Flag-Football-Programm Land Hessen duldet keine NFL-Werbung mehr an Schulen
Werbung für die US-Football-Liga NFL und deren Sponsoren soll im Schulumfeld künftig Tabu sein. Das fordert das hessische Kultusministerium. Die NFL hat ein Sportprogramm an Schulen dazu genutzt, Markenlogos zu platzieren.
Das blau-weiß-rote Logo der US-Football-Liga NFL war bisher immer im Bild, wenn über die Flag-Football-Turniere der hessischen Schulen berichtet wurde. Auch der NFL-Sponsor Deutsche Kreditbank zeigte sich auf Werbebanden. Anderthalb Jahre lang war das für die beteiligten Schulen offenbar kein Problem. Doch jetzt hat sich das Kultusministerium eingeschaltet und will es untersagen. Von Seiten der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte es zuvor bereits Kritik gegeben.
Sport mit NFL-Branding und Werbung
Seit Anfang vergangenen Jahres veranstaltet die Marketing-Agentur Sportfive im Auftrag der NFL ein Flag-Football-Programm an deutschen Schulen. Die damit verbundene Werbung steht seit einiger Zeit in der Kritik. In Hessen haben zuletzt 20 Schulen aus dem Rhein-Main-Gebiet teilgenommen, unter anderem aus Frankfurt, Kelkheim oder Oberursel. Das Kultusministerium war grundsätzlich darüber informiert, im Alltag haben die Schulen aber direkt mit der Agentur Sportfive zusammengearbeitet.
Sportlehrer wurden im Auftrag der NFL auf Seminaren ausgebildet, bekamen Lehrmaterial und Starterpakete mit Bällen und Trikots für die Schüler - alles versehen mit den Logos der NFL. Auf Regionalturnieren spielten die Schulteams um die Teilnahme am Bundesentscheid. Und wer den gewann, der wurde von der NFL zu einem Turnier in den USA eingeladen. Die Turniere waren stets von reichlich Werbung umrahmt, zuletzt vor sechs Wochen in Frankfurter Stadion am Brentanobad.
Bannerwerbung ist unzulässiges Sponsoring
Dem Kultusministerium war diese Werbepraxis bisher nicht bekannt, wie ein Sprecher auf hr-Anfrage mitteilt. Nachdem man sich nun ein Bild gemacht habe stehe fest, dass die Werbebanden "ebenso wie die Starterpakete mit NFL-Logo nicht im Einklang mit den Sponsoring-Grundsätzen stehen". In einem Erlass der Landesregierung von 2019 wird Bannerwerbung explizit als Beispiel für unzulässiges Sponsoring aufgeführt.
Ziel des Erlasses: Schule soll ein neutraler Raum bleiben, auf keinen Fall sollen Schüler zu Werbeträgern für Unternehmen werden. Und genau das ist die NFL: Eines der weltgrößten Sport-Unternehmen mit einem Jahresumsatz von zuletzt 17 Milliarden Dollar. Seit vergangenem Jahr bespielt die NFL auch den deutschen Markt und will im November in Frankfurt zwei Liga-Spiele austragen.
Schulturnier soll nach Düsseldorf verlegt werden
Im Umfeld der geplanten NFL-Spiele sollte in Frankfurt offenbar auch ein Flag-Football-Turnier für Schulen stattfinden. Das steht aber nun, da das hessische Kultusministerium durchgreift, in Frage. Das Ministerium teilt dazu mit. "Nach aktuellem Kenntnisstand wird das Turnier von Frankfurt nach Düsseldorf verlegt."
Die Deutschland-Vertretung der NFL, die nominell zwar in Eschborn bei Frankfurt, tatsächlich aber in Düsseldorf sitzt, hat sich auf hr-Anfrage aktuell dazu bisher nicht geäußert.
Vor einem halben Jahr erklärte das Unternehmen, das Flag-Football-Programm sei eine Nachwuchsfördermaßnahme und vermittele "die von der NFL gelebten Werte wie Respekt, Verantwortung, Integrität und Durchhaltevermögen, sowie die Wichtigkeit eines gesunden, aktiven Lebensstils."
GEW: "Football ja, Werbung nein"
Der Hauptsponsor der NFL in Deutschland, die Deutsche Kreditbank, betont auf Nachfrage, man wolle das Flag-Football-Programm gerne weiterführen, auch in Hessen. Die NFL sei deswegen in einem "konstruktiven Dialog" mit dem Kultusministerium.
Gegen Flag Football an Schulen hat grundsätzlich auch die GEW nach eigenen Angaben nichts einzuwenden. Sie kritisiert aber schon seit geraumer Zeit die Werbepräsenz der Unternehmen im Schuldumfeld. "Football ja, Werbung nein", sagt der hessische Vorsitzende Thilo Hartmann. Es gebe auch schöne Trikots, Bälle und Banden ohne Logo. Dann sei der Flag Football an den Schulen willkommen.
Sendung: hr-iNFO, 02.08.2023, 8 Uhr
Ende der weiteren Informationen