Landgericht Frankfurt Prozess nach tödlicher Attacke mit Zierdolch in Kellerabteil

Wegen Totschlags muss sich ein 65 Jahre alter Mann vor dem Landgericht Frankfurt verantworten. Er soll monatelang illegal in Kellerräumen eines Mehrfamilienhauses gewohnt haben. Als es deshalb zum Streit kam, stach der Mann mit einem Zierdolch zu.

Polizeikräfte vor einem Mehrfamilienhaus in Frankfurt
Polizeikräfte am Tatort in Frankfurt-Sachsenhausen Bild © 5vision.news
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Zu Prozessbeginn gegen einen 65-Jährigen wegen Totschlags zeigte der Angeklagte Reue. "Ich wollte ihn nicht töten. Ich wollte nur meine letzte Zufluchtsstätte behalten - einen Kellerverschlag ohne fließend Wasser", sagte der Verteidiger des Mannes in einer Erklärung am Freitag vor dem Frankfurter Landgericht.

Der 65-Jährige soll bei einem Streit im September 2023 mehrfach auf einen 79 Jahre alten Mann mit einem Zierdolch eingestochen haben. Das Opfer erlitt mehrere Schnitte und innere Verletzungen und starb später in der Universitätsklinik Frankfurt. Der mutmaßliche Täter sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Seit Freitag muss er sich vor dem Landgericht verantworten.

In Kellerabteil gelebt

Grund für den lange schwelenden Konflikt zwischen den beiden und letztlich die tödliche Auseinandersetzung sei die Wohnsituation des 65-Jährigen gewesen. Er habe fast zwei Jahre lang in einem Kellerraum eines Mehrfamilienhauses im Stadtteil Sachsenhausen gewohnt, hieß es in der Anklage. Der 79 Jahre alte Bruder einer Anwohnerin habe ihn mehrfach aufgefordert, den Keller zu verlassen. Auch habe er mehrfach die Polizei gerufen.

Der Verteidiger des Angeklagten erklärte in einer Stellungnahme, dass der Mann seine Tat zutiefst bedauere. Der Angeklagte lebe seit den 1990er-Jahren illegal in Deutschland, nachdem ein Asylantrag wegen politischer Verfolgung abgelehnt worden war, erklärte er. Er habe seinen Lebensunterhalt meist mit Übersetzungen in Internetcafés bestritten und lebte lange auf der Straße. 

2014 habe er dann geheiratet und sei zu seiner Frau gezogen, bis diese ihn 2021 aufforderte, aus der Wohnung auszuziehen. Der Angeklagte habe Angst vor einem erneuten Leben auf der Straße gehabt und sich deshalb auch mit seiner Frau geeinigt, zukünftig das Kellerabteil der Mietwohnung zu bewohnen. Ende 2021 sei er dort eingezogen, und habe sich nicht vorstellen können, dass er dort jemanden störte. 

Angeklagter: "Aus Angst zu dem Zierdolch gegriffen"

Das spätere Opfer traf er erstmals im Juli 2022. Der 79-Jährige habe ihn daraufhin mehrfach aus dem Keller werfen wollen, so seien etwa das Stromkabel zum Keller gekappt, seine Lebensmittel gestohlen und sein Hab und Gut auf dem Boden verteilt worden. Daraufhin schrieb der Angeklagte dem Mann einen Brief, in dem er ihn auch bedrohte.

Der 79-Jährige sei dann am Tattag erneut in den Keller gegangen und habe den Angeklagten nach Angaben der Verteidigung angegriffen und aus dem Keller zerren wollen. Dabei habe der Angeklagte aus Angst zu dem Zierdolch gegriffen und wahllos zugeschlagen. "Glauben Sie mir, ich hatte keine bösen Absichten dabei", erklärte er.

Das Gericht hat weitere Verhandlungstage bis Mitte Dezember angesetzt. Der Prozess wird am kommenden Freitag fortgesetzt.

Sendung: hr INFO,

Quelle: dpa/lhe