Jahresrückblick Panorama Mordfall Ayleen, Haftstrafe für Frankfurter Todesraser, Urteil gegen Franco A.

In der Wetterau wird ein getötetes Mädchen gefunden, ein Raser muss lebenslang hinter Gitter und Frankfurts Ex-Oberbürgermeister wird wegen Korruption verurteilt. Ein Rückblick auf Kriminalität, Prozesse und Kurioses im Jahr 2022.

Vor einer Fläche mit der großen Zahl "2022" sind diverse Elemente angeordnet: Ein Justizbamter mit einem Angeklagten, ein Pappschild auf dem steht "Solidarität mit den Opfern des NSU 2.0", Franco A. in Handschellen und eine Arrangement aus vielen Grabkerzen, Blumen und zwei weißen Stofftieren.
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Das Jahr endet für Peter Feldmann, wie es für ihn das ganze Jahr über lief - mit einer Niederlage: Frankfurts ehemaliger Oberbürgermeister wird in der AWO-Affäre zu einer Geldstrafe verurteilt und gilt damit als vorbestraft. Der frühere Bundeswehr-Offizier Franco A. wird nach einem langen Prozess zu einer Haftstrafe verurteilt, der Schreiber der "NSU 2.0"-Drohschreiben ebenso. Auch sonst war vor allem an den hessischen Gerichten einiges los.

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Weitere Rückblicke

Die Ereignisse von aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur lesen Sie in gesonderten Rückblicken.

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Januar

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Jahresrückblick 2022: Januar bis März

hs
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17. Januar: Ein 61 Jahre Autofahrer rast mutmaßlich gezielt in eine Tankstelle an der Autobahn 45 nahe Hammersbach (Main-Kinzig), ein Feuer bricht aus. Der Verursacher kommt ums Leben, auch ein 47-jähriger Lkw-Fahrer stirbt in den Flammen. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich der Autofahrer das Leben nehmen wollte.

Zwei Feuerwehrleute stehen an der Tankstelle neben dem ausgebrannten Autowrack
Ausgebranntes Autowrack an der A45-Raststätte bei Hammersbach. Bild © picture-alliance/dpa

19. Januar: Vor dem Oberlandesgericht in Frankfurt beginnt ein Prozess um Kriegsverbrechen in Syrien. Einem syrischen Arzt werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Unter anderem soll er an Folterungen beteiligt gewesen sein. Es geht um Mord und schwere Körperverletzung. Der Prozess läuft das gesamte Jahr über, die Beweisaufnahme ist ausführlich.

Februar

9. Februar: Innenminister Peter Beuth (CDU) stellt die Kriminalitätsstatistik für 2021 vor. In dem von Corona geprägten Jahr sinkt die polizeilich erfasste Zahl von Straftaten auf den niedrigsten Wert seit 1980. Insgesamt werden rund 336.000 Delikte gezählt vom Diebstahl bis zum Mord. Die Aufklärungsquote liegt bei 65,6 Prozent und damit so hoch wie noch nie seit Einführung der Kriminalstatistik im Jahr 1971.

19. Februar: Der rassistische Anschlag von Hanau mit neun Toten jährt sich zum zweiten Mal. Bei einer Gedenkfeier werden Trauer und Schmerz der Angehörigen noch einmal deutlich, Politiker rufen zu gemeinsamem Handeln gegen Rassismus, Hass und Hetze in Deutschland auf.

Hinter einem weißen Grabstein umarmen sich eine schwarzgekleidete blonde Frau mit Brille und Mund-Nasen-Schutz und eine Frau im braunen Mantel mit dunkleblauem Kopftuch, deren Gesicht nicht zu sehen ist. Beide sind Angehörige von Anschlagsopfern.
Bei der Gedenkveranstaltung auf dem Hauptfriedhof in Hanau gedachten Angehörige und Politiker der Opfer des rassistischen Anschlags. Bild © picture-alliance/dpa

März

30. März: Eine Zivilkammer des Landgerichts Darmstadt lehnt eine neue Beweisaufnahme im Fall eines verurteilten Doppelmörders aus Babenhausen (Darmstadt-Dieburg) ab. Zugleich verurteilt sie den 52-jährigen Andreas Darsow zur Zahlung von fast 70.000 Euro. Es bleibe für die Kammer kein Zweifel an der Schuld des Beklagten, sagt die Vorsitzende Richterin. Darsow beteuert seit Jahren seine Unschuld.

31. März: Rund sieben Monate nach einem Giftanschlag an der Technischen Universität (TU) Darmstadt nimmt die Polizei eine Verdächtige fest. Eine Studentin aus Mainz soll im August 2021 Lebensmittel vergiftet und so mehrere Menschen verletzt haben. Im Dezember entscheidet das Landgericht Darmstadt, dass die geständige Frau dauerhaft in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht wird.

TU Darmstadt Polizei Einsatz
Polizei im Einsatz an der TU Darmstadt nach einem Giftanschlag. Bild © 5VisionMedia

April

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Jahresrückblick 2022: April bis Juni

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14. April: Ein mit 45 Millionen Euro prall gefüllter Lotto-Jackpot geht nach Hessen. Ein Tipper aus dem Rhein-Main-Gebiet hat bundesweit als einziger Spieler die sechs Richtigen samt Superzahl erraten.

19. April: Ein mutmaßlicher Lebensmittelskandal macht Schlagzeilen. Nach dem Verzehr keimbelasteter Lebensmittel aus einem Betrieb in Südhessen stirbt ein Mensch, insgesamt vier Menschen erkranken aufgrund einer Infektion mit Listeriose. Die Betroffenen infizierten sich zwischen Oktober 2021 und Januar 2022 in Kliniken in Frankfurt und Offenbach. Der Obst- und Gemüsebetrieb wird wegen gravierender Hygienemängel geschlossen.

Mai

11. Mai: Zwei Kinder werden in Hanau getötet. Wenige Tage später nimmt die Polizei in einem Vorort von Paris den Vater der Kinder fest. Er wird im November wegen zweifachen Mordes angeklagt. Der Tat soll die Trennung der Eltern vorausgegangen sein.

Blumen und Kuscheltiere vor Haus
Blumen vor dem Hochhaus in Hanau. Bild © Tobias Weiler-Mattes/hr

23. Mai: Der Bundesgerichtshof hebt das Mordurteil des Landgerichts Hanau gegen eine mutmaßliche Sekten-Chefin wegen Rechtsfehlern auf. Im Herbst 2020 sahen es die Richter als erwiesen an, dass die Frau einen in einen Leinensack eingeschnürten vierjährigen Jungen im Jahr 1988 sich selbst überlassen hatte. Das Kind erstickte an seinem Erbrochenen. Das Landgericht Frankfurt muss erneut über den Fall verhandeln. Die Mutter des toten Jungen wird Anfang Oktober vom Vorwurf des gemeinschaftlichen Mordes freigesprochen.

24. Mai: Auch in Hessen wird erstmals eine Affenpocken-Infektion nachgewiesen. Die infizierte Person hatte sich mit auffälligen Symptomen an das Infektiologikum der Uniklinik Frankfurt gewandt. Bald können sich Menschen mit besonderem Risiko gegen die Affenpocken impfen lassen. Insgesamt werden im Jahr 2022 in Hessen 214 Fälle gemeldet.

25. Mai: Das Landgericht Kassel verurteilt eine Frau, die sich als Narkoseärztin ausgegeben hatte, unter anderem wegen dreifachen Mordes zu lebenslanger Haft. Drei Jahre lang soll Meike S. trotz fehlender Zulassung in einer Klinik in Fritzlar (Schwalm-Eder) praktiziert und dabei den Tod dreier Menschen und dauerhafte Schäden bei mehreren Patienten verursacht haben.

Landgericht Kassel: Vor der Urteilsverkündung gegen Meike S.
Landgericht Kassel: Vor der Urteilsverkündung gegen Meike S. Bild © picture-alliance/dpa

Juni

2. Juni: Ein früherer Oberstaatsanwalt der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt wird wegen Korruptionsverdachts angeklagt. Es geht dabei um die Vergabe von Gutachten, wovon der Jurist selbst profitiert haben soll. Der 55-Jährige ermittelte früher selbst in Sachen Wirtschaftskriminalität und Abrechnungsbetrug.

7. Juni: In einem Lebensmittelmarkt in Schwalmstadt (Schwalm-Eder) erschießt ein 58 Jahre alter Mann seine frühere Lebensgefährtin, bevor er sich selbst mit der Waffe tötet. Die 53-Jährige hat sich zuvor von dem Mann getrennt.

8. Juni: In Berlin überfährt ein Autofahrer nahe der Gedächtniskirche mit Absicht Menschen auf dem Gehweg. Für eine Schulklasse aus Bad Arolsen (Waldeck-Frankenberg) wird der Besuch in der Hauptstadt zum Horrortrip. Eine Lehrerin stirbt, ein weiterer Lehrer und einige Schüler werden schwer verletzt. Nicht nur in Bad Arolsen herrscht Fassungslosigkeit über die Tat.

Pkw in Schaufenster
Das Auto, das in Berlin eine Menschenmenge erfasste, stoppte in einem Schaufenster. Bild © Imago Images

Juli

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Jahresrückblick 2022: Juli bis September 

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13. Juli: Urteil in einem Raser-Prozess: Das Landgericht Frankfurt schickt einen Autofahrer für acht Jahre und sechs Monate ins Gefängnis. 2020 verursachte der 40-Jährige mit seinem 625 PS starken SUV einen Unfall mit zwei Toten im Frankfurter Ostend. Ein 27 Jahre alter Fahrradkurier und ein 61 Jahre alter Fußgänger starben.

15. Juli: Das Oberlandesgericht Frankfurt verurteilt den Bundeswehroffizier Franco A. zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft. Nach mehr als einem Jahr Prozessdauer sehen die Richter unter anderem den Vorwurf der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat als erwiesen an. Franco A. soll unter anderem Anschläge auf Politiker geplant haben.

23. Juli: Nach einem Konzert der Rockband Böhse Onkelz im Frankfurter WM-Stadion werden zwei Besucher von einem Zug erfasst und getötet. Der 45-jährige Mann und die 25-jährige Frau betraten unerlaubt die Gleise in der Nähe der Arena.

29. Juli: Die seit Tagen vermissten Schülerin Ayleen aus Baden-Württemberg wird tot im Wetteraukreis entdeckt. Kurz darauf nimmt die Polizei einen 29 Jahre alten Mann aus Waldsolms (Lahn-Dill) unter dringendem Tatverdacht fest. Im September gesteht der Verdächtige, die 14-Jährige getötet zu haben.

August

2. August: Bei einem Polizeieinsatz im Frankfurter Bahnhofsviertel schießt ein Beamter der Spezialkräfte und tötet in einem Hotel einen 23 Jahre alten Mann. Der wegen Gewalt- und Drogenkriminalität bekannte Mann verletzte nach Angaben der Ermittler zuvor einen Polizeihund mit einem Messer.

13. August: Ein Waldbrand auf einem ehemaligen Militärgelände in Münster (Darmstadt-Dieburg) beschäftigt die Feuerwehren tagelang. Die Brandgefahr ist wegen der Trockenheit im Sommer hoch, zudem machen Munitionsreste im Boden den Rettern zu schaffen. Nach rund einer Woche ist das Feuer endlich gelöscht.

Feuerwehrleute tragen ihre Ausrüstung aus einem niedergebrannten Wald bei Münster
Mehrere tausend Feuerwehrleute hatten den Waldbrand tagelang eingedämmt. Bild © picture-alliance/dpa

September

14. September: In Frankfurt beginnt der Prozess um die Online-Plattform "Boystown", über die mehr als 400.000 Nutzer weltweit jahrelang Fotos und Videos von teilweise schwerster sexueller Gewalt an Kindern ausgetauscht haben. Vor dem Landgericht müssen sich vier Betreiber verantworten. Anfang Dezember werden sie verurteilt. Die höchste Strafe erhält ein Mann, der für zwölf Jahre ins Gefängnis muss. Zudem verhängten die Richter gegen ihn anschließende Sicherungsverwahrung.

23. September: Noch ein Prozess um Vergewaltigung und sexuellen Missbrauch: Ein ehemaliger Nachwuchstrainer des Fußball-Drittligisten SV Wehen Wiesbaden steht deshalb vor dem Landgericht Frankfurt.

Oktober

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Jahresrückblick 2022: Oktober bis Dezember

hessenschau vom 29.12.2022
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12. Oktober: In Frankfurt wird eine 500 Kilogramm schwere Weltkriegsbombe entschärft. Mehr als 20.000 Menschen müssen ihre Wohnungen verlassen. Der Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg wurde bei Bauarbeiten nahe der Messe entdeckt.

Die wegen der Weltkriegsbombe gesperrte A648 in Frankfurt.
Die wegen der Weltkriegsbombe gesperrte A648 in Frankfurt. Bild © picture-alliance/dpa

18. Oktober: Vor dem Landgericht Frankfurt beginnt der mit Spannung erwartete Prozess gegen Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD). Der Vorwurf lautet auf Vorteilsannahme. Zum einen geht es um die Anstellung und überdurchschnittliche Vergütung seiner damaligen Ehefrau in einer Kita der Arbeiterwohlfahrt (AWO), zum anderen um mögliche Unterstützung von Feldmanns Wahlkampf durch AWO-Mitarbeiter im Jahr 2018.

22. Oktober: Bei einem mutmaßlichen Raser-Unfall nahe des Wiesbadener Hauptbahnhofs stirbt ein Mann. Ein 24-Jähriger soll mit mehr als 130 Stundenkilometern unterwegs gewesen sein und eine rote Ampel ignoriert haben. Der 30-jährige Fahrer eines Autos, das der SUV-Fahrer rammte, stirbt einen Tag danach. Die Unfallverursacher und seine Mitfahrer, darunter ein siebenjähriger Junge, werden schwer verletzt.

Zerstörtes Auto nach schwerem Unfall in Wiesbaden
Zerstörtes Auto nach dem schweren Unfall in Wiesbaden. Bild © 5vision media

31. Oktober: Vor dem Landgericht Kassel beginnt der Prozess um eine tödliche Autofahrt in Witzenhausen (Werra-Meißner). Die Staatsanwaltschaft wirft dem 31-Jährigen vor, absichtlich in eine Gruppe Kinder gefahren zu sein. Dabei wurde eine Achtjährige getötet.

November

17. November: Wegen hasserfüllter Drohschreiben, die mit "NSU 2.0" unterzeichnet waren, wird ein Mann in Frankfurt zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt. Nach Auffassung des Landgerichts hatte der aus Berlin stammende Angeklagte per E-Mail, Fax und SMS Rechtsanwälte, Politikerinnen, Journalistinnen und Vertreter des öffentlichen Lebens bedroht.

Dezember

7. Dezember: Der mutmaßliche Rädelsführer einer Gruppe von Reichsbürgern wird in Frankfurt verhaftet. Die Gruppierung wollte den Ermittlern zufolge vor allem Angehörige der Bundeswehr und Polizei für einen geplanten Staatsumsturz rekrutieren. Rund 3.000 Polizeibeamte sind laut Bundesanwaltschaft im gesamten Bundesgebiet im Einsatz. Die Operation zählt zu den größten Polizeieinsätzen gegen Extremisten in der Geschichte der Bundesrepublik.

13. Dezember: Nach mehr als zwei Jahren Verhandlung endet in Darmstadt ein Mammutprozess: Der frühere Geschäftsführer des insolventen Goldhändlers PIM wird zu sechs Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Er habe jahrelang mit Kunden Lieferverträge einschließlich Bonusversprechen über Gold abgeschlossen, diese dann aber nicht erfüllt, so das Gericht.

23. Dezember: Der abgewählte Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann wird wegen Vorteilsannahme in zwei Fällen verurteilt. Hat das Urteil Bestand, gilt der ehemalige Rathaus-Chef als vorbestraft.

Weitere Informationen

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 27.12.2022, 19.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Max Sprick, dpa/lhe