Zwischenbilanz Landkreis Kassel: Schäden nach Juni-Unwetter dreimal höher als gedacht
Vollgelaufene Keller, beschädigte Dächer, Schimmel: Gut drei Monate nach dem schweren Unwetter in Nordhessen hat der Landkreis Kassel die Bilanz der Schäden deutlich in die Höhe korrigiert. Allein der Schaden an kreiseigenen Gebäuden wie Schulen liege bei 3,6 Millionen Euro.
Rund drei Monate nach dem starken Unwetter am 22. Juni, das insbesondere in Nordhessen heftige Spuren hinterließ, hat der Landkreis Kassel erneut Zwischenbilanz über die geschätzten Schäden gezogen. Demnach habe sich seit der letzten Schätzung vor zwei Monaten die Schadenshöhe allein an kreiseigenen Gebäuden auf 3,6 Millionen Euro in etwa verdreifacht.
"Wie hoch die Gesamtkosten am Ende ausfallen, bleibt weiter abzuwarten", teilte Landrat Andreas Siebert (SPD) mit. Besonders betroffen seien 28 Schulen, aber auch sechs Gemeinschaftsunterkünfte, das Kreishaus und zwei Außenstellen des Kreises.
Schimmel sorgt für Probleme an Herderschule
Allein an der Herderschule in Kassel liege der Schaden bei rund 750.000 Euro. Dort sei das Dach des Musik-Kunst-Traktes und ein Teil des Turnhallendachs stark beschädigt worden, sagte Schuldezernentin Silke Engler (SPD). Außerdem habe man in den Sommerferien festgestellt, dass durch das eingedrungene Wasser in der Sporthalle Schimmel entstanden sei.
"Wir haben umgehend ein Raumluftgutachten in Auftrag gegeben", sagte Engler. Die betroffenen Bereiche seien umgehend geschlossen worden, vermutlich könne darin erst im November wieder Unterricht stattfinden.
Ahnatal-Schule besonders hart getroffen
Am schwersten hatte das Unwetter im Landkreis die Ahnatal-Schule in Vellmar getroffen. Dort war der Keller mit Wasser vollgelaufen, die Regenmassen kamen außerdem durch die Dächer des Schulgebäudes und der Sporthalle. Die Instandsetzung kostet laut Kreis mindestens 1,3 Millionen Euro.
Auch an den Grundschulen in Vellmar, Bad Emstal und Naumburg sei es zu erheblichen Schäden gekommen. Die Reparaturarbeiten an den beiden Standorte der Kasseler Willy-Brandt-Schule würden vermutlich 450.000 Euro kosten.
Im Ausbildungs‐ und Qualifizierungszentrum in Oberzwehren belaufen sich die Schäden auf rund 250.000 Euro. Für das Kreishaus rechnet der Kreis mit Kosten in Höhe von weiteren 250.000 Euro. "Es wird noch etliche Monate dauern, bis alle Spuren des Unwetters beseitigt sind", hatte Landrat Siebert bereits im Juli angekündigt. Auch jetzt, im September, sei noch nicht absehbar, wie lange genau es noch dauern werde.
1.700 Einsätze in Hessen
Bei dem Unwetter im Juni hatten Gewitter mit Sturm, Starkregen und Hagel viele Schäden in Nordhessen und Teilen des Main-Taunus-Kreises verursacht. Feuerwehrleute und Hilfskräfte waren im Dauereinsatz. In Hessen mussten sie fast 1.700 Mal ausrücken.
Die Feuerwehren waren landesweit vor allem aufgrund umgestürzter Bäume sowie abgedeckter Dächer im Einsatz. In Nordhessen liefen wegen Starkregens auch zahlreiche Keller voll. Es gab erhebliche Beeinträchtigungen im Bahnverkehr.
Hoher Millionenschaden bei Bauern
Auch viele Bauern hatte das Unwetter hart getroffen. Rund 350 landwirtschaftliche Betriebe in Hessen meldeten Schäden auf insgesamt 15.000 Hektar, wie die Bezirksdirektion Gießen der Versicherung "Vereinigte Hagel" Ende Juni mitteilte. Das entspricht etwa 21.000 Fußballfeldern.
Betroffen seien mit 310 Betrieben vor allem Landwirte in Nordhessen, sagte der für Hessen und Thüringen zuständige Bezirksdirektor Jürgen Schuldig-Fritsch. Ein so schweres Schadensereignis habe es in der Region in den vergangenen Jahrzehnten nicht gegeben. "Sehr große Mais-Bestände haben einen Totalschaden erlitten", sagte er.
Die Versicherung "Vereinigte Hagel" ging im Juni von 6.000 beschädigten Äckern landesweit aus, davon allein 5.000 in Nordhessen. Insgesamt rechnet die Versicherung laut Schuldig-Fritsch mit einem Schaden in Höhe von fünf bis sechs Millionen Euro.
Sendung: hr-iNFO, 29.09.2023, 18 Uhr
Ende der weiteren Informationen