Ex-Personalchef im Feldmann-Prozess "Bei der AWO ist alles möglich gewesen"
Im Korruptionsprozess gegen den abgewählten Frankfurter OB Feldmann hat der ehemalige Personalleiter der AWO Frankfurt ausgesagt. Seine Aussagen werfen ein Schlaglicht auf das Management des Sozialverbands.
Am sechsten Verhandlungstag des Prozesses, in dem sich der abgewählte Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) vor dem Landgericht Frankfurt wegen Korruptionsverdachts verantworten muss, hat der ehemalige Personalleiter der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Frankfurt ausgesagt. Dabei kamen am Mittwoch wenig neue Informationen zutage, die den Ex-OB selbst betrafen - stattdessen gab es Einblicke in das Management der damaligen Führungsriege des Sozialverbands, namentlich des Ehepaars Richter.
"Es war einfach so, dass die Geschäftsführung entschieden hat, und ich habe das so hingenommen", sagte der Ex-AWO-Personalchef über seine früheren Vorgesetzten. Aus seiner Erfahrung mit dem einstigen Geschäftsführer, Jürgen Richter, und dessen als Sonderbeauftragte der Geschäftsführung eingesetzten Ehefrau Hannelore Richter, könne er sagen, "dass bei der AWO alles möglich gewesen ist". Nicht immer sei es dabei nach nachvollziehbaren Regeln gelaufen, die er sich gewünscht hätte, erklärte der 68 Jahre alte Zeuge.
Feldmann soll sich beschwert haben
Auch bei der Einstellung von Feldmanns damaliger Lebensgefährtin und späteren Ehefrau sei es so gelaufen. Ihm sei gesagt worden, er solle die Einstellung vorbereiten. Dabei habe es auch Maßgaben zur Höhe des Gehalts und eines Dienstwagens gegeben. Im späteren Arbeitsvertrag sei die Eingruppierung handschriftlich von der Geschäftsführung nachgebessert worden.
"Vorerfahrung hatte sie ja keine, einschlägige Berufserfahrung auch nicht", sagte er über die Berufsanfängerin. Es sei nicht der einzige derartige Fall bei der damaligen Frankfurter AWO gewesen: "Man hat Einstellungen vorgenommen, für die es nicht unbedingt einen fachlichen Grund gab", sagte der Zeuge.
Stattdessen hätten persönliche Freundschaften und Nähe zur SPD eine Rolle gespielt. Sehr viele Menschen hätten auf diese Weise profitiert. Feldmann selbst hätte sich angeblich beschwert, als der Dienstwagen seiner Frau abgenommen werden sollte.
Frankfurter wählten Feldmann ab
Die Staatsanwaltschaft wirft Feldmann vor, von der AWO Spendengelder und andere Vorteile angenommen zu haben. So soll Feldmann laut Anklage seiner späteren Ehefrau Zübeyde zu einer Stelle als Kita-Leiterin bei der Frankfurter AWO verholfen haben - samt überhöhtem Gehalt und Dienstwagen, ohne dass sie über Führungserfahrungen verfügte. Im Gegenzug habe er die Interessen des Sozialverbands wohlwollend berücksichtigen wollen. Feldmann weist die Vorwürfe zurück. Der 64-Jährige wurde am 6. November mit einem Bürgerentscheid abgewählt und ist seit vergangenen Freitag nicht mehr im Amt.
Das Verfahren gegen Feldmann steht in Verbindung mit dem AWO-Skandal um Betrugsvorwürfe in Millionenhöhe gegen ehemalige Führungsfunktionäre des Verbands in Frankfurt und Wiesbaden. Gegen das Ehepaar Richter laufen ebenfalls Ermittlungen.
Sendung: hr4, 23.11.2022, 12.30 Uhr
Ende der weiteren Informationen