Betrugsprozess Gründer von Holzpellet-Firma nach Millionen-Pleite vor Gericht
Vor sieben Jahren ging der Holzpellet-Hersteller German Pellets insolvent. Jetzt hat der Betrugsprozess gegen den ehemaligen Geschäftsführer aus dem osthessischen Flieden begonnen. Die Liste der Vorwürfe ist lang.
Sieben Jahre nach der Pleite des Holzverarbeiters German Pellets GmbH steht seit Donnerstag der ehemalige Geschäftsführer aus Flieden (Fulda) vor Gericht.
Dem 66 Jahre alten Mann und zwei ehemaligen Mitarbeitern wird unter anderem Insolvenzverschleppung, Betrug, Bankrott und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Das Unternehmen mit Sitz in Wismar (Mecklenburg-Vorpommern) war zum Zeitpunkt der Zahlungsunfähigkeit der größte Pellet-Hersteller Europas.
Millionenschaden für Anleger
Die Staatsanwaltschaft wirft der ehemaligen Geschäftsführung vor, falsche Angaben zur Situation des Unternehmens gemacht und dadurch Anlegern einen Schaden in Höhe von 7,2 Millionen Euro verursacht zu haben.
Die Firma soll den Ermittlungen zufolge schon fast ein Jahr vor dem Insolvenzantrag am 9. Februar 2016 zahlungsunfähig gewesen sein. Der Unterschied zwischen den zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Mitteln und den Forderungen soll demnach schon 2015 ein Defizit von mehr als elf Millionen Euro ausgemacht haben.
Außerdem soll das Unternehmen trotz Zahlungsunfähigkeit 3,7 Millionen Euro für den beabsichtigten Kauf eines Steinkohlekraftwerks gezahlt haben, das im Anschluss zu einem geringen Preis abgegeben worden sei. Darüber hinausgehende Schäden lassen sich laut der Staatsanwaltschaft schwer beziffern, da Forderungen teilweise im Zuge des Insolvenzverfahrens beglichen worden seien.
Verteidigung bestreitet Vorwürfe
Die Verteidigung des hauptangeklagten ehemaligen Geschäftsführers bestritt die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft vor dem Landgericht Schwerin und erklärte, dass sie in der verlesenen Form unzutreffend seien. Insbesondere sei der Vorwurf, die drei Angeklagten hätten sich rechtlich zu einer Bande zusammengeschlossen, unzutreffend.
Die Staatsanwaltschaft habe keine tragfähige Begründung für ihre Anklage vorgelegt. Die drei Angeklagten äußerten sich, auch während der Verhandlung, nicht.
Milliardenforderungen von Gläubigern
Der Insolvenzverwalter von German Pellets, Nicolas Rebel, bezifferte die Gesamtsumme der von allen Gläubigern angemeldeten Forderungen gegenüber der Fuldaer Zeitung mit über zwei Milliarden Euro.
Insbesondere die rund 17.000 Privatanleger sollten sich den Aussagen zufolge nicht zu viele Hoffnungen machen, Geld zurückzuerhalten. Er schätzt, dass der Insolvenzprozess noch weitere drei bis fünf Jahre dauern werde.
Sendung: hr4, Die hessenschau für Nord- und Osthessen, 02.03.2023, 16.30 Uhr
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