Ungewöhnliche Himmelserscheinung Es war Schrott

Mysteriöse Lichter sind über dem hessischen Nachthimmel gesichtet worden. Die Spur führt zum Raumfahrt-Unternehmen von US-Milliardär Elon Musk.

Lichter am Nachthimmel, die aussehen wie ein Schweif
Ungewöhnliche Lichter wurden am Nachthimmel über Kassel gesichtet. Bild © Simon Binnenmarsch (hr)
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Ungewöhnliche Himmelserscheinung: Es war Schrott

hs 19.02.2025
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Ein Lichtschweif am nächtlichen Himmel hat am frühen Mittwochmorgen auch in Hessen für Aufregung gesorgt. Auch in anderen Teilen Deutschlands war die Erscheinung zu sehen.

Wie ein Sprecher des Weltraumkommandos der Bundeswehr mitteilte, habe es sich um einen unkontrollierten Wiedereintritt eines Teils einer Falcon-9-Rakete in die Atmosphäre gehandelt. Es gebe keine Erkenntnisse, dass Trümmerteile auf Deutschland gefallen sein könnten, sagte der Sprecher. Die hessische Polizei bestätigte auf hr-Nachfrage, sie sei darüber informiert gewesen, dass es ein solches Phänomen geben könnte.

Auf seiner Internetseite gab das Raumfahrt-Unternehmen SpaceX von Elon Musk bekannt, dass eine Falcon 9 um 0.21 Uhr deutscher Zeit 23 Starlink-Satelliten in die erdnahe Umlaufbahn brachte. Bei der Falcon 9 ist die erste Raketenstufe - der sogenannte Booster - wiederverwendbar. Der Booster wird nach seiner Abkopplung also wieder gelandet. Die zweite Raketenstufe verglüht dagegen in der Atmosphäre.

"Ziemlich sicher Weltraumschrott"

Eine Erklärung, die sich mit der Einordnung von hr-Weltraumexperte Dirk Wagner deckt: "Für mich sieht das ziemlich sicher nach Weltraumschrott aus." Dieser habe sich offenbar beim Eintritt in die Atmosphäre zerlegt.

Dafür sei typisch, dass mehrere Objekte zu sehen gewesen seien, die einen Schweif hinter sich herzogen. "Das spricht für ein Objekt, das sich beim Eintritt in mehrere kleine Trümmerstücke zerlegt hat, die dann - jedes für sich - verglühen", sagte Wagner.

Wenn hingegen ein Meteorit in der Erdatmosphäre verglühe, ziehe dieser meistens eine Leuchtspur hinter sich her - ähnlich der einer Sternschnuppe, die am Ende vielleicht noch zerplatzt.

Viele Anrufe bei UFO-Meldestelle

Die Himmelserscheinung sei über Deutschland teils fast zwei Minuten lang zu sehen gewesen, erklärte Hansjürgen Köhler von der UFO-Meldestelle CENAP in Lützelbach (Odenwald). Ab 4.48 Uhr habe sein Telefon nicht mehr stillgestanden, weil so viele Leute ihm das Phänomen schilderten.

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Von Hessen bis an die Nordsee gingen Sichtungen beim CENAP ein, dem wissenschaftlich arbeitenden Centralen Erforschungs-Netz außergewöhnlicher Himmels-Phänomene. Bis zum Vormittag hatten sich Köhler zufolge schon etwa 120 Anruferinnen und Anrufer gemeldet.

"Wie im Science-Fiction-Film"

Auf hr3 berichtete ein Landwirt aus Lichtenfels (Waldeck-Frankenberg) von seiner Sichtung. "Das war schon irgendwie phänomenal." Er sei gerade auf dem Feld beim Düngen gewesen, als er das Himmelsphänomen sah. "Das sah aus wie ein Science-Fiction-Film eigentlich eher - dass die Aliens landen."

Etwas Vergleichbares habe er noch nie beobachtet. "Da hat sich was zerteilt, es haben Streifen geglüht, in Weiß und Rot und Orange, und dann ist es so langsam am Horizont verschwunden. Das war schon irgendwie phänomenal."

ESA hat rund 40.000 Schrottobjekte auf dem Radar

Eine Seltenheit ist das Sichten von Weltraumschrott Wagner zufolge nicht. Er sprach von rund 39.000 Weltraumschrott-Objekten, die derzeit von der europäischen Raumfahrtagentur ESA in Zusammenarbeit mit den Amerikanern beobachtet werden.

Nach Angaben des Weltraumkommandos der Bundeswehr können diese Objekte über allen möglichen Orten der Welt verglühen - häufig passiere das über dem Meer und werde deswegen kaum bemerkt. Die in der Nacht sichtbare Raketenstufe sei irgendwo über Nordirland oder Großbritannien in die Atmosphäre eingetreten, und deswegen auch von Deutschland aus sichtbar gewesen.

Dass solche Raketenteile auf der Erde einschlügen, komme aber so gut wie nie vor, wie ein Sprecher des Weltraumkommandos erklärte. "Es ist sehr, sehr selten, dass etwas den Wiedereintritt und das Verglühen übersteht." Es sei nun auch nicht zu erwarten, dass alle paar Tage so ein Schauspiel am Himmel über Deutschland auftrete, obowohl SpaceX aktuell mehrere Falcon-9-Raketen starten lässt. Denn meistens kämen die Raketenteile eben woanders runter.

Sichtungen in Hessen

Immer wieder kommt es auch in Hessen zu Sichtungen - ebenso wie zu Verwechslungen zum Beispiel mit Kondensstreifen von Flugzeugen, wie im März vergangenen Jahres.

Redaktion: Anikke Fischer

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe