Bestand von etwa 20 bis 30 Tieren Fischotter wieder in Hessen sesshaft
Der Fischotter galt in Hessen seit Jahrzehnten als ausgestorben - bis 2013 ein Exemplar im Vogelsberg nachgewiesen wurde. Zehn Jahre später gibt es mehrere Vorkommen in Hessen, sie bleiben aber gefährdet.
Eigentlich sollte eine Wildkamera im Vogelsberg helfen, Erkenntnisse über hessische Luchsvorkommen zu gewinnen - doch statt eines Luchses tappte 2013 ein Fischotter vor die Linse. Es war der erste gesicherte Nachweis seit Mitte des 20. Jahrhunderts in Hessen; damals galt der scheue Wassermarder als ausgestorben.
Vier stabile Vorkommen
Zehn Jahre später gebe es inzwischen landesweit vier stabile Vorkommen, wie das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) am Montag in Wiesbaden mitteilte. Diese liegen demnach im Vogelsberg- und Schwalm-Eder-Kreis, in der Wetterau, im Main-Kinzig-Kreis sowie im Landkreis Kassel.
Auch im Kreis Marburg-Biedenkopf sei mindestens ein Tier sesshaft geworden, erläuterte die Expertin Irene Glatzle vom HLNUG. Noch sei die Population in Hessen nicht über den Berg. Es dauere "naturgemäß" relativ lange, bis die Tiere ehemalige Lebensräume wiederbesiedelt hätten.
Straßenverkehr als Gefahr
Der Tod einzelner Tiere könnte dazu führen, dass ganze Populationen wieder verschwinden, da diese aktuell noch klein und isoliert seien. "Die häufigste Todesursache für Fischotter in Mitteleuropa ist der Verkehrstod", sagte Inga Hundertmark von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz.
Das liege zum einen an dem "sehr dichten Verkehrsnetz", zum anderen aber auch daran, dass Fischotter selten unter Brücken hindurch schwimmen würden. "Wenn kein Uferstreifen vorhanden ist, weichen sie meist auf die Straße aus", sagte Hundertmark.
Bestand von etwa 20 bis 30 Tieren
Zwischen 2017 und 2022 seien in Hessen 14 Tiere genetisch nachgewiesen worden. Insgesamt wird der hessische Fischotterbestand auf 20 bis 30 Tiere geschätzt, wobei ein Teil davon durchziehende Otter sind, wie das HLNUG erläuterte.
Laut Landesamt waren die Fischotter im 20. Jahrhundert in Teilen Westeuropas ausgestorben - insbesondere durch gezielte Bejagung und Zerstörung der Lebensräume, etwa durch Schadstoffe in Gewässern. Von Bayern, Thüringen und Niedersachsen aus seien die Fischotter dann wieder nach Hessen eingewandert.
Sendung: hr-iNFO, 14.08.2023, 13 Uhr
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