Nachbarkommune Groß-Rohrheim sucht Helfer Hochwasser am AKW Biblis flutet landwirtschaftliche Flächen

Die Auswirkungen des Hochwassers am stillgelegten Atomkraftwerk Biblis treffen vor allem Bauern. Entsprechend groß ist der Frust. Das benachbarte Groß-Rohrheim setzte auf freiwillige Helfer.

Überflutete Wiesen am stillgelegten AKW Biblis an der Bergstraße.
Überflutete Wiesen am stillgelegten AKW Biblis an der Bergstraße. Bild © Keutz TV
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Hochwasser am AKW Biblis flutet landwirtschaftliche Flächen

hs
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An der überfluteten Fläche neben dem stillgelegten Atomkraftwerk hat die Feuerwehr auch am Dienstag im Kampf gegen das dort stehende Rheinhochwasser gesteckt. "Wir pumpen weiter und versuchen, den Pegel zu stabilisieren", sagte ein Sprecher des AKW-Betreibers RWE.

Betroffen ist eine Fläche, auf der die beiden 2023 abgerissenen Kühltürme des Blocks A standen. Holger Densky, der beim Regierungspräsidium Darmstadt für Wasserbau verantwortlich ist, berichtete im Gespräch mit dem hr von einem "15-jährigen Hochwasser-Ereignis".

Überflutet wurden vor allem landwirtschaftliche Flächen. Die Ursache dafür liege nach aktuellem Kenntnisstand in der Baustelle des stillgelegten AKW. Dort dringe vermutlich über undichte Leitungen Wasser aus dem Rhein ein, welches dann über ein Grabensystem auf dem AKW-Gelände auf die umliegenden Felder abfließe.

Frust bei Landwirten - Wasser kommt wohl aus AKW-Grube

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RWE habe versichert, mit großen Sandsäcken eine Art Dammlinie aufzubauen, die verhindern soll, dass noch mehr Wasser aus der Baufläche ausströmen kann, sagte Densky. Dennoch: Der Schaden ist nach Einschätzung betroffener Bauern bereits angerichtet.

Die gefluteten Felder seien für die Bewirtschaftung verloren, sagten zwei Landwirte dem hr unabhängig voneinander am Dienstagmittag. In diesem Jahr werde es dort keine Ernte mehr geben. Ein Landwirt aus Groß-Rohrheim, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte: "Die Ursache ist im Kraftwerk zu finden. Das ist die Quelle des Übels."

Derzeit kein Risiko für AKW Biblis

Seit Montag waren das Technische Hilfswerk und Feuerwehren aus der Region mit Pumpen im Einsatz. Die betroffene Fläche liegt laut RWE deutlich tiefer als das eigentliche Kraftwerksgelände, das auf die Höhe der Deichkrone aufgeschüttet worden sei. Die Situation habe weiterhin keine Auswirkungen auf das stillgelegte AKW, sagte der RWE-Sprecher.

Im Zuge des Atomausstiegs Deutschlands nach der Fukushima-Katastrophe im Jahr 2011 wurde das Kraftwerk Biblis stillgelegt. Seit 2017 wird die Anlage abgerissen. Zwei der ehemals vier Kühltürme stehen noch.

Groß-Rohrheim benötigt Freiwillige

Im knapp fünf Kilometer von Biblis entfernten Groß-Rohrheim (Bergstraße) hatte der Rheinpegel seinen erwartbaren Höchststand in der Nacht zum Dienstag erreicht, doch der Rhein drohe noch eine Weile am Sommerdamm zu stehen, schrieb Bürgermeister Karsten Krug (SPD) am Dienstag auf Facebook.

Krug hatte am Vortag erfolgreich um freiwillige Helfer geworben, die den Winterdeich sichern, an den das Wasser aus der Nachbarkommune Biblis geflossen sei. Bis Dienstagabend seien genügend helfende Hände vorhanden. Doch die Gemeinde suchte am Dienstag noch weitere Helferinnen und Helfer für etwaige Kontrollgänge in der Nacht zum Mittwoch.

Einen Appell richtete Krug an Menschen, die nicht zum Helfen gekommen sind, aber dennoch im Hochwasser-Gebiet vorbeischauten: "Weiterhin die Bitte, auf Hochwasser-Tourismus zu verzichten", schrieb der SPD-Politiker. Nicht nur behindere das den Einsatz der Feuerwehr, auch verhindere es "das Überleben zahlreicher Tiere, die trocken gelegene Schutzräume suchen müssen".

Hochwasser behindert Stechmückenbekämpfung

Derweil beklagen die Stechmückenbekämpfer erschwerte Bedingungen. Die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS) hat für diese Woche Helikopterflüge auf dem Plan stehen. Dabei soll das Eiweißkristall Bti versprüht werden, das die Larven der Mücken tötet.

Allerdings seien die Außendeiche des Rheins im hessischen Ried, in Rheinhessen und im Rheingau inzwischen auf Tage unzugänglich, teilte die KABS am Dienstag mit. Auch die Rheininseln seien zum Teil überflutet und könnten nicht betreten werden, um die Entwicklung von Stechmückenlarven zu ermitteln. Man werde sich daher zunächst auf die zugänglichen Dammfußbereiche konzentrieren.

Überall unter Stufe 3

An den großen Flüssen in Hessen hat sich die Lage nicht dramatisch verändert. An den Pegeln Worms und Rockenau nahe Hirschhorn (Neckar) im Kreis Bergstraße fielen die Pegel am Dienstagabend wieder unter die Meldestufe 3 auf die Stufe 2. Am Pegel Mainz blieb die Meldestufe 2 erreicht, ebenso am Pegel Kaub/Rhein.

Im Verlauf des Mittwochs ist den Meteorologen zufolge immer wieder mit teils schauerartigem Regen zu rechnen. Dazu sind Gewitter möglich bei Höchstwerten bis zu 22 Grad.

Fünf Tote in Deutschland, ein vermisster Feuerwehrmann

In den am stärksten vom Hochwasser getroffenen Ländern Bayern und Baden-Württemberg sind nach bisherigen Erkenntnissen insgesamt fünf Menschen ums Leben gekommen. Zudem gibt es nach Angaben der Behörden eine nicht genau bekannte Zahl an Vermissten, darunter ein Feuerwehrmann. Wegen der Lebensgefahr für Helfer wird laut Polizei aber nicht mehr in den Fluten selbst nach dem Mann gesucht.

Die Einsatzkräfte befürchten, dass der 22-Jährige ertrunken ist. Er war in der Nacht zum Sonntag in Offingen nahe der Grenze zu Baden-Württemberg mit einem Boot der DLRG-Wasserrettung unterwegs gewesen, ehe dieses kenterte. Die tagesschau berichtet in einem Liveticker von den Entwicklungen in den Katastrophengebieten.

Das hessische Innenministerium hatte am Montag 111 Einsatzkräfte und etwa 20 Fahrzeuge nach Bayern entsandt, um dort bei der Bewältigung der Hochwasser-Lage zu helfen.

Weitere Informationen

Redaktion: Fabian Weidenhausen

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 04.06.2024, 16.45 Uhr

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Quelle: mit Informationen von Anna Vogel, hessenschau.de, dpa/lhe