Kampf gegen Schweinepest Hessen will Wildschweine in Rotten fangen und erschießen
Zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest will das Land die Zahl der Tiere in Infektionsgebieten deutlich verringern. Neu im Einsatz: sogenannte Saufänge. Sie sollen einen möglichst sanften Tod ganzer Wildschweinrotten erlauben.
Hessen geht mit einer neuen Maßnahme gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) vor: In der Sperrzone II, dem am stärksten betroffenen Gebiet, sollen in Fallen Wildschweine gefangen werde. Das Ziel sei, die Tiere daran zu hindern, die Schweinepest in andere Gebiete zu tragen, und so die Seuche weiter einzudämmen, teilte das Landwirtschaftsministerium mit.
Das Ministerium stellte am Freitag im südhessischen Mörfelden-Walldorf (Groß-Gerau) eine solche Falle vor. Die Saufänge, wie die Fallen genannt werden, sind zwei Meter hohe Holzkonstruktionen mit einem Falltor, das per Handysignal bedient wird. So sollen sich ganze Rotten von bis zu 25 Wildschweinen einfangen lassen, ohne dass die Tiere in Panik ausbrechen und die Seuche verbreiten.
Tierschutz im Blick
Die Wildschweine werden demnach zuvor angefüttert, damit sie sich an die Falle gewöhnen. Ein Metallgitter, das Verletzungen verursachen könnte, komme nicht zum Einsatz, so das Ministerium. Sobald die Rotte in der Falle sei, werde sie von speziell geschulten Teams tierschutzgerecht erlegt, das heißt erschossen.
"Der Einsatz von Fallen ist für die Tiere immer eine Belastung", räumte die Tierschutzbeauftragte des Landes Hessen, Madeleine Martin, ein. Jedoch habe sich das gewählte Modell als akzeptabel und dem Tierschutz als am ehesten gerecht erwiesen.
Der Einsatz dieser Saufänge wird vom Landwirtschaftsministerium koordiniert, gemeinsam mit den Veterinärämtern und Jagdverbänden. Der Abschuss erfolge durch erfahrene Schützen, die Kadaver würden von den Veterinärbehörden fachgerecht entsorgt.
Jäger unterstützen Maßnahmen
Die Maßnahmen werden von der Jägerschaft in Hessen unterstützt. "So kann es gelingen, ganze Wildschweinrotten zu entnehmen und die Infektionsketten zu unterbrechen", sagt Markus Stifter, Pressesprecher des Landesjagdverbands Hessen. Der Einsatz von Saufängen habe sich bereits in anderen Bundesländern bewährt, um die Seuche schneller unter Kontrolle zu bringen.
Bisher hatten die Behörden auf Zäune und Jagdverbote gesetzt, um infizierte Tiere in der Sperrzone II zu halten. Mit dem Einsatz der Fallen soll nun die Wildschweinpopulation deutlich reduziert werden. Je weniger Tiere, desto weniger Risiko für die umliegenden Gebiete.
Schweinepest stabilisiert sich
Die Seuchenlage in Hessen sei derzeit weniger dynamisch als zuvor, so das Landwirtschaftsministerium. Dennoch sei die Verringerung der Wildschweinpopulation in der Sperrzone II ein zentraler Punkt, um zu verhindern, dass infizierte Tiere in seuchenfreie Gebiete gelangen.
Die bestehenden Regelungen für die Sperrzone I, die als Pufferzone um die infizierten Gebiete dient, bleiben demnach bestehen. Dort sind sogenannte Bewegungs- und Erntejagden unter Auflagen weiterhin erlaubt.
Länder wollen mehr Hilfe bei Schweinepest-Bekämpfung
Derweil kommen im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest Forderungen aus den Ländern nach mehr organisatorischer und finanzieller Unterstützung des Bundes. Dies werde man den Ministerpräsidenten vorschlagen, sagten Hessens Staatskanzleichef Kuhn (CDU) und sein niedersächsischer Amtskollege Jörg Mielke (SPD) am Freitag.
Bei einem Treffen im Kloster Eberbach bei Eltville (Rheingau-Taunus) sagte Mielke: "Das Virus verbreitet sich rasant." Vor- und Nachsorge etwa mit Wildschweinzäunen und die Suche nach Kadavern kosteten viel Geld. Es gebe Handlungsbedarf.