Nach Festnahmen in Frankfurt Zurückgelassene Beute der Geldautomaten-Sprenger gestohlen
Nach der Geldautomaten-Sprengung in Frankfurt-Fechenheim ist Haftbefehl gegen vier Verdächtige erlassen worden - unter anderem wegen versuchten Mordes. Die Ermittler suchen zudem nach Dieben, die in der zerstörten Bankfiliale zurückgelassene Geldscheine gestohlen haben sollen.
Das Amtsgericht Frankfurt hat Haftbefehl gegen vier mutmaßliche Geldautomaten-Sprenger erlassen - wegen des dringenden Tatverdachts des versuchten Mordes, des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und des schweren Bandendiebstahls.
Das teilten die Generalstaatsanwaltschaft und die Polizei Frankfurt am Montag mit, nachdem in der Nacht auf Donnerstag in einer Sparkassen-Filiale im Stadtteil Alt-Fechenheim vier Geldautomaten gesprengt worden waren. Ein fünfter Verdächtiger wird nach wie vor gesucht.
"Sechsstelligen Geldbetrag erbeutet"
Bei den Festgenommenen handelt es sich laut den Ermittlungsbehörden um vier Niederländer im Alter von 27 bis 32 Jahren.
"Sie stehen im Verdacht, sämtliche vier Geldautomaten in der Bankfiliale gesprengt, einen sechsstelligen Geldbetrag aus den Geldautomaten erbeutet zu haben und anschließend mit einem hochmotorisierten Fahrzeug in Richtung der Bundesautobahn 66 geflüchtet zu sein", heißt es in der Mitteilung.
Im Rahmen der Ermittlungen habe es am Freitag Durchsuchungen in den Niederlanden gegeben. Der Verdacht des versuchten Mordes begründete die Generalstaatsanwaltschaft bereits nach früheren Angaben damit, dass die Täter bei den Explosionen billigend in Kauf nähmen, dass Menschen sterben. Das Mordmerkmal der Habgier sei damit erfüllt.
Ermittler haben sechs weitere Sprengungen im Blick
Neben der Geldautomaten-Sprengung am vergangenen Donnerstag (22.06.) in Frankfurt-Fechenheim steht die Gruppe in Verdacht, auch an folgenden Orten zugeschlagen zu haben:
- 19.06.2023: Wickede (Nordrhein-Westfalen)
- 17.06.2023: Frankfurt
- 01.06.2023: Königstein (Hochtaunus)
- 06.05. und 04.03.2023: Bad Homburg
- 23.06.2022: Jünkerath (Rheinland-Pfalz)
Diebe sammelten zurückgelassene Scheine auf
Die Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft nahm im Fall der jüngsten Sprengung in Fechenheim zudem Ermittlungen gegen mutmaßliche Diebe auf.
Es bestehe der Verdacht, "dass im Anschluss an die Sprengung und die Flucht der Täter mehrere bislang unbekannte Personen die zerstörte Bankfiliale betraten und einen von den Tätern am Tatort zurückgelassenen Teil des Bargelds an sich nahmen und anschließend flüchteten", teilten die Ermittler mit.
Man bitte Zeugen, sich bei der Frankfurter Polizei zu melden.
Augenzeugen-Video von Flucht
Anwohner hatten in der Nacht auf Donnerstag gegen 2.30 Uhr laute Knallgeräusche gehört. Sie berichteten dem hr von mehreren Explosionen.
Die Erschütterungen seien auch in rund 100 Metern Entfernung noch zu spüren gewesen. Am Gebäude entstand massiver Schaden, der bislang nicht beziffert werden konnte.
Ein privates Handyvideo zeigt, wie vier Täter in ein wartendes Auto steigen, in dem bereits eine Person sitzt. Anschließend rast der Wagen davon.
Polizei setzt "Stop-Stick" ein
Die Polizei konnte den Fluchtwagen in der Nähe eines Einkaufszentrums im Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim mit Hilfe eines sogenannten "Stop-Sticks" - einer modernen Version der Nagelsperre - anhalten. Dabei kam es zur Kollision zwischen dem Täterfahrzeug und einem Streifenwagen. Verletzt wurde niemand.
Die Täter-Gruppe setzte ihre Flucht zunächst zu Fuß fort. Vier der fünf Verdächtigen wurden festgenommen. Wegen der Fahndung war vorübergehend auch die A66 zwischen Bergen-Enkheim und Maintal-Bischofsheim (Main-Kinzig) gesperrt. Auch ein Polizeihubschrauber war im Einsatz.
Der schnelle Zugriff war offenbar auch Teil einer geänderten Fahndungstaktik der Polizei. Wie der hr aus Ermittlerkreisen erfuhr, konzentrieren sich die Einsatzkräfte bei Geldautomaten-Sprengungen vor allem darauf, die umliegenden Ausfallstraßen abzuriegeln statt direkt zum Tatort zu fahren.
Sendung: hr-iNFO, 26.06.2023, 16 Uhr
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