Einsatz in Feuchtgebieten Wasserbüffel sind geborene Natur- und Klimaschützer
In verschiedenen Naturschutzgebieten in Hessen leben Wasserbüffel. Die außergewöhnlichen Rinder tragen zum Erhalt von Biodiversität bei und leisten einen Beitrag gegen die Klimakatastrophe.
Gemächlich trotten sie über die Wiese und schieben sich mit ihren dicken schwarzen Zungen reichlich Grünzeug ins Maul. Ein paar der Wasserbüffel dösen faul im Gras und lassen sich die Sonne auf den tonnenschweren Leib scheinen. Vermutlich ahnen sie nicht, dass sie mit ihrem Müßiggang hier im Grasellenbacher Niedermoor aktiven Klimaschutz betreiben.
Acht Wasserbüffel leben seit 2014 in dem Feuchtgebiet im Kreis Bergstraße. Seit 2021 sind sie zusammen mit knapp 30 Gallowayrindern Teil eines Naturschutzprojekts des Darmstädter Regierungspräsidiums, das zur Erhaltung des Niedermoors beitragen soll. Erst kürzlich erweiterte die Behörde die Weidefläche um 1,3 Hektar Moorgebiet.
"Die Büffel und Rinder haben hier eine sehr wichtige Funktion", sagt Elisabeth Apel-Isbarn von der Oberen Naturschutzbehörde, die das Projekt betreut. Indem sie den ganzen Tag fressen und trampeln, helfen die Tiere unter anderem, die Flächen und Wiesen offen zu halten und vor Überwucherung zu schützen, wie Apel-Isbarn erklärt: "Sie drängen damit zum Beispiel den Adlerfarn zurück."
Robusterer Verdauungstrakt
Die invasive Pflanze würde sich in Grasellenbach ohne die Büffel und Rinder schnell ausbreiten. "Das würde wiederum für das Moor wichtige Pflanzen wie etwa das Vollgras, die Knabenkräuter und Torfmoose verdrängen", sagt Apel-Isbarn. Torfmoose können etwa das 30-Fache ihrer Trockenmasse an Wasser speichern und tragen somit maßgeblich dazu bei, das Moor auch in trockenen Zeiten feucht zu halten.

Die Büffel spielen hierbei eine noch größere Rolle als die anderen Rinder. "Die Wasserbüffel können Gräser verdauen, die eine Kuh nicht vertragen würde", sagt Landwirt Wolfgang Schierenbeck, dem die über 30 Tiere im Niedermoor gehören.
Die Wasserbüffel fressen in Feuchtgebieten deshalb mehr Gräser, etwa den Adlerfarn oder schwer verdauliche Sumpfgräser und Schilf. "Die Büffel haben mehr Bakterien im Pansen und können solche Pflanzen verdauen", so Schierenbeck.
Baden für den Klimaschutz
Auch im Naturschutzgebiet Erlache in Bensheim und im Amphibienbiotop südlich von Lorsch sind seit 2018 im Wechsel fünf Wasserbüffel im Einsatz. Sie gehören dem Förderkreis Große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße, der auch verschiedene Rinder auf einer ehemaligen Rheininsel in Groß-Rohrheim betreut. Auch dort sollen die Tiere die Natur im Gleichgewicht halten und für eine hohe Biodiversität sorgen.
Neben Fressen und Umherlaufen haben die Büffel eine weitere Angewohnheit, die besonders Mooren und Feuchtgebieten zugute kommt: Sie suhlen sich sehr gerne im Matsch. Dabei entstehen Kuhlen, die sich mit der Zeit zu kleinen Tümpeln auswachsen.

"Die Büffel liegen dann darin wie in einer Badewanne", beschreibt Heike Schneider, die Vizevorsitzende des Förderkreises Große Pflanzenfresser, ihre Beobachtungen in Bensheim. "Das trägt dazu bei, dass die Gebiete feucht bleiben."
Die Büffel in Grasellenbach suhlen sich ebenfalls gerne im nassen Dreck. "Besonders im Sommer brauchen die Büffel die Erfrischung, weil sie nicht wie wir schwitzen und ihre Körpertemperatur daher nicht gut regulieren können", erklärt Landwirt Schierenbeck.
Büffel erhöhen Biodiversität
Er hat beobachtet, dass auch Amphibien diese Tümpel nutzen, um dort ihren Laich abzulegen. "Wir haben hier Molche und Frösche", sagt er. Ganz nebenbei zertreten die Büffel alte Wassergraben, die einst zur Entwässerung der Gebiete für die Landwirtschaft angelegt wurden. "Damit kann sich der Torf regenerieren, und das Moor bleibt feucht", sagt Schierenbeck.
Neben den Tümpeln sei der Dung der Tiere ein Faktor für mehr Biodiversität. Die Ausscheidungen zögen etwa Insekten- und Käferarten an, sagt Walter Öhlenschläger. Die wiederum seien als Futter für Vögel attraktiv. "Letztes Jahr haben wir im Frühjahr zum ersten Mal wieder einen Kiebitz gesehen", freut sich der Förderkreis-Vorsitzende.

Ähnliches geschieht in Erlensee (Main-Kinzig-Kreis), wo seit 2011 zahlreiche Wasserbüffel in den sogenannten Weideswiesen unterwegs sind. Bevor die Tiere kamen, habe sich die ehemalige Landwirtschaftsfläche zunehmend zu einem artenarmen Gebiet entwickelt, sagt Petra Behr, die Sprecherin der Stadt.
Schilf und Binsen hätten sich immer weiter ausgebreitet, wegen hoher Wasserstände sei es nicht mehr möglich gewesen zu mähen. "Durch die Beweidung mit Wasserbüffeln konnte dieses Problem gelöst werden", so Behr.
Moore sind wichtig für Klimaschutz
Indem Wasserbüffel einfach Wasserbüffel-Dinge tun, tragen sie also dazu bei, Biodiversität zu schaffen und Feuchtgebiete feucht zu halten. Jene Feuchtgebiete, die eine große Rolle für den Klimaschutz spielen.
"Moore können unheimlich viel Wasser und CO2 speichern", sagt Elisabeth Apel-Isbarn von der Oberen Naturschutzbehörde. Trocknen Moore allerdings aus, kann das CO2 wieder freigesetzt werden. Allein in Grasellenbach wären das laut Regierungspräsidium 170 Tonnen.
Intakte Moore könne hingegen das gespeicherte Wasser an besonders heißen und trockenen Sommertagen an die umliegenden Gewässer oder in die Luft abgegeben. "Das trägt auch zur Kühlung bei", sagt Apel-Isbarn.
Wasserbüffel sind günstiger als Maschinen
Ganz nebenbei seien die Büffel auch noch eine kostengünstige Alternative zu menschlichen Eingriffen in die Natur. "Ein solches Naturschutzgebiet mit Maschinen in Stand zu halten, ist sehr aufwendig und kostenintensiv", sagt Öhlenschläger. Im Verhältnis dazu seien Arbeit und Kosten, die man in die Tiere investieren müsse, deutlich geringer. "Nebenbei werden auch keine Abgase produziert." Außer von den Tieren selbst, muss man dazusagen.
Den gutmütigen Büffeln ist das alles herzlich egal. Solange sie genug zu fressen haben, im Winter einen warmen Unterstand bekommen und hin und wieder am Kopf gekrault werden, verrichten sie zuverlässig ihr gutes Werk.