Nach Patrouillen privater Security Stadt Frankfurt schickt mehr Ordnungspolizisten ins Bahnhofsviertel

Als Reaktion auf zunehmende Drogenkriminalität im Frankfurter Bahnhofsviertel haben Geschäftsleute einen privaten Sicherheitsdienst engagiert. Die Stadt hält davon nicht viel - will ihrerseits aber mehr Präsenz zeigen.

Straßenschilder zur Mosel- und zur Niddastraße im Frankfurter Bahnhofsviertel
Bild © Imago Images
  • Link kopiert!
Videobeitrag

Sicherheitsdienst im Frankfurter Bahnhofsviertel

hs
Bild © hr
Ende des Videobeitrags

Im Frankfurter Bahnhofsviertel häufen sich seit Beginn der Corona-Pandemie die Berichte über eine Verschlechterung der Zustände: Drogendeals auf offener Straße, campierende Rauschgiftsüchtige auf den Bürgersteigen, wo nicht selten auch Müll und menschliche Exkremente herumliegen. All das verstärkt das Unsicherheitsgefühl bei Passanten und Anwohnern.

Geschäftsleute klagen, die Stadtverwaltung schaue der Verrohung in den Straßen östlich des Hauptbahnhofs bloß zu. Laden- und Hotelbetreiber in der Niddastraße lassen daher seit ein paar Wochen Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma patrouillieren. Sie wollen seitdem eine Verbesserung der Situation beobachtet haben.

Sicherheitsleute haben nur Jedermannsrecht

Dabei haben die Privat-Sicherheitsleute kaum eine größere Handhabe als das Jedermannsrecht: Beobachten sie eine mögliche Straftat, dürfen sie die oder den Verdächtigen festhalten, bis die Polizei kommt. Vertreiben können sie missliebige Menschen nur von Ladenflächen und Abschnitten des Gehwegs, wo das Hausrecht ihrer Auftraggeber greift. Auf der Straße haben sie kein Zugriffsrecht.

Auch deshalb sieht Ordnungsdezernentin Annette Rinn (FDP) keinen großen Nutzen in der Inititative der Geschäftsleute. Zumal zunächst der Sicherheits-Firma eine erforderliche Genehmigung gefehlt habe und deren Mitarbeiter verbotenerweise mit Teleskop-Schlagstöcken Streife gegangen seien. Beides habe man inzwischen geklärt, sagte Rinn dem hr.

"Aus meiner Sicht gibt es im Bahnhofsviertel genug Polizei, aber wenn manche Geschäftsleute zusätzlich einen Sicherheitsdienst beschäftigen wollen, können sie das tun", sagte Rinn. Die Berichte der Ladenbetreiber, dass sie sich nun wieder wohler fühlten, wenn sie auf die Straße gehen, haben aber offenkundig auch der Stadträtin zu denken gegeben. Jedenfalls will sie verstärkt städtische Ordnungspolizisten im Bahnhofsviertel Dienst schieben lassen, wie sie im Gespräch mit dem hr ankündigte.

Kriminalität nimmt 2022 zu

Auch an der Polizei perlt die Kritik an ihrer Arbeit nicht restlos ab, die mit dem Engagement der privaten Sicherheitsleute einher geht. "Das ist natürlich ein Alarmzeichen für uns, wenn Anwohner das für nötig halten", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums. Allerdings halte man es für möglich, dass durch das Auftreten des Sicherheitsdienstes neue Konflikte entstehen, wenn etwa Süchtige oder Dealer mit dessen Mitarbeitern aneinandergeraten - und letztlich die Polizei eingreifen müsse.

Die Gesamtzahl der Delikte im laufenden Jahr werde denn auch aller Voraussicht nach kräftig ansteigen, sagte ein Sprecher dem hr am Freitag. Das zeichne sich bereits ab, auch wenn die offiziellen Zahlen der Kriminalitätsstatistik noch nicht vorlägen.

In den vorherigen Jahren hingegen gab es keine eindeutige Tendenz. Bei Ladendiebstahl, Diebstählen aus Lokalen, Straßenraub und Körperverletzungen gingen die Zahlen teils um ein Viertel zurück. Dafür gab es deutlich mehr Autoaufbrüche und jeweils dreimal so viele Diebstähle aus Kellerräumen und Fälle unerlaubter Prostitution. Beim Drogenhandel registrierte die Polizei 2018 noch 552 Fälle, ein Jahr später 389 Delikte. 2020 waren es noch 250 Fälle, 2021 dann 293.

Weitere Informationen

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 30.09.2022, 16.45 Uhr

Ende der weiteren Informationen
Formular

hessenschau update - Der Newsletter für Hessen

Hier können Sie sich für das hessenschau update anmelden. Der Newsletter erscheint von Montag bis Freitag und hält Sie über alles Wichtige, was in Hessen passiert, auf dem Laufenden. Sie können den Newsletter jederzeit wieder abbestellen. Hier erfahren Sie mehr.

* Pflichtfeld

Ende des Formulars

Quelle: hessenschau.de/Stephan Loichinger, Franco Foraci