Parksünder online melden Falschparker: Hessens Städte setzen auf digitale Anzeigenportale
Gehweg zugeparkt? Das lassen viele nicht mehr durchgehen. Tausende Menschen nutzen inzwischen digitale Portale, um Verstöße im ruhenden Verkehr anzuzeigen. Vorreiter ist Frankfurt. Andere Kommunen ziehen nach.
Auf Gehwegen, Radstreifen, Behindertenparkplätzen oder vor Feuerwehrzufahrten – in Frankfurt parken Autos immer wieder dort, wo sie nicht dürfen. Viele Bürgerinnen und Bürger wollen das nicht länger hinnehmen: Sie erstatten Anzeige.
Mehr als 12.000 private Meldungen gegen Falschparker sind in diesem Jahr bereits eingegangen. Um die Anzeigen besser erfassen und bearbeiten zu können, hat die Stadt vor einem Jahr ein eigenes Online-Portal eingerichtet.
Frankfurt mit Meldeportal für Falschparker zufrieden
Die Bilanz des Ordnungsamts fällt positiv aus. Sprecher Michael Jenisch erklärte auf hr-Nachfrage: "Vorher mussten alle privaten Anzeigen durch unsere Mitarbeiter in das Bearbeitungssystem übertragen werden. Dieser Schritt fällt jetzt weg."
Im Jahr 2024 seien 27.810 Privatanzeigen wegen Verstößen im ruhenden Verkehr über das Portal eingegangen. Seit dessen Einführung seien die Anzeigen auch vollständiger als vorher, die Bearbeitungsquote liege bei nahezu 100 Prozent.
Wer über das Frankfurter Meldeportal einen Verstoß beim Parken oder Halten melden will, muss die Situation sowie das Kennzeichen fotografieren. Zusätzlich sind persönliche Angaben wie Name, Adresse und eine gültige E-Mail-Adresse erforderlich – anonyme Anzeigen sind nicht möglich.
Ähnliche Online-Verfahren zur systematischen Erfassung von Falschparker-Anzeigen gibt es mittlerweile auch in Offenbach, Wiesbaden und Hanau. Die eingehenden Meldungen werden jeweils von den zuständigen Ordnungsämtern geprüft.
Wer ist "Anzeigenhauptmeister" in Hessen?
Auf hr-Nachfrage geben mehrere Städte Einblick in ihre aktuellen Zahlen: In Wiesbaden wurden im vergangenen Jahr rund 3.200 Anzeigen registriert, in Offenbach seit Einführung des Meldeportals im Oktober 5.370 Verstöße gemeldet. In Kassel wurden im Jahr 2024 insgesamt 6.000 Anzeigen erstattet, in Darmstadt wurden im vergangenen Jahr 4.371 vollständige Anzeigen registriert.
In Darmstadt konnten Falschparker bislang über ein Online-Formular im digitalen Rathaus gemeldet werden. In Kassel erfolgt die Anzeige derzeit ausschließlich per E-Mail oder Post. Beide Städte planen ein Meldesystem nach dem Frankfurter Vorbild.
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Auch Fulda hat noch kein Online-Meldesystem. Dort gingen im vergangenen Jahr 440 Anzeigen ein. Hanau schaltete im November vergangenen Jahres ein Portal frei. Seitdem sind 1.222 Anzeigen eingegangen. Zuvor habe die Zahl monatlich bei etwa 100 bis 150 gelegen, so das Ordnungsamt.
In Rüsselsheim waren es 589 Anzeigen. Die Städte Gießen und Marburg erfassen derzeit die Anzahl an Privatanzeigen gegen Falschparker nach eigenen Angaben nicht - Marburg plant aber ein Meldeportal.
Setzt man die Zahl der Anzeigen in Relation zur Einwohnerzahl, zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den hessischen Städten.
Offenbach fehlt in der Aufzählung, da die Stadt Privatanzeigen gegen Falschparker erst seit Oktober systematisch erfasst. Würde man die bisherigen Zahlen jedoch auf ein gesamtes Jahr hochrechnen, käme Offenbach auf rund 1.534 Anzeigen pro 10.000 Einwohner – und läge damit deutlich auf Platz 1 im hessenweiten Vergleich. Solche Hochrechnungen sind allerdings mit Vorsicht zu betrachten, da die monatlichen Meldezahlen teils stark schwanken.
Nicht überall funktioniert das System reibungslos
So reibungslos wie in Frankfurt funktioniert das System jedoch nicht überall. In Offenbach kann das Ordnungsamt nach eigenen Angaben nur etwa ein Drittel der eingehenden Meldungen verwerten. Viele Anzeigen überschneiden sich demnach mit der Arbeit des städtischen Außendienstes.
Ihre Kommentare Haben Sie selbst schon einmal einen Falschparker angezeigt – oder wären Sie dazu bereit?
62 Kommentare
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Jederzeit. Es muss 'dem Autofahrer' klargemacht werden, dass die Zeiten der Unantastbarkeit vorbei und neue Zeiten des Miteinander angebrochen sind, ganz besonders in den Städten. Natürlich wird der davon Betroffene dem 'Verräter' die Schuld geben (wie ja auch gern den Blitzgeräten), und alles andere als ein Miteinander erkennen wollen. Wenn wir der Entwicklung aber etwas Zeit lassen, beharrlich und konsequent sind und z. B. in Führerscheinunterricht und auch -prüfung das Thema stärker einbringen, wird sich der Wandel schon einstellen.
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Offenbach: In meiner Straße parken gerne etliche gewerbliche Transporter mit Überlänge in den PKW-Parkbuchten, so dass sie rückwärtig weit in den kombinierten Rad-/Fußweg hineinragen. Das Ordnungsamt riet mir zur Anzeige im Online-Portal. Das habe ich eine Weile gemacht, bis einer der rücksichtslosen Transporterfahrer ein adäquates Mittel dagegen fand: Nachdem er mich offensichtlich einmal beobachtet hatte, durfte ich mich über zwei zerstochene Reifen an meinem eigenen Fahrzeug freuen. Die Kombination aus rücksichtslos und kriminell erweist sich als sehr wirksam. Ich habe das Anzeigen umgehend eingestellt, einen Schaden von etwa 250 Euro und die Transporter parken weiterhin wie immer.
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Ja, natürlich. Immer dann, wenn das falsch geparkte KfZ andere Verkehrsteilnehmer gefährdet. Z.B. die Feuerwehr, Schulkinder, Radfahrer. Halten/Parken im absoluten Halteverbot ist kein Menschenrecht. Unversehrtheit beim Aufenthalt im öffentlichen Raum schon eher.
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