Zwischenbilanz zur Umweltprämie 340 Menschen in Frankfurt schaffen Auto für Deutschlandticket ab
Seit mehr einem halben Jahr können Menschen in Frankfurt ihr Auto gegen ein Bahnticket tauschen. Die Stadt ist mit der bisherigen Resonanz zufrieden. Es gibt aber auch Kritik an der Auto-Abschaff-Prämie.
Der Deal ist simpel: Wer sein Auto abschafft, bekommt von der Stadt Frankfurt ein Jahresabo des Deutschlandtickets geschenkt. Das Angebot steht seit Juli vergangenen Jahres, bis Ende Januar haben sich rund 340 Menschen auf das Tauschgeschäft eingelassen. "Damit sind wir sehr zufrieden", sagt eine Sprecherin des zuständigen Mobilitätsdezernats.
Eine halbe Million Euro hat die Stadt für die Maßnahme bereitgestellt. Es handele sich um eine kleinere Maßnahme eines größeren Gesamtplans, der unter anderem den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und der Carsharing-Möglichkeiten in der Stadt vorsehe. Die Wirkung der Prämie soll nach einem Jahr evaluiert werden.
Bei Julia Koenen geht der Plan der Stadt auf. Die Frankfurterin hat ihr Auto eingetauscht und nutzt seitdem nur noch Straßenbahn, U-Bahn oder Regionalzug, um zur Arbeit zu kommen oder in der Freizeit mobil zu sein. "Ich vermisse nichts", sagt die 37-Jährige. Sie brauche selten ein Auto und wenn, dann nehme sie meistens eines aus dem Carsharing. Ihr Auto habe schon vor dem Verkauf meist in der Garage gestanden.
VCD kritisiert Frankfurter Modell
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) übt unterdessen Kritik an der Frankfurter Prämie. Die Fallzahlen seien angesichts der großen Gesamtzahl von Autos ein Tropfen auf den heißen Stein, sagt der verkehrspolitische Sprecher Michael Müller-Görnert. Es gebe dringendere Aufgaben wie einen guten öffentlichen Nahverkehr, effektives Parkraummanagement und sichere Radwege. "Das muss Hand in Hand gehen."
Mobilitätsforscherin Levke Sönksen vom Deutschen Institut für Urbanistik gewinnt der Auto-Abschaff-Prämie durchaus Positives ab. Solche Aktionen bauten Berührungsängste ab und führten weg von der Vorstellung eines Verzichts: "Vielleicht teste ich dann die Bahn einmal aus und merke, das gibt mir auch eine gewisse andere Freiheit, wenn ich ein Buch lesen kann, statt im Stau zu stehen", sagt die Forscherin.
Dabei komme es auf einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr an: "Man muss sich darauf verlassen können, dass der Bus fährt", sagt Sönksen.
Voraussetzungen für die Prämie
Wer die Umweltprämie in Frankfurt beantragen will, muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen: Die Person muss mindestens 18 Jahre alt sein, ihren Erstwohnsitz in Frankfurt haben, und das eigene Auto muss vor maximal fünf Monaten verschrottet, verkauft oder verschenkt worden sein.
Außerdem darf die Person ein Jahr vor der Antragstellung kein Fahrzeug neu zugelassen haben - und darf dies nicht mehr während des Bezugs der Umweltprämie tun.
Prämien auch in Darmstadt und Marburg
Auch Darmstadt und Marburg haben schon solche oder ähnliche Prämien ausgelobt. Darmstadt stoppte das Programm nach mehr als einem Jahr und knapp 200 abgemeldeten Autos. Als Belohnung gab die Stadt sogenannte Klimatickets aus, die drei Monate lang eine kostenfreie Nutzung des Darmstädter ÖPNV ermöglichen.
In Marburg hatten Bürgerinnen und Bürger auf Antrag bis zu 1.250 Euro in Gutscheinen erhalten. Bereits einen Monat nach Start im Juni waren die 50 ausgelobten Prämien vergriffen. Das Programm wurde zunächst erweitert, dann aber gestoppt: Da der Haushalt für das Jahr 2025 noch nicht genehmigt ist, werden derzeit trotz großer Nachfrage keine weiteren Anträge für die Prämie angenommen.