Streit um Schulden eskaliert Mehr als 3.200 Menschen in Dietzenbach ohne Warmwasser

Das Wasser in Wohnungen von mehr als 3.200 Menschen im Spessartviertel in Dietzenbach bleibt seit Mittwoch kalt. Fünf Hochhäusern wurde die Fernwärme abgestellt. Voraus ging ein Streit um ausstehende Zahlungen.

Wasser strömt aus einer Duschbrause.
Aus der Dusche kommt nur kaltes Wasser. (Archivfoto) Bild © Colourbox.de
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3.200 Mietern soll Warmwasser abgestellt werden

Geschäftsführer Energieversorgung Dietzenbach
Bild © hr
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In Dietzenbach (Offenbach) ist ein Streit über Schulden einer Hausverwaltung derart eskaliert, dass der Energieversorger am Mittwoch gegen 11 Uhr die Fernwärme und damit das Warmwasser in fünf Hochhäusern bis auf Weiteres abgestellt hat.

Um 8 Uhr war der Hausverwalter dem schon zuvor gekommen und hatte die Wärmepumpen abgedreht. Betroffen sind mehr als 3.200 Menschen in fünf Wohnhochhäusern.

Mehr als 500.000 Euro Rückstand laut Versorger

Der Energieversorger Dietzenbach (EVD) wirft der für die Hochhäuser zuständigen Immobilienverwaltung FFM GmbH vor, mit mehr als 500.000 Euro im Zahlungsrückstand zu sein. Weil eine Frist verstrichen sei, habe man die Fernwärme bis zur Zahlung gesperrt.

Nach Angaben des Versorgers EVD vom Donnerstag gibt es weiter keine Rückmeldung seitens des Verwalters. Dieser hätte demnach eine Ratenzahlung für die offenen Beträge und eine Sicherung der laufenden Summen zusichern sollen, darauf aber nicht reagiert.

Zahlung eingegangen, aber nicht ausreichend

"Bei der letzten Mahnung haben wir schon auf die Sperrung hingewiesen, ohne Erfolg, ohne Rückmeldung", hatte Guido Schick, Geschäftsführer der EVD, dem hr am Dienstag gesagt. Die Sperr-Androhung sei dann mit zwei Wochen Vorankündigung rausgeschickt worden.

Daraufhin sei seitens der Verwaltung zwar eine Zahlung geleistet worden. Diese entspreche in der Höhe aber bei Weitem nicht dem, was zu begleichen wäre, sagte Schick. Es seien nur 92.000 Euro auf dem Konto eingegangen, während die Immobilienverwaltung behaupte, 200.000 Euro überwiesen zu haben.

Verwalter schiebt Versorger Verantwortung zu

Der Geschäftsführer der Verwaltung, Marcel Haufschild, stellte die Situation am Dienstag anders dar: "Die Lücke ist entstanden durch die massive Erhöhung der EVD Fernwärme von circa 30 Prozent." Außerdem gebe es Ausfälle von 15 Prozent durch nicht zahlungsfähige Wohnungseigentümer.

Das Abstellen trifft die Bewohnerinnen und Bewohner, dabei ist die Hausverwaltung für die ausstehenden Zahlungen verantwortlich. Die meisten Bewohner sollen ihre Nebenkostenzahlungen und damit auch den Abschlag für die Fernwärme gegenüber der Verwaltung geleistet haben, so der Kenntnisstand der EVD, auf den sich die Offenbach Post bezieht. Eine angekündigte Demo der Bewohner am Mittwochnachmittag fiel aus.

Streit schon vor Gericht

Dietzenbachs Bürgermeister Dieter Lang (SPD) bezeichnet den Schritt, den die EVD gegangen ist, im Interview mit dem hr gegenüber als bitter. Dennoch stehe er hinter der Entscheidung der Geschäftsführung. Über Monate sei es unmöglich gewesen, mit der Hausverwaltung zu einem Ergebnis zu kommen. Irgendwann sei Schluss. Nun gelte es, die Sperre so kurz wie möglich zu halten. "Wir zahlen alle unsere Nebenkostenabrechnungen - die Menschen haben ein Recht darauf, zu wissen, wo ihr Geld hingegangen ist", so Lang.

Um die Immobilienverwaltung FFM gibt es im Spessartviertel seit längerem Ärger. Der Verwaltung wird unter anderem vorgeworfen, bei Eigentümerversammlungen mit Vollmachten zu hantieren, um Mehrheiten zu organisieren. Auch Gerichte hat der Streit schon monatelang beschäftigt. Bevor allerdings eine Entscheidung gefallen ist, löst meist eine neue Hausverwaltung die alte ab.

Weitere Informationen

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 05.09.2023, 19.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Wolfgang Hettfleisch/Bernd Arnold/Heiko Schneider