Digitalisierung auf Hessisch: Abwarten und Fax senden

Auch im Jahr 2024 gibt es in vielen hessischen Behörden noch zahlreiche Faxgeräte. Das Digitalministerium arbeitet zwar an einer Umstellung, ein Ende des Fernkopierers ist aber nicht in Sicht. So ein Fax hat ja auch Vorteile.

Ein altes Faxgerät steht auf einem alten Stromkasten
Mit diesem Drucker-Fax-Kombo-Gerät wird selbst in Hessen nicht mehr gefaxt. Bild © Imago Images
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Wir beginnen diesen Text mit einem Scherz, der ebenso alt ist wie das thematisierte Medium: Was machen ein Clown und viele hessische Beamte im Büro? Richtig: Faxen.

Sobald Sie sich die Lach-Tränen aus den Augen gewischt haben, geht es an dieser Stelle weiter mit den harten Fakten. Laut einer Sprecherin des Digitalministeriums, die diese Antwort vermutlich telefonisch, vielleicht sogar per E-Mail, ganz vielleicht aber auch handschriftlich per Fax gab, werden Faxgeräte in hessischen Behörden aktuell "kaum bis gar nicht mehr" eingesetzt. Man arbeite in der hessischen Landesverwaltung weiter an der Umstellung auf digitale Kommunikationsmittel. Und das im Jahr 2024 nach Christus. Potzblitz!

Auch das Fax macht Fortschritte

Für die Jüngeren unter uns: Ein Fax, offiziell Telefax, ist ein Bild oder Papierdokument, das beim Empfänger (im Fax-Zeitalter wurde noch nicht gegendert) tatsächlich als Papier ankommt. Garniert wurde diese meist zeitaufwändige Übertragung in früheren Jahren mit einem ebenso nervtötenden wie einzigartigen Modem-Sound. Dööödöddöööd. Död.

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Dies, so wurde mir zugetragen, habe sich inzwischen geändert. Auch das Thermopapier, eine moderne Version der altgriechischen Schriftrolle, wurde inzwischen durch herkömmliches Druckerpapier ersetzt. Es sind kleine Digitalisierungs-Schritte, aber es sind Schritte!

Frankfurt ist Hessens Fax-Hauptstadt

Und dennoch: Das in freier Wildbahn sehr scheu auftretende Fax ist in Hessen auch im 21. Jahrhundert noch lange nicht ausgestorben, wie eine schnelle Recherche im Internet, das sich tatsächlich durchgesetzt hat, ergab. Ein fortschrittlich denkender Sprecher der Stadt Fulda prognostizierte dem meist sehr klobig im Raum stehenden Elektrogerät zwar keine ganz rosige Zukunft: "Das Medium Fax wird sich über kurz oder lang ausschleichen." Bis es so weit ist, wird es – wie es sich für ein echtes Fax gehört – aber wohl noch etwas dauern.

Besonders hartnäckig halten sich die immer jungen Fernkopierer, die 1974 erstmals auf dem Markt erschienen und damals unter dem Namen "Infotec 6000" für Furore sorgten, in Frankfurt. Ob sich vor exakt 50 Jahren lange Schlangen vor den Fax-Stores bildeten und sich besonders hippe Frankfurter Jugendliche die Faxgeräte an den Gürtel schnallten, war auf die Schnelle nicht herauszufinden. Fest steht aber, dass es aktuell in den Ämtern der Stadt noch immer 800 funktionierende und arbeitende Faxgeräte gibt. Böse Zungen, von denen sich der Autor distanziert, könnten nun einwerfen: Wenigstens einer, der dort arbeitet.

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Fax steht für Notfälle bereit

Zurück zum Thema: Um den Übergang ins 21. Jahrhundert zu erleichtern, gibt es in Frankfurt bis Ende des Jahres als Zwischenlösung das sogenannte "eFax". Laut der Stadtverwaltung können mit diesem Zwitter-Gerät (hat nichts mit X, ehemals Twitter zu tun) Faxe als E-Mails zugestellt werden. In ihrem Kopf bilden sich Fragezeichen? Willkommen im Club.

Und anderswo? In Wiesbaden geht es – wie es sich für eine Landeshauptstadt gehört – im Vergleich dazu deutlich moderner zu. In der Stadtverwaltung gibt es aktuell noch 100 Faxgeräte, wie ein Stadtsprecher erläuterte. Diese werden aber nur noch genutzt, wenn die Empfängerseite keine andere Möglichkeit zulasse. Einen Computer, ein Handy oder einfach ein Telefon zu besitzen wäre wohl auch einfach zu viel verlangt.

Zur Ehrenrettung sei angefügt: Bei sicherheitsrelevanten Aspekten ist ein Fax an bestimmten Stellen laut dem Digitalministerium noch immer notwendig. Klingt seltsam, von Phishing-Faxen oder per Fax verschickten Trojanern habe ich aber tatsächlich noch nie gehört. Ohne Cyber eben auch kein Cybercrime. Manchmal liegt die Lösung so nah.

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Innenministerium besitzt Smartphones

Apropos Crime: Auch im hessischen Innenministerium gibt es weiter insgesamt 15 Faxgeräte, die im Notfall (Fragezeichen, Kopf, Sie wissen schon) oder bei technischen Ausfällen weiter eingesetzt werden. Laut einem Sprecher hat die Zukunft dort aber bereits begonnen. Für die täglich Arbeit stünden digitale Möglichkeiten zur Verfügung. Als Beispiel nannte das Ministerium das Smartphone. Na bitte!

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Sendung: hr4, 28.03.2024, 7.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de