Suche nach Beweismitteln Verbot der rechtsextremen "Artgemeinschaft" - Wohnungen in Hessen durchsucht

Das Bundesinnenministerium hat die rassistisch-völkische Vereinigung "Artgemeinschaft" aufgelöst. Bundesweit wurden dafür Wohnungen durchsucht - auch drei in Hessen.

Polizisten bei der Razzia gegen die Vereinigung "Artgemeinschaft" in einem Hauseingang
Auch in Hessen wurden Wohnungen der rassistisch-völkischen Vereinigung durchsucht. Bild © picture-alliance/dpa
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Razzia bei Vereinigung "Artgemeinschaft"

hs
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Am frühen Mittwochmorgen hat die die Polizei in zwölf Bundesländern Wohnungen von insgesamt 39 Mitgliedern der rassistisch-völkischen Vereinigung "Die Artgemeinschaft - Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung" durchsucht. Nach Angaben des Landeskriminalamts (LKA) in Wiesbaden vom Mittwoch wurden in Hessen drei Wohnungen durchsucht, in denen drei Männer und zwei Frauen im Alter von 37 bis 84 Jahren leben.

Die Wohnungen liegen den Angaben zufolge in Frankfurt, im Kreis Limburg-Weilburg und im Kreis Gießen. Festgenommen wurde bislang niemand, die Beamten sicherten Beweise. Wie eine LKA-Sprecherin am Mittwochnachmittag ergänzte, stellten die Ermittler unter anderem NS-Devotionalien, drei Gewehre, Munition und digitale Speichermedien sicher.

Dem Bundesinnenministerium zufolge richtet sich die rechtsextreme Gruppe "gegen den Gedanken der Völkerverständigung" und "gegen die verfassungsmäßige Ordnung". Ministerin Nancy Faeser (SPD) beschrieb die "Artgemeinschaft" als "sektenartige, zutiefst rassistische und antisemitische Vereinigung" und ließ sie verbieten. Bundesweit wurden 26 Wohnungen durchsucht, außerdem Räume der Vereinigung, die seit 1957 als Verein eingetragen ist.

Kinder nach heidnischen Gebräuchen erzogen

Die "Artgemeinschaft" hat nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung bundesweit rund 150 Mitglieder mit einem harten Kern von etwa 40 Personen. Sie ist mit vielen rechtsextremen und neurechten Gruppierungen vernetzt. Der Verein erfüllt demnach eine Scharnierfunktion zwischen den verschiedenen Strömungen der extremen Rechten.

Die Vereinigung unterhält acht regionale "Gefährtenschaften" und "Freundeskreise", die ebenfalls verboten wurden. Zu der Organisation sollen vor allem Ehepaare und zahlreiche Jugendliche und Kinder gehören, organisiert als völkische Siedler. Die Kinder werden nach angeblich heidnischen Bräuchen und germanischen Traditionen erzogen.

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Faeser, die bei der Landtagswahl am 8. Oktober als SPD-Spitzenkandidatin antritt, begründete ihre Entscheidung auch mit dem Kindeswohl. Sie sagte: "Diese rechtsextremistische Gruppierung hat versucht, durch eine widerwärtige Indoktrinierung von Kindern und Jugendlichen neue Verfassungsfeinde heranzuziehen."

Zehn-Punkte-Plan gegen Rechtsextremismus

In der vergangenen Woche hatte das Bundesinnenministerium die Neonazi-Gruppe "Hammerskins" verboten und Razzien in zehn Bundesländern durchgeführt. In Hessen hatten Ermittler ein Wohngebäude im Landkreis Fulda durchsucht. Vor allem durch die "manipulativ indoktrinierende Erziehung ihrer Kinder" und den Vertrieb entsprechender Schriften sei die "Artgemeinschaft" nicht weniger gefährlich als die "Hammerskins", sagte die Ministerin.

Die Razzien sind Teil des Zehn-Punkte-Plans von Faeser. Sie hatte im vergangenen Jahr angekündigt, verstärkt gegen Rechtsextremismus vorgehen zu wollen.

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Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 27.09.2023, 16.45 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Sonja Fouraté