Voller Betrieb weiterhin untersagt Hadamar: "Verkettung unglücklicher Umstände" führte zu Gasleck
Fast ein halbes Jahr nach dem gefährlichen Gas-Austritt in Hadamar-Niederzeuzheim stehen die Ursachen fest. Eine Untersuchung offenbart eine Verkettung unglücklicher Umstände. Der vollständige Betrieb ist der Firma weiterhin untersagt.
Das folgenschwere Gasleck in einem Betrieb in Hadamar (Limburg-Weilburg) im Februar ist laut einem Gutachten von einer "Verkettung unglücklicher Umstände" während Wartungsarbeiten ausgelöst worden. "Menschliches Versagen des ausführenden Monteurs lag nach Ermittlung des Sachverständigen nicht vor", teilte das Regierungspräsidium Gießen (RP) als Überwachungsbehörde am Montag mit.
Ende Februar hatte es in dem Propangas-Umschlag- und Verteillager im Ortsteil Niederzeuzheim einen Störfall gegeben, bis zu 174 Tonnen Propangas gelangten ins Freie. Der Vorfall stand demnach im Zusammenhang mit Wartungsarbeiten an einem selten genutzten Teil der Anlage und hatte nichts mit dem normalen Betrieb zu tun.
Mehrere Schutzbarrieren versagten
Dabei hätten mehrere Schutzbarrieren versagt. Ein Bauteil war demnach innerlich beschädigt, was aber von außen nicht zu sehen war. Der Defekt habe einen Schutzmechanismus am Tank unwirksam gemacht.
Zusätzlich führte demnach eine fehlerhafte Kennzeichnung dazu, dass ein Kugelhahn geöffnet statt geschlossen wurde. Eine Verstopfung im Rohrleitungssystem zeigte außerdem fälschlicherweise Drucklosigkeit an und machte die letzte Schutzbarriere unwirksam.
Vollständiger Betrieb verboten
Der Betrieb in dem Gaswerk läuft weiterhin eingeschränkt. Das Chemie-Unternehmen Tyczka Group darf laut dem Regierungspräsidium die Anlage erst wieder komplett in Betrieb nehmen, wenn sie ein neues Sicherheitskonzept vorlegt, das die Erkenntnisse aus dem Störfall aufarbeitet. Das stehe noch aus.
Unabhängig davon muss die Firma am Mittwoch erneut Reste von Propangas abfackeln, wie der Bürgermeister Michael Ruoff (CDU) dem hr am Sonntag mitteilte. Hintergrund sei der Austausch zweier Ventile. Mit einer Flamme werde rund eineinhalb Stunden Gas aus einer Rohrleitung in einem Pumpenraum entfernt.
Haus explodierte bei Gasaustritt im Februar
Bei dem gefährlichen Gasleck am 26. Februar mussten wegen der damit einhergehenden Explosionsgefahr tagelang Häuser und Wohnungen in einem Sicherheitsradius von 400 Metern um den Tank über Tage evakuiert werden.
In der Nacht nach Feststellung des Lecks kam es zu einer Explosion und dem Einsturz eines Hauses, wobei ein Mann schwer verletzt wurde. Nach Polizeiangaben war er entgegen den Anweisungen der Sicherheitskräfte in das Haus zurückgekehrt.