Löcher durch Nestbau Halsbandsittiche verursachen Schäden an Hausfassaden

Seit vielen Jahren sind die grünen Papageien in Hessen heimisch. In der Brutzeit aber können die sonst umgänglichen Vögel zur Plage werden, weil sie sich gerne in Häuserfassaden einnisten und Schäden anrichten. Ein Experte verrät, was man dagegen tun kann.

Ein Halsbandsittich sitzt in einem Loch in einer Hauswand
Ein Halsbandsittich sitzt in einem Loch in einer Hauswand Bild © Gabriella Schmidt
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Bild © Bernd Petri/Nabu| zur Audio-Einzelseite
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Seit vielen Jahren zwitschern sie schon im Rhein-Main-Gebiet, auch in Südhessen fühlen sich die einst exotischen Halsbandsittiche seit kurzem rundum wohl. Optisch sind die Papageien mit ihrem hellgrünen Gefieder schön anzuschauen, auch mit den heimischen Tierarten vertragen sie sich gut. Alles bestens also? Nicht ganz. Die gefiederten Exoten haben in der jetzt beginnenden Brutzeit eine Angewohnheit, die vor allem Hausbesitzer teuer zu stehen kommen kann.

"Die Sittiche nisten gerne in Hausfassaden", erklärt Bernd Petri, Ornithologe des hessischen Naturschutzbunds (Nabu). Dazu suchen sich die Vögel vor allem wärmegedämmte Gebäude. "Sie kriechen durch kleine Löcher im Putz und bauen dahinter eine Höhle", so Petri. In diesen Höhlen hinter dem Außenputz ziehen die Sittiche dann ihren Nachwuchs groß - geschützt vor Wind und Wetter.

Beim Bau ihrer Höhlen räumen die Halsbandsittiche oft quadratmeterweise Dämmaterial aus den Löchern, schildert der Experte. "Dadurch entstehen oft große Schäden an der Hausfassade."

Nahaufnahme/Einblick in eine zerbröselte Wärmedammung, die zwischen zwei Wänden liegt.
Oft entfernen die Halsbandsittiche großflächig die Wärmedämmung zwischen Wand und Außenputz, wie hier in Ginsheim-Gustavsburg. Bild © Bernd Petri/Nabu

Spechte leisten Vorarbeit

Die Löcher machen die grünen Papageien nicht selbst. "Manchmal nutzen sie Lüftungsschächte oder Ankerpunkte für Gerüste", sagt Petri. Oft würden auch Spechte die Vorarbeit leisten. Die Spechte klettern laut Petri vor allem Hauskanten hinauf und hacken auf der Suche nach Nahrung kleine Löcher in den Putz. "Auf solche Löcher stürzen sich dann die Halsbandsittiche."

Gefährdet seien vor allem Gebäude rund um die angestammten Brutplätze entlang von Rhein und Main. "In Wiesbaden treten immer wieder Schäden auf, auch in Frankfurt gab es bereits Fälle", sagt Petri. Weiter südlich habe er schon Schäden in Ginsheim-Gustavsburg, Bischofsheim oder Gernsheim (alle Groß-Gerau) wahrgenommen.

Aber auch in Darmstadt und im hessischen Ried, etwa in Büttelborn (Groß-Gerau) oder Weiterstadt (Darmstadt-Dieburg), tauchen vermehrt Halsbandsittiche auf. "Hier muss man ebenfalls wachsam sein", warnt Petri.

Ein Halsbandsittich sitzt in einem Loch in einer Häuserfassade
Ein Halsbandsittich baut eine Nisthöhle in einer Außenfassade Bild © Petra Mai/Nabu Naturgucker

Keine Patentlösung gegen Sittiche

Betroffen seien vor allem Gebäude mit mehreren Stockwerken, denn ab einer gewissen Höhe fühlten sich Spechte und Sittiche ungestört. Besagte Fassadenschäden fänden sich deswegen oft an Schulen, Sporthallen oder größeren Wohnkomplexen. Einfamilienhäuser seien weniger betroffen, sagt Petri.

Eine Patentlösung, wie man sich vor den bauwütigen Halsbandsittichen schützen kann, gebe es nicht, aber durchaus Maßnahmen, die helfen können. Das Wichtigste: "Wer solche Löcher an den Fassaden entdeckt, sollte sie sofort schließen", rät Petri.

Generell gelte: Je glatter die Fassade, desto schwerer hätten es etwa Spechte, dort Löcher hineinzuhacken. Manchmal helfe es bereits, die Gebäudekanten glatt zu verputzen oder mit glatten Metallprofilen auszustatten, damit die Spechte dort keinen Halt finden. Wer in Gebieten, in denen der Halsbandsittich vorkommt, neu baut, dem rät Petri, möglichst dicken und glatten Putz zu verwenden.

Keine Gefahr für Ökosystem

Für unser heimisches Ökosystem sind die Sittiche nach Einschätzung des hessischen Umweltministeriums hingegen vollkommen ungefährlich. Eine Einschätzung, die auch Ornithologe Petri teilt: "Sie kommen ganz gut mit anderen Tierarten klar."

Hierzulande gehören die grünen Vögel zu den sogenannten "Neobiota". Als solche werden Lebewesen bezeichnet, die nicht aus eigener Kraft, sondern mit Hilfe des Menschen in Gebiete eingewandert sind, in denen sie nicht heimisch waren. Wahrscheinlich sind die Halsbandsittiche vor Jahrzehnten aus Zoos oder privaten Haltungen entkommen und breiten sich seitdem aus.

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Halsbandsittiche

Halsbandsittiche haben ein auffällig grünes Gefieder. Die Männchen weisen den namensgebenden schwarzen Halsring und eine schwarze Kinnpartie auf. Die Weibchen haben nur einen schwach ausgebildeten Halsring und ein grün gefärbtes Kinn. Die Sittiche brüten in Baumhöhlen oder Nischen, bauen also keine Nester. Der Halsbandsittich bleibt das ganze Jahr in seinem Lebensraum. Hierzulande profitiert er von den durchschnittlich gestiegenen Temperaturen, insbesondere in der Rheinischen Tiefebene.

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Sendung: hr4,

Quelle: hessenschau.de