Banken rüsten auf Sprengsicherere Geldautomaten sollen Kriminelle abschrecken
Sie sind 18 Tonnen schwer und bestehen aus Stahlbeton: Mit freistehenden Geldautomaten will eine Bank in Osthessen ihre Gebäude vor Sprengstoffanschlägen bewahren. Sie könnten zum Vorbild werden.
Im Kampf gegen Geldautomatensprenger setzen Banken den kriminellen Banden nun kolossale Schwergewichte entgegen. Die VR-Bank Fulda präsentierte am Montag einen neuen Typ von Geldautomaten. Er steht auf einem Supermarkt-Parkplatz in Kalbach (Fulda) und soll durch seine Konstruktion besonders sicher sein.
Der Automat sieht aus wie ein würfelförmiger Pavillon mit einem kleinen Vordach. Mit einer Stellfläche von knapp sechs Quadratmetern nimmt er nicht viel Raum ein, gerade einmal eine Parklücke. Er ist aber vor allem schwer - und kommt auf ein Gewicht von knapp 18 Tonnen.
Sicherer als herkömmliche Automaten
Die Außenhülle des Automaten besteht aus armiertem Stahlbeton. "Dadurch ist er wesentlich sicherer als herkömmliche Automaten", erklärte Patrick Harnier, der zuständige Bereichsleiter der Bank. Der Automat soll Sprengstoff-Anschlägen standhalten können.
Dadurch erhofft sich die Bank, kriminelle Banden von Anschlägen abzuhalten. Aktuell habe die Bank sechs solcher Pavillons im Einsatz. Weitere fünf sollen in Betrieb genommen werden. Somit sei dann die Hälfte aller Automaten der Bank besonders geschützt.
Demolierte Foyers sollen verhindert werden
Das osthessische Geldinstitut ist in den vergangenen drei Jahren dreimal zum Ziel von Attacken auf Geldautomaten geworden. "Die Sachschäden gingen in die Millionen", sagte Harnier. Diese seien zwar von Versicherungen beglichen worden. Aber wegen der Schäden in Foyers und Filialen seien längere Ausfallzeiten zu beklagen gewesen.
Die neuen, außerhalb von Banken oder anderen Gebäuden stehenden Stahlbeton-Pavillons sollen dafür sorgen, dass nicht mehr so große Sachschäden an der gesamten Infrastruktur der Bankfiliale entstehen, wie Harnier sagte.
Die Bank habe mittlerweile alle Automaten stillgelegt, die sowohl in als auch an Wohngebäuden angebracht waren. So soll die Gefahr für Leib und Leben gebannt werden.
Sicherheit an bestehenden Automaten wird verbessert
Vor zwei Wochen sind die ersten sprengsichereren Automaten in Betrieb genommen worden. Sie stehen zum Beispiel in Eichenzell-Rothemann, Poppenhausen und Ebersburg-Schmalnau (Fulda).
Weitere folgen in Sinntal und Schlierbach. Zu den Investitionskosten machte die Bank keine Angaben. Sie sagte auch nicht, welche Anschaffungskosten im Vergleich zu herkömmlichen Automaten entstehen.
An bestehenden Automaten-Standorten werden die Sicherheitsvorkehrungen kontinuierlich verbessert, wie die Bank erklärte. Etwa mit Verneblungsanlagen, Farbpatronen beim Bargeld, Stroboskop-Beleuchtungen und Alarmanlagen. Zudem gibt es einen Nachtverschluss der Foyers zwischen 23 und 6 Uhr.
Banken entscheiden individuell
Wie viele Automaten dieser Art mit Stahlbeton-Mantel es mittlerweile in Hessen gibt, konnten die Bankenverbände wie der Genoverband auf Anfrage nicht mitteilen. Laut dem Regionalverband für mehr als 260 Volks- und Raiffeisenbanken in 14 Bundesländern setzen einzelne Institute bereits darauf. Andere ziehen sie in Betracht für neue Standorte - oder nach Renovierungen.
Zu konkreten Sicherheitsmaßnahmen der Banken könnten aus Sicherheitsgründen keine Angaben gemacht werden. "Unsere Mitgliedsbanken entscheiden individuell und in Zusammenarbeit mit den örtlichen Sicherheitsbehörden, welche Maßnahmen für den jeweiligen Standort sinnvoll sind - so auch bei dem Einsatz der Pavillons", sagte eine Sprecherin des Genoverbands.
Banken unter Druck
Die Banken sehen sich seit Jahren großem Druck von kriminellen Banden ausgesetzt, die Geldautomaten bei nächtlichen Sprengstoff-Anschlägen in die Luft jagen, um an Bargeld zu kommen. Erst in der vergangenen Woche ereignete sich ein aufsehenerregender Fall in Borken (Schwalm-Eder).