Lange Haftstrafe Feuerwehrmann aus Lützelbach wegen Brandstiftung verurteilt
Ein Feuerwehrmann aus dem Odenwald muss für fast sechs Jahre ins Gefängnis. Er legte nach Ansicht des Landgerichts Aschaffenburg wiederholt Feuer im hessisch-bayerischen Grenzgebiet. Seine Kameraden beklagen einen Vertrauensverlust. Sein genaues Motiv blieb unklar.
Wegen mehrfacher Brandstiftung am Untermain ist ein Feuerwehrmann zu einer Haftstrafe von fünf Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Das Landgericht Aschaffenburg (Bayern) sprach den 47-Jährigen wegen Brandstiftung in elf Fällen und versuchter Brandstiftung in zwei Fällen schuldig. Die Brandserie dauerte von Juli 2018 bis Mai 2024.
Mit seinem Urteil liegt das Gericht zwischen den Forderungen von Anklage und Verteidigung. Während die Anklage sechs Jahre Haft verlangte, plädierte die Verteidigung auf fünf Jahre. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
"Leider haben wir das Warum der Taten nicht wirklich klären können", sagte der Vorsitzende Richter Karsten Krebs bei der Urteilsverkündung. Die Brände seien wohl ein Ventil für aufgestauten Frust gewesen, den der 47-Jährige privat, beruflich und auch im Feuerwehrumfeld empfunden habe.
Feuerwehrmann gesteht Hälfte der Brandstiftungen
Mit seiner Brandserie habe der Verurteilte "seinen Feuerwehrkameraden einen Bärendienst" erwiesen, so der Richter weiter: "Die Feuerwehr leistet wichtige Arbeit für die Allgemeinheit und ist in Verruf gebracht worden." Die Brände hätten die Bevölkerung verunsichert. "Man kann froh sein, dass keine Menschen zu Schaden gekommen sind."
Die Staatsanwaltschaft hatte den Feuerwehrmann wegen weiterer Taten angeklagt. Nach ihrer Ansicht war er für zwei Fälle der schweren Brandstiftung, 20 Fälle der vollendeten Brandstiftung und drei Fälle der versuchten Brandstiftung zwischen 2018 und 2024 verantwortlich. Dabei gingen Holzstapel, Wälder, Wiesen und Hochsitze, aber auch das Wochenendhäuschen einer Familie und eine Waldhütte in Flammen auf.
Ende März hatte der IT-Techniker beim Prozessauftakt ein Geständnis abgelegt, wobei er nur rund die Hälfte der 25 aufgeführten Brandstiftungen zugegeben hatte. Für diese 13 Taten wurde er nun verurteilt.
Während die Staatsanwaltschaft Geltungsbedürfnis als Motiv hinter den Taten annahm, gab der 47-Jährige unterschiedliche Gründe an. Bei seiner ersten polizeilichen Vernehmung sprach er davon, dass er die Zusammenarbeit der Feuerwehren in Bayern und Hessen verbessern wollte.
Beim Prozessauftakt sagte er dann, er habe der Feuerwehr zu mehr Lob und Anerkennung durch die Bevölkerung verhelfen wollen. Die Arbeit der Feuerwehr sei aus seiner Sicht während der Corona-Pandemie nicht ausreichend gewürdigt worden. Ein psychiatrischer Gutachter bescheinigte dem Angeklagten vor Gericht narzisstische Züge, was wiederum das Motiv Geltungsbedürfnis nahelege.
Ausgeklügelte Brandsätze
Viele seiner früheren Kameraden verfolgten den Prozess vor dem Aschaffenburger Landgericht. Ingo Jäckel, der Gemeindebrandinspektor von Lützelbach, äußerte sich gegenüber dem Bayerischen Rundfunk zu dem Fall: "Ich bin vom Glauben abgefallen, als ich davon gehört habe! Das ist ein Gesichtsverlust, ein Vertrauensverlust für uns alle." Man habe die Sache im Kreis der Freiwilligen Feuerwehr thematisiert und entschieden, offen damit umzugehen. "Es war einer von uns", betont Jäckel, "aber wir sind da zum Löschen und Helfen und das werden wir auch weiterhin tun."
Die Brandstiftungen hatte der IT-Techniker nach Überzeugung des Gerichts äußerst planvoll vorbereitet. Er suchte demnach bewusst Gemeinden aus, die von seinem Wohnort ablenkten. Dazu baute er sich selbst entzündende Vorrichtungen, die erst viele Stunden später in Brand gerieten.
Außerdem überzog er die Konstruktionen mit einem brennbaren Lack, der Spuren wie Fingerabdrücke oder DNA vernichtete. Schlussendlich wurde ihm dann doch eine DNA-Spur zum Verhängnis - sichergestellt nach einer missglückten Brandstiftung.