gartenabfälle werden laut Sprecherin Sundermann im Wald entsorgt. Grünschnitthaufen haben negative Auswirkungen auf das Ökosystem Wald, auch wenn es sich auf den ersten Blick um Biomüll handelt. Sie ersticken die natürliche Bodenvegetation und nehmen Bodenlebewesen Luft, Licht und Wärme.

400 Autoreifen und Baggerketten  

Die Entsorgung bedeutet eine Menge Arbeit für die Mitarbeitenden des Naturparks. In den letzten beiden Wochen hätten Spaziergänger auffällig viele illegale Müllabladeplätze gemeldet, sagte Dagmar Löffler, Leiterin des Forstamts Kirchditmold.

Müll im Habichtswald
Dagmar Löffler: Immer wieder Müll im Wald. Bild © Tina Danner, hr

Vor allem unweit der B251 seien zuletzt immer wieder große Mengen Müll abgekippt worden - aber auch im Kaufunger Wald im Osten Kassels, erzählt Löffler. Das mache es schwerer, die Verursacher zu identifizieren. Sie vermutet, es handele sich um Profis, die eine teure Entsorgung nicht bezahlen wollen. 

Neben den Eternitplatten in den sechs Bigpacks wurden an drei Stellen im Habichtswald 400 Altreifen entsorgt - zum Teil ohne Felgen. Eine Ladung davon mitten auf den Weg, dazu Baggerketten aus Gummi. Profis würden mit dem Altmetall der Felgen noch ein bisschen Geld verdienen, erklärt die Revierleiterin.  

Schaden in fünfstelliger Höhe 

Vor allem der Asbestmüll bereitet dem Forstamt Probleme: Knapp sechs Tonnen wurden in den Bigpacks entsorgt. Der aktuelle Schaden liegt in fünfstelliger Höhe - neben all der Arbeit, die Mitarbeiter aufwenden müssen.

Das Müllproblem im Wald sei massiv, sagt Löffler. Mittlerweile sei ein Polizeibeamter damit beauftragt, sich speziell um die Entsorgung von Altreifen zu kümmern. 

"Da steckt kriminelle Energie dahinter", bestätigt auch Jürgen Depenbrock, Geschäftsführer vom Zweckverband Naturpark Habichtswald. Es gebe Firmen, die für die Beseitigung von Schadstoffen Geld kassierten, diese dann aber illegal im Wald deponierten, statt sie ordnungsgemäß zu entsorgen. "Die kassieren das Geld und machen sich damit strafbar", so Depenbrock. 

Jürgen Depenbrock vom Naturpark Habichtswald steht vor einem Anhänger mit großen Industrie-Müllsäcken.
"Kriminelle Energie": Jürgen Depenbrock, Geschäftsführer vom Zweckverband Naturpark Habichtswald. Bild © Tina Danner, hr

Bis zu 50.000 Euro Bußgeld 

Trotz Ermittlungen: Die Aufklärungsrate sei nicht hoch genug, kritisiert Sundermann. Dabei sind die Strafen hoch, zumal schwere Fälle sogar als Straftat und nicht nur als Ordnungswidrigkeit bewertet würden, so die Sprecherin.  

Dazu kommen hohe Bußgelder. Bis zu 50.000 Euro kann illegale Müllentsorgung im Wald kosten. Das hatte 2021 ein Paar aus Gießen zu spüren bekommen. Der Mann und die Frau hatten nach ihrem Umzug rund 15 Kubikmeter Müll entsorgt, darunter Möbel, Kleidung und Elektrogeräte.

Weil sie auch Altpapier und Briefe achtlos im Wald weggeschmissen hatten, konnten sie als Verursacher ermittelt werden. Die Strafe: 10.500 Euro.

Weitere Informationen

Sendung: maintower, 06.10.2023, 18:00 Uhr

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Quelle: Stefanie Küster, Tina Danner, hessenschau.de