Hochhäuser im Dietzenbacher Spessartviertel Hausverwaltung schüchtert Wohnungseigentümer ein

Die Immobilienverwaltung FFM GmbH herrscht über fünf Hochhäuser in Dietzenbach, in denen mehr als 3.200 Menschen leben. Ein Teil der Wohnungsbesitzer ist mit der Hausverwaltung unzufrieden. Ein Versuch, die Firma loszuwerden, ging bei der Eigentümerversammlung nun gründlich schief.

Dietzenbach Hochhaussiedlung
Spessartviertel, Dietzenbach Bild © picture-alliance/dpa
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Das Trip Inn Hotel im Rodgauer Stadtteil Nieder-Roden liegt ein bisschen im Nirgendwo, ohne Auto kommt man dort schlecht hin. Aber das hält rund 50 Frauen und Männer aber nicht davon ab, am Montag eine Veranstaltung zu besuchen, für die ein Bereich des Hotels ab dem Nachmittag gebucht worden ist.

Sie alle besitzen Wohneigentum in den fünf Hochhäusern im östlichen Spessartviertel in der Nachbarstadt Dietzenbach. Zur Eigentümerversammlung hat die Immobilienverwaltung FFM GmbH eingeladen. Ein Tagesordnungspunkt war der Hausverwaltung der Dietzenbacher Wohntürme vom Amtsgericht Offenbach diktiert worden: ihre eigene Abwahl.

Mehrheitssuche mit Vollmachten

Walter Fontaine ist auch gekommen. Der Co-Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft Dietzenbach, die mehrheitlich der Stadt gehört und in den fünf Blocks 89 Wohnungen besitzt, hat eine klare Agenda: Er will durchsetzen, dass die Hausverwaltung abgewählt wird und Marcel Haufschild, der starke Mann dahinter, seine Machtposition verliert.

Dafür braucht es keine Mehrheit der Anwesenden, sondern eine Mehrheit der Stimmanteile. Also hat Fontaine, der vor dem Ruhestand viele Jahre lang den Fachbereich Soziale Dienste der Stadt Dietzenbach geleitet hat, beglaubigte Vollmachten gesammelt und um Verbündete geworben. "Nach jetzigem Stand werden wir eine knappe Mehrheit haben, um die fristlose Entlassung von Haufschild durchzusetzen und einen neuen Verwalter zu wählen".

"Hausverwaltung arbeitet nicht ordnungsgemäß"

Gründe, die für einen neuen Verwalter sprechen, gibt es genug, findet Fontaine. Das sieht auch Silvia Ohde so. Sie besitzt im Spessartviertel mehrere Wohnungen – und viel Erfahrung im Dauerkonflikt mit Marcel Haufschild und seinen Leuten. "Es ist halt das Problem, dass diese Hausverwaltung, wie auch die Verwaltungen vorher, in denen Herr Haufschild schon Zugriff hatte auf die Sachen, nicht ordnungsgemäß arbeitet, um es mal vorsichtig auszudrücken."

Haufschild habe innerhalb von rund zwei Jahren mindestens 20 neue Leute eingestellt und zahlreiche Arbeiten beauftragt ohne Beschluss der Eigentümergemeinschaft. Es gehe nicht an, so Ohde, "wenn der Verwalter seit Jahren die Rechnungsprüfung hintertreibt und wir die jedes Jahr gerichtlich durchsetzen müssen".

Offene Rechnungen: fast zwei Millionen Euro

Walter Fontaine spricht außerdem von "immensen Schulden" bei kommunalen Versorgern. "Es geht um offene Rechnungen von etwa 1,8 Millionen Euro zugunsten der städtischen Betriebe." Die vereinbarten Ratenzahlungen seien nicht eingehalten worden. "Die Einstweiligen Verfügungen, die ich erwirkt habe, sind größtenteils auch nicht eingehalten worden", so Fontaine. Er sieht darin eine nicht hinnehmbare Missachtung des Gerichts.

Vor knapp einem Jahr hatte die Energieversorgung Dietzenbach sogar die Fernwärme für die Blöcke abgestellt, weil ihre Rechnungen nicht bezahlt worden waren. Eine Ratenzahlung wurde vereinbart. Heute sagen die Versorger, die Zahlungsmoral sei noch schlechter geworden.

Rund ein Dutzend Aufpasser

Nach ein paar Stunden und einer Nachfrage per Telefon lässt sich Marcel Haufschild in Rodgau auch selbst befragen. Er sitzt im Hotel und kontrolliert die vorgelegten Vollmachten. Wer mit ihm sprechen möchte, wird von einem Security-Mitarbeiter abgeholt. Haufschild lässt sich von rund einem Dutzend dunkel gekleideter Aufpasser abschirmen. "Allein dass Sie, wenn sie reinwollen, schon mal durch einen Sicherheitsdienst müssen, der Taschenkontrollen und Leibesvisitationen macht – als wären wir hier eine Veranstaltung von Schwerverbrechern, das sagt schon alles", findet Wohnungseigentümerin Silvia Ohde.

In einem Raum hinter dem Foyer sitzt Haufschild an zusammengeschobenen Tischen, auf denen sich Papier stapelt. Es sind die Vollmachten, die der Co-Geschäftsführer der Wohnungsgesellschaft Dietzenbach gesammelt hat und die nun von ihm und seinen Helfern geprüft werden. Haufschild selbst hat auch Vollmachten organisiert. Die, sagt er, könnten auf Anforderung auch kontrolliert werden.

Aus einer Tagesordnung wurden zwei

Haufschild erklärt, warum er in Rodgau nicht zu einer, sondern gleich zu zwei Versammlungen eingeladen hat. "Es gibt alte Tagesordnungspunkte, die müssen drauf. Und es müssen auch neue Tagesordnungspunkte drauf. Deswegen gibt es eine Versammlung, aber es gibt zwei Tagesordnungen." Kein Problem, sagt Haufschild, "das ist alles rechtsgültig".

Für den Co-Geschäftsführer Fontaine wird die Eigentümerversammlung zum Geduldsspiel, wie er sagt. Um 15 Uhr ist er zum Hotel gekommen. Um 22 Uhr werden die Vollmachten, die er dabei hat, immer noch geprüft. Da weiß er noch nicht, dass sie schließlich nutzlos sein werden. In der turbulenten nächtlichen Sitzung, in der mehrere Haufschild-Kritiker des Saales verwiesen werden, kommt es schließlich gar nicht mehr zum Tagesordnungspunkt Abwahl der Hausverwaltung.

Alles bleibt, wie es war

In der Verwaltung der Dietzenbacher Großwohnanlage geht es also weiter mit Marcel Haufschild und seiner Immobilienverwaltung FFM GmbH. Aus seiner Sicht ist das ein Segen für das östliche Spessartviertel. "Eine fristlose Kündigung heißt: Ab sofort haben Sie im sozialen Brennpunkt in Dietzenbach keine Hausverwaltung. Sie haben keine Hausmeister. Die Aufzugsfirma hat zum 1. August gekündigt. Und Sie haben keinen, der die Wasserschäden macht."

Ganz korrekt sei das nicht, sagt Gegenspieler Fontaine. Er habe sich mit einer Hausverwaltung aus Rheinland-Pfalz verständigt, die Aufgaben zu übernehmen. Ob es je dazu kommt, ist allerdings offen. 

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Redaktion: Katrin Kimpel

Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de