Höchstleistungen aus Hessen Student aus Fulda plant Weltrekord mit E-Bobbycar
Sie fahren Unterwasser Rad, laufen verkleidet einen Marathon oder rennen stundenlang Treppen hoch: Hessen haben schon so manchen Weltrekord aufgestellt - und sei die Disziplin noch so ausgefallen. Manch einer hat für dieses Jahr sogar große Pläne.
Höher, schneller, weiter - das Motivations-Mantra von Rekordjägern gilt auch abseits des Leistungssports. In vielen, mitunter auch seltsamen Disziplinen messen sich Ausnahmekönner und visieren mit Extrem-Leistungen Ruhm und Ehre in Rekord-Listen an - etwa im Guinnessbuch der Rekorde oder über ein Zertifikat beim Rekord-Institut für Deutschland (RID). Auch Menschen aus Hessen haben sich schon mit Weltrekorden verewigt. Manch einer strebt schon die nächsten Herausforderung an.
Marcel Paul aus Gedern (Wetterau) ist zwar schon 30 Jahre alt - aber er fährt immer noch gern Bobbycar. Gewöhnlich nehmen Kinder Platz auf den Kunststoff-Mini-Autos und schieben sich in Schrittgeschwindigkeit durch die Gegend. Doch seitdem Paul vor einigen Jahren angefangen hat, mit Bobbycars Rennen zu fahren und auf Rekordkurs zu gehen, lässt es ihn nicht mehr los.
"Das ist meine Leidenschaft"
"Das ist ein wahnsinniger Adrenalin-Kick, so knapp über der Straßendecke entlang zu rasen. Das ist meine Leidenschaft", sagt Paul. Und "rasen" trifft bei ihm tatsächlich zu: Der Student hat bereits zwei Weltrekorde bei Tempo-Fahrten aufgestellt.
Im Sommer sauste er eine abgesperrte Landstraße im Vogelsberg hinunter. Mit einem klassischen Bobbycar erreichte er 106,01 Stundenkilometer und mit einem eigens für den Rennsport umgebauten Bobbycar sogar 132,72 km/h, wie es das RID beurkundete.
Dritter Weltrekord im Visier - diesmal auf dem E-Bobbycar
Nun hat Paul angekündigt, die nächste Bestmarke aufstellen zu wollen. "Aller guten Dinge sind drei", sagt er. Anfang August will er einen Geschwindigkeitsrekord mit einem elektrisch angetriebenen Bobbycar schaffen.
Paul studiert an der Hochschule Fulda Elektrotechnik. Mit seinem Kommilitonen David Reimund hat er sich in einer Semesterarbeit bereits theoretisch mit dem Thema beschäftigt. Nun will er es in die Praxis umsetzen. "Daraus kann man auch einen Weltrekord machen", sagt er.
Damit die anvisierte Rekord-Fahrt auch offiziell dokumentiert wird, hat sich Paul beim RID gemeldet. Das Weltrekord-Institut legte die Rahmenbedingungen für die "höchste Geschwindigkeit mit einem modifizierten Bobbycar mit E-Antrieb" fest, damit spätere Rekordversuche vergleichbar sind. Vorgegeben sind etwa die Länge und das Gefälle der Messstrecke sowie das Gewicht des Fahrzeugs.
Perfektion ist angestrebt
Nun geht es für Pilot Paul und Helfer Reimund an Planung und Bau des Fahrgestells, auf dem der Motor angebracht wird. Im Windkanal werde das Fahrzeug dann getestet, sagte Tobias Müller, Pauls Professor an der Hochschule Fulda, der "Fuldaer Zeitung".
"Das soll schon alles auf Perfektion ausgelegt sein", sagt Paul. Er visiert ein Rekord-Tempo von 120 bis 130 Stundenkilometern an. "Wir wollen beim Premieren-Rekord direkt eine Bestmarke setzen, die von Nachahmern nicht so einfach überboten werden kann."
Weitere Weltrekorde aus Hessen
Im vergangenen Jahr kamen von Akteuren aus oder in Hessen wieder einige Weltrekorde hinzu, die im Guinness-Buch der Rekorde erwähnt sind oder vom Rekord-Institut für Deutschland aufgenommen wurden.
Extremsportler Dirk Leonhardt aus Bruchköbel (Main-Kinzig) hat gleich mehrere Rekorden aufgestellt. Er bestritt im März 2022 in Frankfurt "die weiteste Triathlon-Distanz auf Eis" und legte beim Schlittschuhlaufen, Radfahren und Laufen auf einer Eisfläche 165,17 Kilometer zurück.
Zuvor hatte Leonhardt schon den "längsten Nonstopp-Treppenlauf" absolviert, als er im März 2021 insgesamt 28 Stunden und sechs Minuten mit einer Begleiterin unterwegs war. Ein Jahr davor hatte er im Sommer 2020 den "längsten Triathlon" der Welt bewältigt. In 45 Tagen legte er 6.938,25 Kilometer in den Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen zurück.
Ende Oktober war Leonhardt auch Teil einer Gruppe die den "schnellsten gelaufenen Marathon in Verkleidung" bestritt. Er lief als riesige 1-Euro-Münze. Andere waren als Frosch, Engel oder Zugführer verkleidet.
Wenige Tage zuvor war Leonhardt Teil einer Zehner-Gruppe, die in 24 Stunden in einem Hallenbad 133,93 km im Unterwasser-Cycling zurücklegte. Dabei wurden die Kurbelumdrehungen des auf dem Beckenboden stehenden Fahrrad-Ergometers gemessen. Die Aktiven wurden unter Wasser mit Sauerstoffflaschen versorgt.
Dauerlauf für guten Zweck
Ausdauer bewies auch Extrem-Jogger Mario Euker aus Ebsdorfergrund (Marburg-Biedenkopf). Er legte im Mai 2021 die "längste gelaufene Distanz in einem Monat" zurück und schaffte 2.069,16 Kilometer. Er lief pro Tag zwischen acht und 13 Stunden, nur an einem Tag pausierte er aus gesundheitlichen Gründen. Euker ging es bei dem Dauerlauf aber nicht nur um den Rekord. Er sammelte mit der Aktion Spenden für die Deutsche Kinderkrebsstiftung und Ärzte ohne Grenzen.
Sitzfleisch bewiesen im Januar Martin Tschernko und Adrian Kehr aus Poppenhausen (Fulda) bei ihrem Weltrekord in einem Bürgerhaus in der Rhön. Dort spielten sie 24 Stunden am Stück Harmonika - für Essen, Trinken und Toilette gab es nur kurze Pausen.
Tina Kring ist weniger sportlich unterwegs. Dennoch stellte sie im Oktober 2022 auch einen Weltrekord auf. Sie besitzt die "größte Sammlung von 'I-Aah'-Merchandise-Objekten" - sprich Esel haben es ihr angetan. Sie hat 1.332 Objekte - zum Beispiel etliche Plüschtiere.
Auch Großveranstaltungen sind in Hessen rekordwürdig: So bildeten am 9. Juli 2016 im Fußballstadion im Frankfurter Stadtwald 7.548 Musiker das "größte Orchester der Welt". Drei Jahre später versammelten sich dort 1.002 Musiker zur "größten live spielenden Rockband" der Welt. Und im Mai 2018 kamen dort 5.542 Zuhörer zur "größten Autorenlesung" der Welt zusammen, um Kinderbuchautor Stefan Gremmel aus Morbach (Rheinland-Pfalz) zu zuhören.