Frankfurt, Darmstadt, Kassel Wie Mini-Wälder das Stadtklima auffrischen sollen

Hessens Innenstädte heizen sich im Sommer schnell auf. Das Problem ist lange bekannt, doch für neue große Parks kein Platz. Deshalb setzen Frankfurt, Darmstadt und Kassel auf Mini-Wälder.

Sträucher und Büsche stehen auf einer abgezäunten Fläche, daneben steht Julia Auer, die in die Kamera guckt.
Julia Auer steht in dem etwa 120 Quadratmeter großen "Tiny Forest" im Norden von Frankfurt. Bild © picture-alliance/dpa
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Ahorn, Faulbaum, Felsenbirne: Mehr als 350 Büsche und Bäume verschiedener Arten wachsen auf dem nur 120 Quadratmeter großen Gelände im Frankfurter Norden. Es handelt sich um einen "Tiny Forest", einen kleinen Wald. Angelegt wurde er nach einer Methode, die schnelles Wachstum und Artenreichtum ermöglichen soll. Schulkinder haben dabei geholfen.

Julia Auer ist Mitglied der Initiative Main-Wäldchen, die Frankfurts ersten "Tiny Forest" vor knapp einem Jahr auf einer ehemaligen Brachfläche ins Leben gerufen hat. Das Konzept, das auf den japanischen Biologen Akira Miyawaki zurückgeht, will kleine Wälder ohne großen Pflegeaufwand hervorbringen, wie sie sagte. Mehr als anfängliches Gießen und zwischenzeitliches Ausreißen von wildwachsenden Pflanzen seien nicht zu tun. Rund 12.000 Euro seien in den Mini-Wald geflossen. 

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Zu sehen sind auf dem umzäunten Gelände neben den Pflanzen Steinhaufen, Totholz und eine Mini-Wasserfläche. Diese sollen Tieren Unterschlupf gewähren. Es wurden regionaltypische Bäume und Sträucher ausgewählt, die für Insekten und Vögel attraktive Blüten, Früchte und Beeren tragen. Auch jetzt Anfang Oktober blüht es in dem Wäldchen noch.

Weitere Flächen gesucht

Die Initiative Main-Wäldchen gehört zum Verein Transition-Town Frankfurt. Die Beteiligten sind auf der Suche nach weiteren Flächen. Mindestens drei Mini-Wälder soll es nach Beschluss der Frankfurter Stadtverordneten bis kommendes Jahr geben.

Dies solle vorrangig in Gebieten umgesetzt werden, in denen die Kühlung des Mikroklimas besonders wichtig sei, teilte eine Sprecherin des Umweltdezernats mit. Zahlreiche Flächen seien bereits geprüft worden, der Prozess dauere noch an. 

Auch Darmstadt sucht nach Flächen

Mini-Wälder sind auch andernorts in Hessen entstanden, unter anderem während der Landesgartenschau in Fulda. In Darmstadt gibt es seit drei Jahren einen "Tiny Forest", die Suche nach einem weiteren Standort läuft nach Auskunft eines Sprechers der Stadt. Ein geeignetes, freies Grundstück zu finden, sei für eine Stadt in einem Ballungsgebiet eine große Herausforderung.

Der Mini-Wald mit 250 Quadratmetern Fläche an der Berliner Allee verursachte Kosten von rund 40.000 Euro. Das sei mehr gewesen als ursprünglich geplant, da zunächst ein umfangreicher Bodenaustausch nötig gewesen sei.

Die Stadt erhofft sich eine höhere Lebensqualität, ein verbessertes Mikroklima und die Filterung von Feinstaubpartikeln. Mini-Wälder seien Magneten für Insekten, Vögel und andere Kleinlebewesen, die Artenvielfalt werde erhöht. Auch um Umweltbildung gehe es, denn die Pflanzung nach dem sogenannten Miyawaki-Prinzip sieht die Beteiligung der Nachbarschaft vor.

Kassel will Stadt mit 100.000 Bäumen werden

Kassel sucht derzeit noch nach geeigneten Flächen, um einen ersten "Tiny Forest" anzulegen, wie ein Sprecher mitteilte. Leicht sei dies nicht: "Neben der Größe sind beispielsweise Eigentumsverhältnisse oder Nutzungsbedarfe sowie andere planungsrechtliche Inhalte zu berücksichtigen und abzuwägen."

In der Stadt läuft ein Forschungsprojekt zu urbanen Waldgärten, von denen es in Kassel zwei gibt. Viele essbare Pflanzen wachsen dort ähnlich wie Pflanzen in einem Wald in mehreren Schichten übereinander. Auch hier gehe es um ökologische und soziale Funktionen, sagte der Sprecher. Kassel habe sich darüber hinaus das Ziel gesetzt, eine Stadt mit 100.000 Bäumen zu werden.

Nabu: Vorteile für Biodiversität

Der Nabu Hessen lobte mehrere Aspekte der Mini-Wälder, vor allem den umweltpädagogischen Ansatz. "Die 'Tiny Forests' tragen auch dazu bei, das lokale Klima zu verbessern und sind für Biodiversität von Vorteil", sagte Waldexperte Mark Harthun. Der normalen Forstwirtschaft überlegen sei das Konzept aber nicht.

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Quelle: dpa/lhe