Strafvollzug Gewerkschaft: Mehr psychisch auffällige Gefangene "stören massiv"

Deutlich mehr psychisch stark auffällige Häftlinge in Hessen beklagt der Bund der Strafvollzugsbediensteten. Zunehmende Gewalt mache den Beschäftigten zu schaffen.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschweren sich über die Arbeitsbelastung in Gefängnissen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschweren sich über die Arbeitsbelastung in Gefängnissen. Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)
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Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Strafvollzugsbediensteten findet deutliche Worte. "Wir haben es zunehmend mit kaum ansprechbaren, dafür impulsgesteuert aggressiven Menschen zu tun, die sich selbst nicht zu kontrollieren wissen", sagte Birgit Kannegießer der Nachrichtenagentur dpa.

Diese Häftlinge gehörten statt in reguläre Gefängnisse eher in Fachkliniken, die aber ebenfalls voll seien. "Kurzum, wir werden diese Klientel nicht los." Sie stören nach Kannegießers Ansicht massiv: "Sie fallen auf durch nächtliches Schreien und Rufen, sie stören den Vollzugsalltag. Was immer diese Leute sich einzuwerfen bereit sind, die Folgen sind unfassbar."

Unerwartete Gewaltausbrüche

Zunehmende Gewalt, oft unerwartet, mache den Bediensteten zu schaffen, klagte Kannegießer. Wie viele derart auffällige Häftlinge in hessischen Gefängnissen sitzen, könne sie nicht beziffern. Aber dass das Problem sich verschärfe, bekomme sie häufig von Mitarbeitern geschildert.

Personalknappheit verschärft nach Aussage der Gewerkschaftschefin die Situation: Mehr als 120 seien derzeit vakant. Zudem sei der Krankenstand seit vielen Monaten überdurchschnittlich hoch. "Wir haben eigentlich einen echt spannenden und attraktiven Arbeitsplatz, die Arbeitsbedingungen lassen aber viele Kolleginnen und Kollegen verzweifeln", betonte Kannegießer.

Ministerium verspricht bessere Arbeitsbedingungen

In Hessen gibt es 16 Justizvollzugsanstalten (JVA) sowie die Jugendarrestanstalt in Gelnhausen. Nach Angaben des Justizministeriums ist die Zahl der Häftlinge zuletzt gestiegen: von durchschnittlich 4.168 im vergangenen Jahr auf 4.422 im ersten Quartal 2023. Dafür gebe es mehrere Ursachen, unter anderem die Ermittlungserfolge von Polizei und Staatsanwaltschaften, etwa bei der Internetkriminalität.

Dem Ministerium zufolge sollen die Arbeitsbedingungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Gefängnissen weiter verbessert werden. Neben Investitionen von 800 Millionen Euro bis 2030 in die Sanierung der Haftanstalten seien 43 neue Stellen für Bedienstete sowie höhere Zulagen für Wochenend- und Nachtschichten in Gefängnissen vorgesehen. Auch sonst soll das Personal dort künftig teils mehr Geld verdienen.

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Sendung: hr3, 06.05.2023, 16.00 Uhr

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Quelle: dpa/lhe