Mehr als vier Jahre Freiheitsstrafe Ex-Pfarrer in Frankfurt wegen Vergewaltigung verurteilt

Das Landgericht Frankfurt hat einen ehemaligen Pfarrer und Religionslehrer zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Er hatte eine 16-Jährige nach dem Unterricht im Klassenraum vergewaltigt.

Das Land- und Amtsgericht Frankfurt von der Straße aus fotografiert. Davor ist ein Mensch zu sehen, wie er vorbeiläuft. Die Tür zum Gebäude steht offen.
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Der 65-Jährige wurde am Mittwoch wegen Vergewaltigung zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und zwei Monaten verurteilt. Zudem muss er 30.000 Euro Schmerzensgeld zahlen.

Der ehemalige Pfarrer der "Christengemeinschaft International" hatte im Jahr 2010 eine damals 16 Jahre alte Schülerin nach dem Religionsunterricht in der Frankfurter Waldorfschule im Klassenraum vergewaltigt, wie die Vorsitzende Richterin sagte.

Schon zuvor, als das Mädchen 14 Jahre alt gewesen sei, habe er sie am Rande eines Vorbereitungskurses auf die Konfirmation missbraucht.

Folgen für Opfer strafverschärfend

Strafverschärfend waren laut Urteil die massiven Folgen der Taten für das Opfer. Jahrelang habe die Frau nicht über die Gewalt sprechen können, die ihr angetan worden war. Sie habe massiv körperlich und psychisch gelitten und die Schule abgebrochen.

Im Prozess hatten sowohl Freundinnen als auch ihre Familie von einer extremen Wesensveränderung berichtet. Zehn Jahre lang hatte das Opfer über die Taten geschwiegen, bis die Frau 2020 Strafanzeige erstattete. 2022 erhob die Frankfurter Staatsanwaltschaft Anklage.

Angeklagter schwieg

Der Angeklagte äußerte sich nicht in dem Prozess. Der ehemalige Pfarrer ist laut seinen Verteidigern körperlich so schwer eingeschränkt, dass er nicht verhandlungsfähig ist.

Mehrere Anträge dazu lehnte das Gericht ab. Eine Revision gegen das Urteil ist möglich.

Christengemeinschaft: "Trauer und Scham"

Die "Christengemeinschaft International", deren Pfarrer der Verurteilte war, veröffentlichte am Mittwoch eine Stellungnahme zu dem Urteil.

"Wir als Christengemeinschaft sind von Trauer und Scham darüber erfüllt, dass es im Rahmen unseres religiösen Wirkens zu solchen Übergriffen und Verletzungen kommen konnte“, teilte der Öffentlichkeitsbeauftragte, Pfarrer Johannes Roth aus Stuttgart, mit. 

Im Jahr 2012 habe die Leitung der Christengemeinschaft erstmalig von Missbrauchsvorwürfen gegen den Pfarrer erfahren. Die Gemeinschaft habe ihn umgehend von sämtlichen Tätigkeiten suspendiert. 2014 habe er die Kirche vollständig verlassen. 

Die Christengemeinschaft versteht sich als Gemeinschaft mit einem eigenen christlichen Gemeindeleben. Sie steht der Anthroposophie Rudolf Steiners nahe, ist nach eigenen Angaben aber eigenständig und ordnet sich außerdem keiner der klassischen religiösen Gemeinschaften zu. Weltweit zählt sie etwa 35.000 Mitglieder. In der Wissenschaft wird die Christengemeinschaft als Sekte eingestuft, während sie selbst dem widerspricht.

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Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de mit Informationen von Heike Borufka (hr), dpa/lhe