Tiere im Stadtgebiet ausgewildert Frankfurt will bedrohte Feldhamster retten
Cora, Lilly und Ilse haben eine tierische Mission. Die Feldhamster-Weibchen sind drei von 13 Tieren, die Frankfurt wieder zur Feldhamster-Stadt machen sollen - denn die knopfaugigen Pelztiere sind vom Aussterben bedroht.
Der Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim hat seit Montag einige haarige Bewohnerinnen mehr. Sieben Feldhamster-Weibchen haben dort auf einem Acker ein neues Zuhause gefunden, am Dienstag folgen sechs männliche Tiere. Dies alles mit dem Ziel, in Frankfurt eine große Feldhamster-Population entstehen zu lassen.
Feldhamster vom Aussterben bedroht
"Der Feldhamster ist vom Aussterben bedroht", erklärt Monika Melisch. Sie ist bei der Stadt Frankfurt für das Arten- und Biotopschutzkonzept zuständig. "Es ist nicht fünf vor zwölf, sondern eins vor zwölf, weil wir in Frankfurt fast alle Feldhamster-Populationen verloren haben."
Die Chancen stehen gut, dass die nun ausgewilderten Tiere sich im Frankfurter Osten wohl fühlen. Das zwei Hektar große Feld in Bergen-Enkheim biete optimale Startmöglichkeiten und sei bewusst ausgewählt worden, erklärt Volker Rothenburger, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde Frankfurt.
Das Grundstück gehört einem Landwirt, der auf eine Ernte des Feldes bis Ende September verzichtet und die Fläche "hamsterfreundlich" bewirtschaftet.
Einst war Frankfurt Feldhamsterland
"Vor Jahrzehnten war ganz Frankfurt noch Feldhamsterland. Im Agrargürtel um die Stadt herum gab es überall Feldhamster", sagt Rothenburger. Heute befinde sich der letzte noch besiedelte Bereich innerhalb Frankfurts in Bergen-Enkheim. Der Feldhamster gehört deshalb zu den 59 "Frankfurter Verantwortungsarten", die besonders schützenswert sind.
Mit den Bergen-Enkeimer Neubewohnern solle der Anschluss zu einer Population im Main-Kinzig-Kreis geschaffen werden, erklärt Monika Melisch. Bei den Tieren handele es sich auch um Nachkommen der Main-Kinzig-Hamster.
Tiere mit Sendern ausgerüstet
Und wie behält man nun im Blick, wie es den Tieren geht? Dazu erklärt Tierärztin Julia Heinze: "Sie haben einen Halsbandsender um, und wir machen einmal wöchentlich eine Ortung der Tiere." So könne man sehen, wo sich die Tiere befinden, ob sie sich auf der ausgesuchten Fläche ansiedeln, ob sie abwandern oder womöglich einem Fressfeind zum Opfer fallen. "Dann haben wir Kontrolle, um die Auswirkungen langfristig steuern zu können."
Für die Auswilderungs-Aktion haben die hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz und die Untere Naturschutzbehörde zumindest den idealen Zeitpunkt gewählt. Bis August vermehren sich Feldhamster besonders eifrig.
Sendung: hr-iNFO, 22.05.2023, 16.50 Uhr
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