Prozess nach 15 Jahren Ex-Pfarrer muss nach Vergewaltigungsvorwurf vor Gericht

2009 soll ein ehemaliger Pfarrer in Frankfurt eine Schülerin vergewaltigt haben. Nach zehn Jahren brach das mutmaßliche Opfer sein Schweigen - dann zog sich der Angeklagte aus der Affäre. Im Oktober beginnt nun doch der Prozess.

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Bereits zweimal war die Justiz mit dem Versuch gescheitert, den Prozess gegen ihn zu führen. Zuletzt hatte sich der Angeklagte krank gemeldet: Ein amtsärztliches Gutachten bescheinigte ihm, verhandlungsunfähig zu sein.

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Doch die Justiz ließ nicht locker. Das vorgelegte Schreiben reichte der zuständigen Strafkammer nicht aus. Sie beauftragte einen Sachverständigen, der die Verhandlungsfähigkeit des Angeklagten begutachten soll. Nach diesem Gutachten ist der 65-Jährige verhandlungsfähig.

Erst nach zehn Jahren angezeigt

Am 10. Oktober soll der Prozess gegen ihn beginnen. Dem ehemaligen Pfarrer wird vorgeworfen, am Rande des Konfirmandenunterrichts und nach einer Religionsstunde an der Frankfurter Waldorfschule in den Jahren 2009 und 2010 einer damals 14 beziehungsweise 16 Jahre alten Schülerin sexualisierte Gewalt angetan zu haben. In einem Fall habe er sie vergewaltigt.

Zehn Jahre lang hatte das Opfer über die Taten geschwiegen, bis sie 2020 Strafanzeige erstattete. 2022 erhob die Frankfurter Staatsanwaltschaft Anklage.

Schon früher Vorwürfe in der Gemeinde

In der Christengemeinschaft International, deren Pfarrer der Angeklagte war, waren ähnliche Vorwürfe bereits vorher bekannt. 2012 hatte sich eine andere junge Frau einem Pfarrer der Gemeinde anvertraut und von sexualisierter Gewalt berichtet.

Allerdings beharrte sie laut Christengemeinschaft darauf, dass weder die Gemeinde, noch die Schule und erst recht nicht der beschuldigte Pfarrer davon erfahren. Dennoch sei es der Gemeinde gelungen, sich von dem Pfarrer zu trennen.

Die Christengemeinschaft versteht sich als Gemeinschaft mit einem eigenen christlichen Gemeindeleben. Sie steht der Anthroposophie Rudolf Steiners nahe, ist nach eigenen Angaben aber eigenständig und ordnet sich außerdem keiner der klassischen religiösen Gemeinschaften zu. Weltweit zählt sie etwa 35.000 Mitglieder. In der Wissenschaft wird die Christengemeinschaft als Sekte eingestuft, während sie selbst dem widerspricht.

Nach der Anzeige im jetzigen Verfahren hatte die Christengemeinschaft ein Schreiben an ihre Mitglieder verschickt, das dem hr vorliegt. Darin hieß es: "Wir können leider aufgrund der berichteten Tatmuster nicht ausschließen, dass es weitere Betroffene geben könnte als bislang bekannt."

Drittes Strafverfahren

In der Gemeinde gibt es eine zentrale Anlaufstelle für Missbrauchsfragen. Die Waldorfschule hat dagegen erst nach der Berichterstattung auf hessenschau.de über die Vorfälle informiert.

Nach hr-Informationen gab es in der Vergangenheit bereits Vorwürfe und zwei Strafverfahren gegen den früheren Pfarrer. Dabei ging es um Übergriffe aus den Jahren 1993 bis 2013. Beide Verfahren wurden allerdings eingestellt - aus Mangel an Beweisen.

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de