Frankfurter Streetwear-Label Nach Tumulten sichern 150 Kräfte Promo-Aktion von 6PM

Wenn der Influencer Achraf zu einer Promo-Aktion seines Labels 6PM ruft, kommen in der Regel sehr viele Fans. Dieses Mal eskalierte die Situation zunächst - am folgenden Tag war die Stimmung umso entspannter.

Ein Mann im grauen Jogginganzug macht Selfies mit Fans.
Der Influencer und Gründer des Streetwear-Labels 6PM, Achraf Ait Bouzalim, macht Fotos mit Fans. Bild © Simon Rustler (hr)
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Tumulte bei 6pm-Aktion am Frankfurter Zoo

hs 25.04.2025
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Man könnte meinen, im Frankfurter Zoo hätten nicht nur die Tiger Nachwuchs bekommen, sondern der ausgestorbene Dodo sei mit Jungtieren zurück. So ließe sich der extreme Andrang seit Donnerstag vor dem Zoo-Gesellschaftshaus nachvollziehen. Dabei geht es um Kleidung.

Immer wieder drehen sich Passanten um. Ungläubig blicken sie auf die fast 900 Meter lange Warteschlange, die sich rund um den Zoo zieht. "Eigentlich wollten wir rein in den Zoo, aber wir wissen nicht, ob das geht", sagen Angelika und Peter, die aus dem Vogtland in Sachsen angereist sind, um die Stadt zu besuchen. Es geht dann doch.

Tumulte führen zum Abbruch der Promo-Aktion

Die vielen Leute stehen allerdings nicht am Zooeingang an, sondern vor dem Gesellschaftshaus gleich daneben. Das Frankfurter Streetwear-Labels 6PM hat es für eine Promo-Aktion für drei Tage angemietet. Im Onlineshop kostet ein Kapuzenpullover oder eine Joggingshose zwischen 70 und 90 Euro, hier wird sie deutlich günstiger verkauft.

Am Donnerstag kam es aber nicht dazu. Wegen Tumulten in der wartenden Menge war die Aktion abgebrochen worden, bevor sie überhaupt begann.

Für Daniel und Asfand aus Wertheim (Baden-Württemberg) war das kein Grund, um abzureisen. Seit Mittwochabend campieren sie in der Nähe des Zoos, haben zwei Nächte im Campingstuhl verbracht. Richtig viel geschlafen haben sie nicht. Am Freitagvormittag dann endlich der ersehnte Einkauf: 450 Euro weniger auf dem Konto, dafür geht es mit vielen Tüten voll Kleidung zurück nach Baden-Württemberg.

Zwei Jugendliche vor einem Stapel Einkaufstüten
Daniel (15, links) und Asfand (17) aus Wertheim haben seit Mittwoch im Campingstuhl vor dem Zoo durchgemacht. Bild © Simon Rustler (hr)

Entspannter hatten es da Emily und Elfriede aus Neustadt (Marburg-Biedenkopf). Sie sind erst am Freitagmorgen nach Frankfurt gefahren. Weil am Tag zuvor nichts verkauft wurde, waren sie sich sicher, dass es noch genug Ware für sie zum Einkaufen geben werde, so dass sich das Warten in der Schlange lohnen werde.

Für die Wartezeit hat sich die 22 Jahre alte Elfriede etwas Arbeit mitgenommen. "Ich stricke einen Schal", sagt sie lachend, während sie braunes Garn in ihren Händen hält. "Wenn hier Chaos wäre, dann wären wir halt woanders hingegangen und hätten den Tag in Frankfurt trotzdem genossen."

Zwei junge Frauen in einer Schlange sitzend.
Elfriede (rechts) und Emily sind aus Neustadt (Marburg-Biedenkopf) nach Frankfurt gefahren. Bild © Simon Rustler (hr)

Doch nach Chaos sieht es nicht aus. Etwa alle zehn Meter steht ein Sicherheitsmensch. Die Securities achten darauf, dass die Schlange eine Schlange bleibt und nicht wie am Tag zuvor zur Traube wird. Immer wieder müssen sie Jugendliche von den Gleisen der Straßenbahn schicken, die am Zoo hält - sonst bleibt es ruhig.

Am Donnerstag sah es noch ganz anders aus: Laut Polizeiangaben waren 3.000 vornehmlich sehr junge Menschen dem Social-Media-Aufruf zum Sale am Alfred-Brehm-Platz gefolgt und lösten ein ziemliches Chaos aus.

Stühle von Kaffeehaus geworfen, Zaun von Zoo eingedrückt

Security-Mitarbeiter versuchten am Donnerstag noch vergeblich, die Menge zu bändigen. Es wurde gedrängelt, geschubst, der Straßenbahnverkehr musste eingestellt werden. Wegen völliger Überfüllung und nach Gesprächen mit der Polizei wurde die Pop-up-Veranstaltung abgebrochen.

Verkauft wurde von den heiß begehrten Klamotten des Labels 6PM am Donnerstag noch nichts. Stattdessen ermittelt die Polizei wegen Sachbeschädigung. Zudem sei eine Person leicht verletzt worden.

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Kleidungsmarke 6PM

Das Streetwear-Label 6PM ist eine vom Influencer Achraf Ait Bouzalim gegründete Modemarke mit Sitz in Frankfurt, die vor allem Kapuzenpullover, Jogginghosen und Shirts verkauft. Die stark limitierten Kollektionen des Labels sind oft schnell ausverkauft. Auf Instagram hat die Marke rund 400.000 Anhänger.

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Auf Instagram spricht Achraf Ait Bouzalim davon, dass das Sicherheitskonzept mit den Ordnungsbehörden abgesprochen gewesen sei. Auch die Menge der erwarteten Kunden habe man mitgeteilt. Jedoch hätten sich einige daneben benommen und "komplett randaliert", kritisiert er. "So etwas geht einfach nicht", sagt Achraf über die Randalierer.

Menschen nahmen am Donnerstag Stühle vom Kaffeehaus nebenan und warfen sie auf andere Leute. Der Zoo-Zaun wurde eingedrückt.

Ein Mann hinter einer Theke eines Cafés
Der Besitzer des Kaffeehauses am Zoo, Reno Domidrovic. Bild © Simon Rustler (hr)

Der Kaffeehausbesitzer Reno Domidrovic ist am Tag darauf noch immer recht konsterniert. Nicht alle seine Stühle habe er zurück, manche seien zerstört. "Für uns war das nicht schön, aber heutzutage bringt alles, was Chaos erzeugt, Aufmerksamkeit auf Social Media oder in der Zeitung", sagt der 55-Jährige: "Das ist für den Veranstalter auch irgendwie gute Werbung."

Achraf: Ich sehe mich selbst in den Jugendlichen

Am Freitag läuft dafür alles wie am Schnürchen. Der 48 Jahre alte Matthias Körner und sein Sohn Lian stehen irgendwo mitten in der Schlange. Aus Nürnberg sind sie am Morgen angereist. "Hier ist so viel Security, da kann nichts mehr passieren", ist sich Vater Matthias sicher.

Was Lian kaufen möchte? "Pullover, Hosen, Shirts, Boxershorts, weil es so viel günstiger ist als online", sagt der 15-Jährige. Der Vater sei zur Unterstützung mitgekommen. "Vielleicht finde ich aber auch was", sagt dieser lachend.

Ein Mann im grauen Jogginganzug vor dem Gesellschaftshaus des Zoos Frankfurt.
Influencer Achraf Ait Bouzalim vor dem Gesellschaftshaus des Zoos Frankfurt. Bild © Simon Rustler (hr)

Vor dem Zoo-Gesellschaftshaus steht der Modemacher und Influencer Achraf Ait Bouzalim und macht Fotos mit Fans, filmt selbst mit dem Handy und schüttelt ganz viele Hände. "Ich sehe mich eigentlich immer noch als dieser Jugendliche aus Bergen-Enkheim, der einen Traum hatte", sagt er dem hr. "Sich anstellen, Klamotten kaufen, irgendwelche gehypten Sneaker kaufen - so war ich auch", schwärmt er mit Stolz in der Stimme.

150 Sicherheitskräfte vor Ort

Nach eigenen Angaben hat Achraf nun 140.000 Euro für Sicherheitsmaßnahmen am Freitag und Samstag ausgegeben. 150 Security-Mitarbeiter habe er organisiert. Am Tag zuvor war nur ein Bruchteil vor Ort.

Jetzt hat er aufgerüstet. Die Securities sind angewiesen, jeden, der drängelt, schubst oder sich daneben benimmt, aus der Schlange zu werfen. Nach den Tumulten am Tag zuvor ist das aber augenscheinlich nicht mehr notwendig.

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de