Hunderte gefälschte Antwortbögen Frankfurt bestätigt Manipulation bei Cannabis-Befragung
Bei der Befragung Frankfurter Bürger zum Thema Cannabis wurden hunderte gefälschte Antwortbögen entdeckt. Die "Rote Kiffer Fraktion" hatte sich zuvor zu der Manipulation bekannt. Die Ergebnisse bleiben laut Stadt trotzdem repräsentativ.
Die Stadt Frankfurt möchte sich als Modellregion für die Legalisierung von Cannabis bewerben und hat eine Bürgerbefragung zu diesem Thema durchgeführt - doch diese wurde offenbar manipuliert, wie das Gesundheitsdezernat der Stadt am Montag dem hr bestätigte.
Unter den 3.001 beantworteten Rücksendungen von Frankfurterinnen und Frankfurtern hätten sich vermutlich 350 "sehr clever gemachte" Kopien befunden. "Die Manipulation der Befragung hat uns überrascht", räumte der zuständige Stadtrat Stefan Majer (Grüne) ein.
Trotz der Fälschungen bliebe die Befragung mit mehr als 2.500 "echten" beantworteten Rücksendungen aber repräsentativ, betonte Majer. "Der provozierte Fehler lässt sich ohne Probleme korrigieren." Die gefälschten Bögen sollen dafür aussortiert werden.
Angebliches Bekennerschreiben der "Roten Kiffer Fraktion"
Am Samstag wurde dem hr und anderen Medien ein Bekennerschreiben der "Roten Kiffer Fraktion" zugeschickt. Darin hieß es: "Wir haben die Befragung der Stadt Frankfurt am Main zum Thema Cannabis manipuliert." Von der Umfrage unter 10.000 zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürgern seien zahlreiche Antworten gefälscht. Die "Rote Kiffer Fraktion" bekenne sich dazu, 500 Fragebögen sowie Rückumschläge vervielfältigt zu haben.
Die Briefe habe man über dutzende Briefkästen im Stadtgebiet verteilt an das Institut für Interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung in Hamburg (ISD) geschickt, das die Befragung im Auftrag der Stadt durchführte. Alle diese Fragebögen seien "tendenziös positiv hinsichtlich der Kifferei ausgefüllt, um das Ergebnis nachhaltig positiv zu gestalten", so die offensichtlichen Fälscher.
Stadt überprüfte Fragebögen nach Bekennerschreiben
Das ISD in Hamburg habe umgehend alle 1.925 postalisch eingegangenen Fragebögen untersucht. Die Fälschungen seien nur schwer mit bloßem Auge erkennbar gewesen.
Sie wurden schließlich aufgrund einer minimal veränderten Grauschattierung des Hintergrundes einiger Fragenbereiche als Kopien erkannt - und einem fehlenden Graustrich über dem Logo der Stadt Frankfurt. Nach intensiver Prüfung gehe man nun von 350 statt von 500 Fälschungen aus.
Postalische Rücksendung ermöglichte Fälschung
Die Antworten konnten entweder per Mail oder auf dem Postweg zurückgesendet werden. Während bei den Online-Antworten eine Mehrfachteilnahme durch individuelle Zugangslinks ausgeschlossen wurde, bestand bei der postalischen Rücksendung der Fragebögen die Möglichkeit zur Manipulation.
Dieser Umstand führte zur Entdeckung der gefälschten Antwortbögen, nachdem Journalisten am Wochenende beim zweiten Frankfurter Cannabis-Gespräch auf die Manipulation aufmerksam gemacht hatten. Dort sollten die Ergebnisse der Befragung eigentlich vorgestellt werden. Nach einer erneuten Prüfung sollen die Fragebögen nun nochmals ausgewertet und präsentiert werden.