Ehepaar steht in seinem Garten vor einem tiefen Loch, das sich dort plötzlich auftat

Der Schreck sitzt tief bei Familie Bleyer im mittelhessischen Linden. In ihrem Garten hat sich ein tiefer Krater aufgetan. Dass niemand hinein fiel, war reines Glück. Die Ursache für das Loch könnte in einem alten Stollen liegen.

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Kindergeburtstag und Loch in Garten in Linden

Loch im Garten der Familie Bleyer in Linden.
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Eigentlich wollte Familie Bleyer aus Linden (Gießen) in ihrem Garten den Kindergeburtstag ihrer Tochter feiern. Doch am Donnerstag machte sie eine erschreckende Entdeckung: Wo grüner Rasen sein sollte, klaffte plötzlich ein riesiges Loch.

Die Gäste trudelten an dem Tag bereits ein, wie sich Vater Stephan Bleyer erinnert. "Als die erste Mutter ihre Kinder brachte, sprach sie mich an und fragte, was das für ein Loch ist." Er habe nachgesehen und "einen Riesenschreck" bekommen. Eine kleine Mulde, die die Familie in ihrem Garten kannte, hatte sich in ein metertiefes Loch verwandelt.

Kinder spielten noch morgens im Garten

Genau genommen ist der Krater mindestens zehn Meter tief und zwei Meter breit. Stephan Bleyer hat ihn ausgemessen. "Es ist wie ein tiefer Brunnen, wo man kein Ende sieht", sagt er. Die Gartenparty musste jedenfalls erst einmal warten. Mit Leitern und Bierbänken deckten Bleyer und ein Nachbar das ominöse Loch ab und führten einen alten Weidezaun drumherum.

Die kleine Tochter der Familie ist gerade vier Jahre alt geworden, der Sohn noch keine zwei. Noch am Geburtstagsmorgen hatten die beiden Kinder im Garten getobt - eine Vorstellung, die Vater Stephan Bleyer inzwischen Schauer über den Rücken jagt. "Man bekommt Gänsehaut, wenn man überlegt, was alles hätte passieren können", sagt er.

Loch könnte Lüftungsschacht sein

Zur Ursache für das Loch hatte Stephan Bleyer schnell eine Vermutung: Es könnte sich um den Lüftungsschacht des ehemaligen Stollens handeln, der laut Plänen unter dem Garten der Familie verläuft und nun eingesackt sein könnte. Eine plausible Erklärung, glaubt man auch beim Regierungspräsidium (RP) Gießen. Dafür spreche neben alten Karten die kreisrunde Form des Lochs, sagt RP-Sprecher Hendrik Ebert am Dienstag auf hr-Anfrage.

Die Bleyers wussten, dass es hier ein Bergwerk gab. Sie vermuteten auch, dass die kreisrunde Mulde im Garten, die sie immer wieder einmal mit Erde aufgefüllt hatten, damit zu tun haben könnte. "Aber dass es von jetzt auf gleich zehn Meter in die Tiefe abrauscht, damit hätte keiner gerechnet", sagt Stephan Bleyer.

Lauern weitere Löcher im Garten?

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Familie aus Linden entdeckt 10 Meter tiefes Loch im Garten

hs 14.05.2024
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Etwa drei- bis sechsmal im Jahr komme es vor, dass Bergbauschäden in Mittelhessen auftreten, sagt RP-Sprecher Ebert. Dass verfüllte Schächte nachsackten, sei bis zu einem gewissen Maß normal und passiere oft bei Regen. Allerdings entstünden dabei häufig nur kleine Senken und kein so tiefes Loch wie im Garten der Bleyers. "Meine These ist, dass jemand vielleicht einen Deckel aus Holz darauf gelegt hat, der jetzt eingebrochen ist", sagt Ebert. Genaueres wisse er nicht.

Auch wenn das Loch notdürftig abgesichert ist, fühlt sich die Familie nicht sicher. Sie fragt sich, ob im Garten weitere Löcher lauern.

Hinweise darauf gebe es: So hätten die Vorbesitzer des Hauses in den 1980er Jahren ein geologisches Gutachten beauftragt, in dem von einem kreisrunden Trichter in der Nähe der Terrasse die Rede ist. "Ist darunter vielleicht genau so ein Hohlraum?", fragt sich Stephan Bleyer. Auch alte Bergwerkskarten lassen Fragen offen. Während ein Plan im betreffenden Gebiet nur einen Schacht zeigt, sind auf einem weiteren Plan vier Schächte eingezeichnet.

Regierungspräsidium prüft Besitzverhältnisse

Stephan Bleyer hat das Bauamt und das Regierungspräsidium Gießen informiert, das für die Bergaufsicht zuständig ist. Das RP will nun nach eigenen Angaben prüfen, ob es noch einen Inhaber des alten Bergwerks gibt, der für das Auffüllen des Schachts in Bleyers Garten verantwortlich ist.

Eigens untersuchen will das Regierungspräsidium das Grundstück nicht. "Die Situation ist relativ eindeutig, wenn ich mir die Bilder angucke", so Ebert. "Es wird jetzt vielmehr darum gehen, gemeinsam mit dem Grundeigentümer das Ganze zu verfüllen." Dafür sei allerdings nicht das Regierungspräsidium zuständig, sondern die Stadt Linden sowie der mögliche Bergwerkseigentümer.

Wie es sein kann, dass sich in seinem Garten ein alter Schacht auftut, ist für Stephan Bleyer immer noch unverständlich. Er sagt, er sei davon ausgegangen, dass alte Schächte von stillgelegten Bergwerken "aufgefüllt und abgedeckt" werden, "so dass keine Gefahr mehr davon ausgeht".

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