Stream für verhinderte Gäste Kassel überträgt Hochzeiten live aus dem Rathaus

Romantik gibt's in Kassel jetzt auch im Livestream: Hier können Hochzeitsgäste künftig virtuell dabei sein, wenn Brautpaare sich im Rathaus das Ja-Wort geben. Vor allem Großfamilien, die weltweit verstreut leben, sollen davon profitieren.

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Bild © picture-alliance/dpa, Christian Lademann| zur Audio-Einzelseite
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Die Hochzeit steht an - doch wichtige Familienmitglieder können nicht dabei sein, weil sie krank geworden sind oder die Anreise zu weit ist? Dieses Problem ist in Kassel jetzt Geschichte. Denn die Stadt überträgt Trauungen künftig kostenlos als Livestream im Internet. So können Angehörige zwar nicht leibhaftig, aber dennoch virtuell an der Trauung teilnehmen.

Mit der Videokonferenz schafft die Stadt Kassel nach eigenen Angaben nicht nur in Hessen ein einmaliges Angebot. Auch in Deutschland sei der Livestream aus dem Trausaal bislang noch selten, sagt Standesamtsleiter Frank Müsken.

Bisher gebe es zwar Standbilder von Trauungen in Münster oder Düsseldorf (beide NRW), von einem Livestream habe man aber noch nichts gehört. Während der Corona-Pandemie hatte das Standesamt in Zweibrücken (Rheinland-Pfalz) diesen Service angeboten, zuletzt musste das Angebot wegen personeller Engpässe wieder pausieren.

30 Gäste im Trausaal, der Rest virtuell in Videokonferenz 

Vor allem für Großfamilien soll der Service der Stadt die Lösung für ein drängendes Problem sein. So dürfen aus Sicherheitsgründen nur 30 Menschen im historischen Trausaal dabei sein - der Rest muss draußen bleiben.

Bürgermeisterin Ilona Friedrich (SPD) und Standesamtsleiter Frank Müsken vor der 65-Zoll-Bildschirm. Darauf sind weitere Personen zu sehen.
In Kassel kann man künftig virtuell an einer Hochzeit teilnehmen: Bürgermeisterin Ilone Friedrich (SPD) und Standesamtsleiter Frank Müsken demonstrieren die Videokonferenz auf dem Bildschirm. Bild © picture-alliance/dpa, Christian Lademann

Ab sofort hätten Gäste die Möglichkeit, sich sogar aus dem Flur des Rathauses mit dem Smartphone zuzuschalten, erklärt Müsken, der auch der Vorsitzende des Fachverbands der Hessischen Standesbeamtinnen und Standesbeamten ist. Dazu könne man eine Videokonferenz ganz kurzfristig organisieren. 

Service für zunehmend migrantische Gesellschaft 

Bürgermeisterin Ilona Friedrich (SPD) geht davon aus, dass die Videokonferenz aus dem Trausaal dankend angenommen werden wird.  

“Wir sind eine zunehmend migrantische Gesellschaft, wo Verwandte und Freunde im Ausland leben", sagt sie, mit dem Service der Stadt könnten Angehörige aus dem Ausland an der Zeremonie teilhaben. 

Testphase über mehrere Wochen

Jetzt will man im Rathaus schauen, wie viel Zuspruch das Angebot bekommt und wie viele Hochzeitspaare sich für eine Videokonferenz von ihrer Trauung entscheiden. Im letzten Jahr hatten nahezu 1.000 Paare in Kassel geheiratet.

In der Testphase in den vergangenen Wochen hätten allerdings nur einige Paare von dem kostenfreien Angebot Gebrauch gemacht, so Müsken, "bei ihnen ist es aber sehr gut angekommen. Wir wünschen uns, dass es künftig häufiger genutzt wird."

Gruß und Glückwusch auf 65-Zoll-Bildschirm

Und so funktioniert der neue Service: Die Stadt schickt dem Brautpaar vor der Trauung über den Videokonferenzdienst Webex den Link zum Livestream. Der kann dann an alle virtuellen Hochzeitsgäste weitergegeben werden. 

Auf dem 65-Zoll-Bildschirm sind drei Frauen zu sehen.
So tauchen die Hochzeitsgäste dann auf dem Bildschirm auf. Bild © picture-alliance/dpa, Christian Lademann

Bei der Trauung ist dann jeder, der seine Kamera freischaltet, mit seinem Bild auf einem 65-Zoll-Bildschirm zu sehen. So kann die kranke Patentante oder der Cousin aus der Türkei das Brautpaar aus der Ferne begrüßen und gratulieren. 

Ja-Wort virtuell nicht möglich

Wie eine Hochzeit ist auch der Livestream eine einmalige Sache. Das Video wird nicht konserviert, um es sich später noch einmal anzuschauen 

Doch eines ist bei dem neuen Service nicht möglich, heißt es in der Mitteilung der Stadt: Für das Ja-Wort müsse das Brautpaar ganz real und zeitgleich mit der Standesbeamtin oder dem Standesbeamten vor Ort sein.  

Das “Ja, ich will” bleibt somit im realen Leben und ist virtuell unmöglich. 

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Sendung: hr4, 01.08.2023, 09:30 Uhr

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Quelle: Stefanie Küster, Daniel Bresser, hessenschau.de