"Sexueller Sadismus" Grausige Details zum Schwalbacher Serienmörder
Der mutmaßliche Serienmörder von Schwalbach hat möglicherweise bis zu zehn Menschen bestialisch getötet. Nach neuen Details der Polizei führte der inzwischen Verstorbene ein Doppelleben als unauffälliger Familienvater und sexueller Sadist.
- Ermittler gehen von bis zu zehn möglichen Mordopfern aus, darunter der 13-jährige Tristan Brübach
- Der Verdächtige Manfred Seel galt bis zu seinem Tod 2014 als unauffälliger Familienvater
- Mögliches Motiv: sexueller Sadismus, auch Kannibalismus nicht ausgeschlossen
- Umfangreiches Bildmaterial wurde auf Seels Computern sichergestellt
- Opfern wurden Organe entnommen oder Körperteile abgetrennt
- Serienmörder hatte möglicherweise Mittäter
Ein unbescholtener Bürger
Manfred Seel galt bis zu seinem Tod im August 2014 als unauffälliger Familienvater. Gesellschaftlich integriert, musisch begabt, nie mit dem Gesetz in Konflikt. Er starb im Alter von 67 Jahren an Krebs.
"Ein völlig unbescholtener Bürger", sagte Frank Herrmann, leitender Ermittler des hessischen Landeskriminalamts (LKA), am Donnerstag (19.05.2106) auf einer Pressekonferenz in Wiesbaden. Doch mittlerweile ist von einem sadistischen Serienmörder die Rede. Mit mindestens sechs Taten wird der Landschaftsgärtner in Verbindung gebracht:
Opfer Nummer eins ist eine Frauenleiche, die wenige Wochen nach Seels Tod beim Entrümpeln in dessen Garage entdeckt wurde. Hier sind die Beamten von seiner Täterschaft überzeugt.
Viele tote Frauen, ein totes Kind
"Bei vier weiteren ist die Wahrscheinlichkeit eher hoch", sagte Herrmann über die vermutlichen Opfer zwei bis fünf: Dazu zählen zwei Morde an Prostituierten in den 90er-Jahren sowie zwei Frauenmorde aus dem Jahr 1971. Auch im Fall des 1998 in Frankfurt-Höchst getöteten 13-jährigen Tristan Brübach bestehe trotz Abweichungen bei Geschlecht und Alter ein Verdacht. Der Junge wäre das sechste Opfer.
Organe und Körperteile entnommen
Seel soll es vornehmlich auf drogenabhängige Prostituierte aus dem Frankfurter Rotlichtmilieu abgesehen haben. Das Motiv: sexueller Sadismus. Auf Rechnern und Festplatten des Verdächtigen wurden insgesamt 32.000 Bilddateien mit entsprechenden Gewaltdarstellungen sichergestellt. Abgebildete Handlungen ähnelten den Taten. Bilder von den tatsächlichen Fällen gab es jedoch nicht.
"Es gibt keine konkreten Beweise", erklärte Herrmann, der mit der "AG Alaska" sämtliche Morde der zurückliegenden Jahrzehnte untersuchte. Tausende alter Spuren wurden ausgewertet. Bei den aufgeführten sechs Fällen gebe es jeweils deutliche Übereinstimmungen in der Tatausführung.
Der Mörder hatte seinen Opfern demnach Organe entnommen oder einzelne Körperteile abgetrennt. Mal sei es ein rechtes Bein, mal ein linker Arm gewesen – aber nie die gleichen Teile, so Herrmann: "Sie wurden bis heute nicht gefunden." Auch eine Neigung zum Kannibalismus könne nicht ausgeschlossen werden. Dies komme unter anderem im Fall Tristan in Betracht, so die Ermittler. Auch hierzu hortete Seel Bildmaterial.
Verdacht in weiteren Fällen
Verurteilt werden kann Seel nicht mehr. Die Spurenlage ist durch den Tod des Verdächtigen und die teils lange zurückliegenden Fälle zudem schwierig. So gibt es noch eine ganze Reihe von Delikten, die auf das Konto desselben Täters gehen könnten, wie etwa zwei ungeklärte Vermisstenfälle im Frankfurter Prostituierten-Umfeld aus den Jahren 1998 und 1999. Zudem wurden 1996 und 2004 zwei Frauenschädel gefunden. Möglicherweise sind diese Getöteten ebenfalls Opfer des mutmaßlichen Serienkillers. Es wären die Opfer sieben bis zehn.
Ob der verdächtige Seel allein handelte oder einen Mittäter hatte, ist ebenfalls noch nicht abschließend geklärt. Gerade der Fall der Garagenleiche von Schwalbach lasse "daran denken, dass hier möglicherweise zwei Täter ihre Fantasien ausgelebt haben", sagte Herrmann.
Zehn Jahre lang hatte der zerstückelte Leichnam der Prostituierten in zwei Plastiktonnen gelegen, ehe Seels Tochter beim Entrümpeln den grausigen Fund gemacht und damit den Anstoß zu den Ermittlungen gegeben hatte.