Kampf gegen invasive Art Ungewöhnlich großes Nest der Asiatischen Hornisse entdeckt
Während die europäische Hornisse als bedrohte Art gilt, breiten sich ihre asiatischen Verwandten immer weiter aus - sehr zum Leid der Honigbienen. An der Bergstraße wurde nun ein besonders großes Nest entdeckt und aufwändig entfernt.
Ein bisschen erinnerte die Szene an einen Ausschnitt aus dem 80er-Jahre-Science-Fiction-Film "E.T.": Wissenschaftler führten in Schutzanzügen Experimente an kleinen fremden Wesen durch. Auch in Heppenheim an der Bergstraße drehte sich am Montag alles um fremde Wesen, wenn auch nicht von einem anderen Planeten.
Und in den Schutzanzügen steckten Hornissenberater Reiner Jahn und sein Kollege Thomas Beissel. Im Auftrag des hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) entfernten die Insekten-Experten in 20 Metern Höhe ein außergewöhnlich großes Nest der Asiatischen Hornisse.
Gefahr für Honigbienen
Anders als die heimische Hornisse, die als bedrohte Tierart gilt, breitet sich die aus Südostasien stammende Asiatische Hornisse in Europa immer weiter aus. In Hessen wurde die "Vespa velutina" zuletzt vermehrt an der Bergstraße gesichtet. Die fremde Hornisse stellt besonders für die ebenfalls bedrohten heimischen Honigbienen eine große Gefahr dar, denn sie steht auf dem Speiseplan der Hornissen.
"Die Asiatische Hornisse braucht für die Aufzucht ihrer Brut viel Eiweiß, und das holt sie sich zu zwei Dritteln von Honigbienen", erklärte Jahn. Dazu fängt die Hornisse die Biene vor deren Nest ab, "filetiert" sie nach den Worten Jahns und verfüttert das proteinreiche Bruststück dann an ihre Hornissen-Larven.
Größe des Nests lässt Experten staunen
Deswegen hat das HLNUG Jahn mit der Bekämpfung der invasiven Art beauftragt. Immer wenn er Nester findet, entfernt er sie. So wie am Montag in Heppenheim. Doch diesmal war der Einsatz auch für Jahn ein besonderer: "Ein Nest in dieser Größe hatte ich auch noch nicht. Das ist das erste Mal für mich", staunte der Fachmann für Insekten, als er es entdeckte.
Die Nester der Asiatischen Hornisse aufzuspüren, ist nicht ganz einfach. In diesem Fall hatte Jahn dafür gesorgt, dass ihn die Hornissen selbst zu ihrem Zuhause führen. Dazu hatte er eine Hornisse, die er bei Honigbienen entdeckte, mit Kälte betäubt und ihr einen kleinen Sender um die Taille gebunden.
"Die werden uns angreifen"
Mit einem Hubwagen ließen sich Jahn und Beissel in die Höhe heben, bekleidet mit Ganzkörper-Schutzanzügen. "Unsere heimischen Hornissen sind eigentlich ganz entspannt, da hätte auch ein dünnes Mäntelchen gereicht", erklärte Jahn. Ihre asiatischen Kolleginnen seien dagegen sehr aggressiv, wenn man sich ihrem Nest nähert. "Die werden uns angreifen, und zwar nicht mit 30 oder 40, sondern mit über 1.000 Tieren."
Nachdem sie die störenden Äste des Thuja-Baums abgesägt hatten, saugten die Hornissen-Experten die Tiere mit Schläuchen ein und betäubten sie mit CO2, um den Angriff abzumildern. Nach fast einer Dreiviertelstunde Arbeit hatten sie das mehr als basketballgroße Nest schließlich entfernt.
Wieder zurück auf festem Boden hielt Jahn das Nest fast wie eine Trophäe in den Händen. "Ich denke, es werden über 1.000 Tiere gewesen sein. Es waren auch schon Drohnen und junge Königinnen zu erkennen."
Hornissen werden eingefroren und untersucht
Der heimischen Honigbiene haben Jahn und sein Kollege damit sicher einen großen Dienst erwiesen. Rundum glücklich ist Jahn mit seiner Tat aber nicht. "Ich bin ja eigentlich Tierschützer und mir tut es leid um jedes Insekt. Aber in diesem Fall richten die Hornissen Schaden an den Honigbienen und somit an der Artenvielfalt an."
Das Nest und die eingesaugten Hornissen werden im Auftrag des Darmstädter Regierungspräsidiums nun eingefroren und sollen genauer untersucht werden.
Sendung: hr-iNFO, 18.10.2022, 6.45 Uhr
Ende der weiteren Informationen