Kehrtwende nach massiver Kritik Gnadenhof statt Genickbruch: Tierschützer helfen Limburg aus der Tauben-Falle
Es galt als beschlossen: In Limburg werden die Stadttauben per Genickbruch getötet. Die Kritik daran war groß, es kam zu Beleidigungen und Bedrohungen. Jetzt soll es eine andere Lösung geben, Limburg sucht Taubenfänger.
Limburg, die Stadt der Taubentöter – der Ruf der mittelhessischen Stadt hat in den vergangenen Wochen arg gelitten. Der Beschluss, die Stadttauben per Genickbruch töten zu wollen, brachte der Stadt sogar im Ausland negative Schlagzeilen ein. Doch ihr ist nun eine Lösung zugeflogen, die den Ruf zumindest ein wenig aufpolieren könnte.
Gnadenhof für Tauben
Statt sie zu töten, will Limburg einen Großteil der Tiere nun in ein Taubenhaus nahe der tschechischen Grenze bringen. Dafür liege ein Angebot der Tierschutzgemeinschaft Gut Aiderbichl vor, heißt es in einer Mitteilung der Stadt vom Montag. "Wir werden dieses Angebot als ein gegenüber der Tötung deutlich milderes Mittel gerne annehmen", sagte Bürgermeister Marius Hahn (SPD).
Rund 200 Tauben sollen demnach nach Eslarn östlich von Nürnberg gebracht werden. Dort gibt es ein riesiges Taubenhaus – eine Art Gnadenhof für die Vögel. "Dort unterzukommen ist für die Limburger Tauben sicherlich eine gute Alternative", so Hahn.
Freiwillige Taubenfänger gesucht
Aufgabe der Stadt sei es nun, die Tauben zu fangen und unterzubringen, bis sie abgeholt werden. Dafür sucht die Stadt noch Freiwillige: Wer beim Taubenfangen helfen will, soll sich bei der Stadt melden. Das Gut Aiderbichl will die Kosten für den Transport und die anschließende Unterbringung übernehmen.
Hahn hofft, mit dieser Lösung sogar ganz um das Töten von Tauben herumzukommen. In der Innenstadt wurde eine Population von rund 700 Tieren ermittelt, erklärtes Ziel sind 300. "Finden sich anschließend noch weitere Institutionen und Einzelpersonen, die Limburger Tauben übernehmen, lässt sich die angestrebte Population idealerweise ganz ohne eine Tötung erreichen", heißt es in der Mitteilung.
Beschimpfungen und Bedrohungen
Mitte Juni hatten die Limburger Bürgerinnen und Bürger mit einer knappen Mehrheit für einen Beschluss der Stadtverordneten gestimmt, die Tauben im Stadtgebiet per Genickbruch zu töten. Tierschützer sprachen von einem "schlimmen Tag für das Tierrecht".
Die Reaktionen fielen teils heftig aus. Die Stadt berichtet von "Beschimpfungen, Beleidigungen und Bedrohungen" gegenüber Mandats- und Funktionsträgern sowie Mitarbeitenden der Verwaltung.
Auch international sorgte die Entscheidung aus Limburg für Aufregung. In den USA griff Satiriker Stephen Colbert das Thema in seiner TV-Sendung auf, sprach von "Germany's Pigeon Murder Plan" (deutsch: Deutschlands Tauben-Mörderplan) und fragte skeptisch dazu "Hey Germany ... you okay?"
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Tierschutzbund: Nur kurzfristige Lösung
Der Deutsche Tierschutzbund begrüßte die "Aufgeschlossenheit der Stadt gegenüber Hilfsangeboten", teilte jedoch mit, mit dieser kurzfristigen Lösung sei es nicht getan. Die Zahl der Tiere werde zwar kurzfristig reduziert, dann aber schnell wieder ansteigen. "Daher ist die Stadt weiterhin in der Pflicht, ein Stadttaubenmanagement mit Eiertausch zu etablieren."
Auch die Tierschutzorganisation Peta fordert den Umzug der Tiere in betreute Taubenschläge, wo man die Eier der Vögel gegen Attrappen austauschen und so die Population "nachhaltig und ohne Leid" reduzieren könne.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 02.07.2024, 16.45 Uhr
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