Herbstzug zum Winterquartier Zehntausende Kraniche ziehen über Hessen
Naturschauspiel am Himmel über Hessen: Viele tausend Kraniche fliegen auf ihrem Weg nach Süden über Hessen hinweg. Die Formationen sind mit ihren trötenden Rufen weithin zu hören - auch in den kommenden Wochen.
Meist hört man sie, noch bevor man sie am Himmel sieht: Zigtausend Kraniche fliegen seit Anfang Oktober über Hessen hinweg. Derzeit sind es besonders viele Schwärme. Deutlich erkennbar sind die Zugvögel an ihren trompetenartigen Rufen und ihrer keilförmigen Formation.
Nach Angaben des Nabu liegt Hessen in einer Hauptzugroute der Kraniche auf ihrem Weg von der Nord- oder Ostsee in die Winterquartiere im Südwesten Europas.
Gestartet sind die grau-weißen Vögel mit ihren langen, schwarzen Beinen zum Beispiel bei Rügen oder an der Mecklenburgischen Seenplatte, wo sich viele Sammelplätze befinden. In einzelnen Schwärmen ziehen sie dann über die Auen von Fulda und Werra hinweg nach Hessen, wie der Nabu in Wetzlar mitteilte. Ziel der meisten Kraniche sei die spanische Extremadura.
Flugbetrieb nimmt Rücksicht auf Zugvögel
Wenn die Zugvögel wieder unterwegs sind, müssten die Flughäfen ganz besonders aufpassen, wie Ornithologe Bernd Petri vom Naturschutzbund (Nabu) in Hessen berichtet. Zehntausende von ihnen machen laut Petri auch Rast in Hessen.
Wenn Kraniche im Umfeld von Frankfurt landen, entscheide die Deutsche Flugsicherung (DFS) manchmal, "dass der Flugbetrieb eben nicht über die ein oder andere Start- oder Landebahn erfolgt", berichtet der Nabu-Experte. Zu einem Konflikt - zwischen Flugbetrieb und Kranichen - sei es aber noch nie gekommen.
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Zwischen Mitte Oktober und Mitte November gebe es noch drei, vier Tage mit Massenzügen, "wo mehrere zehntausend Kraniche von Kassel über Marburg, die Wetterau, Frankfurt und Wiesbaden über Hessen hinweg ziehen".
Auch die Tage zeigen sich immer wieder mehrere Formationen hinter- oder nebeneinander am Himmel. Zuletzt seien es 60.000 bis 80.000 Kraniche an einem Tag gewesen. Das Naturschauspiel sei noch bis etwa bis Mitte November zu beobachten.
Aufruf zu Kranich-Meldungen
Die Formationen seien Familienverbände, die bis zu ihrem Ziel in Spanien zusammenbleiben, erklärt Vogelexperte Petri. "Das heißt, die Vögel kennen sich. Die Paare bleiben ja auch ein Leben lang beisammen." Kraniche seien auch ein Symbol der Liebe und Treue "und werden deshalb auch von uns Menschen so bestaunt und geliebt", so Petri.
Um eine Übersicht über die Zugrouten und deren Veränderungen zu erhalten, rief der Nabu bereits Anfang Oktober dazu auf, auf seiner Homepage Kranichbeobachtungen zu melden. Schätzungsweise 250.000 Kraniche seien während des Herbstzugs über Hessen unterwegs. Die Naturschützer wollen vor allem herausfinden, was sich im Vergleich zu den letzten Jahren geändert hat.