Große Drüsenameise Schädliche Ameisenart in der Wetterau entdeckt
Sie kann ganze Straßen untergraben und beschädigt Häuser. Und ist sie erst mal da, wird man sie kaum mehr los. Denn die Große Drüsenameise vermehrt sich schnell. Nun gibt es zwei bestätigte Funde in der Wetterau.
Im Wetteraukreis gibt es zwei sicher nachgewiesene Vorkommen der Ameisenart "Tapinoma Magnum", der sogenannten Großen Drüsenameise. Das teilte der Wetteraukreis dem hr am Freitag auf Anfrage mit. Zuerst hatte die Wetterauer Zeitung über die Funde der nordamerikanischen Art berichtet, die große Schäden an Straßen und Häusern verursachen kann.
Konkret betroffen sind laut dem Wetteraukreis das Neubaugebiet "Im Schleid" in Bad Vilbel und der Ortenberger Stadtteil Wippenbach. Offiziell wurde das Vorkommen der Großen Drüsenameise schon im September festgestellt, bekannt wurde dies aber erst jetzt.
Internetausfälle und Risse in Straßen
In südlichen Bundesländern ist die Ameisenart schon zur Plage geworden. Dort kämpfen einige Städte mit viel Geld und wenig Erfolg gegen die Ameise. Etwa die rheinland-pfälzische Stadt Kehl, die jährlich 50.000 Euro in die Bekämpfung der Ameise steckt – ohne großen Erfolg, wie der SWR berichtet.
In den betroffenen Ortsteilen fällt demnach das Internet immer wieder aus, weil die Ameise in Stromkästen und Kästen mit Netzwerk-Technik niste. Auch Risse in Straßen zeigten sich, weil die Krabbeltiere den Belag untertunnelt haben.
Experte: Ameise wird man kaum wieder los
Die Ameisenart sei schon "außerordentlich störend", sagt der Biologe und wissenschaftliche Beirat der Deutschen Ameisenschutzwarte, Gerhard Heller, der die ersten Arten dieser Ameise in Deutschland entdeckt hat. Die Große Drüsenameise baue massive Erdhügel, "im Durchmesser bis zu einem halben Meter breit und in Teilen bis zu fünf Zentimeter hoch". Von diesen können es "sehr viele" nebeneinander geben.
Anders als andere Ameisenarten baut die Große Drüsenameise kein einzelnes Nest, sondern sie lebt in einem weit verzweigten Netz aus Unterkünften. Ein solches Netz kann mehrere Straßenzüge überspannen. Dann spricht man von einer sogenannten Superkolonie.
Besonders problematisch sei das auf Gehwegen und Terrassen – auch dort hinterließen die Ameisen ihre Spuren, sagt der Ameisenexperte. "Sind sie erst einmal da, kann man kaum mehr etwas gegen sie machen."
In Hessen erst an wenigen Orten beobachtet
Experten erwarten, dass sich die Ameisenart noch weiter in Deutschland ausbreiten wird. In Hessen gab es bisher nur vereinzelt Funde. Heller weiß von ihrer Existenz im Kreis Groß-Gerau und von einer Schwesterart in Hochheim am Main mit ähnlich zerstörerischen Eigenschaften.
Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) verweist auf hr-Anfrage ebenfalls auf die Experten der Ameisenschutzwarte. Denn genaue Zahlen gibt es bisher nicht.
Zwar sammelt das HLNUG in einem Meldeportal Daten zur Ausbreitung von invasiven Arten in Hessen. Bürgerinnen und Bürger können Sichtungen dort selbst melden. Doch die Große Drüsenameise gelte aktuell nur als potenziell invasiv, wie eine Sprecherin erläutert. Das HLNUG könne die Ausbreitung der Ameisenart erst dann beobachten, wenn sie auf der offiziellen EU-Liste der invasiven Arten steht.
Wohl über Pflanzen nach Deutschland gekommen
Doch wie kommen die nordafrikanischen Ameisen überhaupt nach Hessen? "Meiner Beobachtung nach werden sie eingeschleppt über Baumschulmaterial, etwa über Olivenbäume und andere mediterrane Gewächse", sagt Ameisenexperte Heller. Er rät zu Besonnenheit, da bisher nicht bekannt sei, ob die Tapinoma Magnum andere Ameisenarten verdrängt.
Die Stadt Bad Vilbel will dennoch versuchen, die Ameisen zu vertreiben. Ein Sprecher teilte mit, man habe ein Institut für Schädlingsbekämpfung mit einem Gutachten beauftragt. Außerdem seien Handlungsempfehlungen an die Anwohner gegeben worden. Die Stadt Ortenberg bittet auf ihrer Website darum, "verdächtige" Ameisen unter Angabe des Fundortes in einem bruchsicheren Gefäß bei der Ordnungsbehörde abzugeben.
Auch aus dem Landkreis kommen Tipps für den Umgang mit der Ameise unter Verweis auf die Empfehlungen der Unteren Naturschutzbehörde: Bei einem Verdacht des Auftretens von Tapinoma Magnum sollte man schnellstmöglich eine fachkundige Person zur Bestimmung heranziehen. Bestätige sich der Verdacht, müsse das Vorkommen so schnell wie möglich und massiv bekämpft werden. Erfahrungsgemäß sei die Art sehr kältetolerant und verschwinde nicht von allein aufgrund von Kälte.