Schafft er es in das Guinness-Buch der Rekorde? 22-jähriger Karbener fährt mit seinem Motorrad um die Welt
Einmal auf dem Motorrad um die Welt reisen - Tristan Duchscherer aus Karben hat sich diesen Traum verwirklicht. Knapp anderthalb Jahre und 63.000 Kilometer später sind er und seine Maschine wieder daheim. Ob er mit seiner Reise einen Rekord geknackt hat, wird noch geprüft.
"Vorher sauber und ganz, jetzt dreckig und kaputt", sagt Tristan Duchscherer und fängt an, seine KTM 390 zu putzen und zu flicken. Überall sind Teile mit Kabelbindern fixiert. Aus jedem der 29 Länder, die er durchfahren hat, hat der 22-Jährige Sticker als Andenken mitgebracht, die auf seinen Transportboxen kleben.
Vor wenigen Tagen ist er nach 17 Monaten und 63.000 Kilometern Weltreise im hessischen Karben wieder auf den Hof gefahren. Dass er diese Tour schafft, hat selbst seine Mutter nicht geglaubt. Zwar fährt die ganze Familie Motorrad, aber Tristans Roadtrip-Erfahrung besteht vor der Reise aus zwei Wochen mit Bike und Zelt in den Alpen. Und dann gleich eine Weltumrundung.
Sinnsuche und Rekordversuch
Nach seiner Ausbildung zum Mechatroniker steht die Frage im Raum: "Was will ich eigentlich vom Leben?" Tristan Duchscherer erfüllt sich einen Traum, kauft das neue Motorrad und im September 2023 geht es los. Er finanziert die Tour von seinem Ersparten und auch seine Eltern unterstützen seine Pläne.
Mit im Gepäck: Die Idee, gleich noch einen Rekord zu knacken - den des jüngsten Menschen, der auf dem Motorrad alleine die Welt umrundet.
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Eindrücke von der Motorrad-Reise um die Welt
Anfangs geht die Reise schnell, bereits nach 80 Tagen sei er in Vietnam gewesen, erzählt Duchscherer. Zu diesem Zeitpunkt ist sein Plan auch noch, den Guinness World Record als jüngster Mensch auf Weltumrundung möglichst zügig zu erfahren und Kilometer zurückzulegen.
"Aber in Südostasien bin ich dann das erste Mal stecken geblieben und ab da wurde es anders." Aus der reinen Fahrt einer Strecke wird eine Reise. Duchscherer lässt sich mehr Zeit, lernt Surfen und Tauchen. "Tauchen auf Borneo war glaub ich das Schönste, was ich in meinem Leben gesehen habe!"
Doch in Borneo erlebt er auch einen der schwierigen Momente seiner langen Reise. Auch wenn er aus der Ferne engen Kontakt mit Familie und Freunden hält, plagt ihn manchmal das Heimweh. Duchscherer erinnert sich an seinen Geburtstag. "Da fegte ein Tropensturm über Borneo und ich saß in einem 16-Mann-Zimmer in einem hässlichen Hostel - das war schlimm." Traurige Momente der Einsamkeit und unvergessliche Erlebnisse unter Wasser - auf dieser Reise liegen sie eng beieinander.
Offene Arme und Ängste bei Kontrollen
An vielen Orten wird der 22-Jährige mit offenen Armen und großem Interesse empfangen. In China darf er nur mit einem Guide unterwegs sein und der macht den Karbener zu einem kleinen Internet-Star. "Mein Guide hat TikToks mit mir gedreht und dann wurden wir bei einem chinesischen Motorradclub in Wuhan eingeladen", erzählt er. Dort habe er sich zwar kaum unterhalten können, aber viele wollten Fotos mit ihm machen.
Die Begeisterung der einen sei allerdings manchmal ein harter Kontrast gewesen zu anderen Erlebnissen. Der Karbener erinnert sich mit Unbehagen an einige Grenzkontrollen. In Russland und anderen Ländern mit viel Militär sei es manchmal gruselig gewesen. Das hatte auch mit der Sprachbarriere zu tun.
Vielerorts sei es normal, dass einem Polizei oder Militär bei Kontrollen die Waffe ins Gesicht halten. "Nur wer die Sprache nicht spricht, versteht nicht was los ist und kann auch nicht das machen, was die Person will. Ganz unangenehme Situation, aber man gewöhnt sich dran."
"Da war ich richtig sauer"
Insgesamt führt ihn seine Route durch 29 Länder - von Deutschland über den Balkanraum in die Türkei, Georgien, Russland, Zentralasien, Kasachstan, China und dann durch den südostasiatischen Raum bis nach Malaysia. Dort entscheidet er sich statt der direkten Überfahrt zum Besuch einiger indonesischer Inseln.
Und dann ist plötzlich Pause, denn als Duchscherer sein Motorrad von Indonesien nach Kanada verschiffen lassen will, wird das zu einem Auftrag mit erst einmal offenem Ausgang. Eigentlich sollte das Verschiffen einen Monat dauern - so hatte man es ihm gesagt. Tatsächliche Dauer: vier Monate. "Da war ich richtig sauer."
Von Kanada geht es nach der unfreiwilligen Unterbrechung durch Nord-, Mittel- und Südamerika und zum Schluss von Argentinien wieder nach Hause.
![Landkarte mit kleinem Motorrad und eingezeichneter Wegstrecke](https://www.hessenschau.de/panorama/tour-motorrad-100~_t-1738934477242_v-16to9__small.jpg 320w, https://www.hessenschau.de/panorama/tour-motorrad-100~_t-1738934477242_v-16to9__medium.jpg 480w, https://www.hessenschau.de/panorama/tour-motorrad-100~_t-1738934477242_v-16to9__medium__extended.jpg 640w, https://www.hessenschau.de/panorama/tour-motorrad-100~_t-1738934477242_v-16to9.jpg 960w)
Schafft er es ins Guinness Buch der Weltrekorde?
Ob seine Reise für einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde reicht, wird noch überprüft. Seine Tour wurde per GPS getrackt. Bisher ist die jüngste Person, die eine Weltreise mit dem Motorrad geschafft hat, 23 Jahre alt. Wenn Tristan Duchscherers Antrag angenommen wird und er alle Bedingungen erfüllt hat, könnte er diesen Rekord unterbieten.
Die Mindestvorgabe von 45.000 Kilometern hat er mit 63.000 gefahrenen Kilometern weit übertroffen. Und auch die vorgegebenen antipodalen, also gegenüberliegenden Punkte, hat er mit einem Ort in China und Chile erreicht.
63.000 Kilometer auf der Reise zu sich selbst
Und wie geht es jetzt für den 22-Jährigen weiter? Auch wenn die Reise seine eigene Idee war, nach dieser weiten Strecke ist nicht nur die Maschine etwas kaputt. 15 Kilo leichter als bei seinem Start hat der Karbener für den Moment erst einmal genug vom Motorradfahren. Es sei doch sehr viel gewesen: "Aber ich mach jetzt mal eine Motorradpause und dann kommt das wieder."
Die Maschine, die ihn einmal um die Welt getragen hat, hat in seinem Herzen schon einen Ehrenplatz. Was in den nächsten Monaten mit ihr passiert, damit sie nicht "in der Garage rumgammelt", weiß Duchscherer aber noch nicht. Erst einmal müsse er wieder richtig in Karben ankommen, sich ausgiebig mit Freunden und Familie treffen, später will er dann ein Studium beginnen.
Sein Fazit: "Ich habe mich auf jeden Fall verändert." Und so geht sein ursprünglicher Gedanke auf und die 17 Monate alleine um die Welt werden zu einer Reise zu sich selbst.